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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Kommissarin Fendt.
    Freiberg nickte ihr anerkennend zu. »Weiter so. Du bist auf dem Wege der Besserung und Integration. Mutig drauflos spekulieren – das ist unsere Art des Brainstormings. Jetzt aber nicht haltmachen auf dem Weg ins Ungewisse. Das Denkbare muß gedacht werden, und dann werden wir es auf seinen Wahrscheinlichkeitsgehalt hin abklopfen.«
    Barbara Fendt hatte keinesfalls vor, ihre Phantasie zu zügeln.
    »Wenn jemand die Ellers loswerden wollte, dann bestimmt nicht in ihrer Eigenschaft als Callgirl. Ein Sexualmord wird spontan an Ort und Stelle vollbracht – aber doch nicht so wie in unserem Fall. Am ehesten könnte ich mir vorstellen, daß ihr Tod mit dem früheren Job im Bundeskanzleramt zu tun hat.«
    »Du willst doch nicht sagen, daß von dort Killer-Kommandos durch Feld und Flur gejagt werden, um frühere Mitarbeiter mundtot zu machen«, wunderte sich Lupus. »Das wäre im höchsten Maße unfein und undemokratisch.«
    »Dein Brain stimmt wohl nicht«, gab Barbara zurück. »So schlechte Scherze erlauben wir uns nicht einmal bei Rausch und Sex im zweiten K. – Mal ernsthaft: Irmela Ellers hatte Zugang zu interessanten Informationen über Zukunftstechnologien. Für solche Informationen zahlen unsere Wirtschaftsmanager viel Geld, wie ich annehmen möchte; jedenfalls mehr als für den Jour fixe.«
    »Zieh den Kopf ein, wenn du so weiter spekulierst«, mahnte Lupus. »Sonst kommt der Werkschutz und dreht ihn dir ab.«
    Freiberg hatte dem Geplänkel aufmerksam zugehört. »Phantasie hast du wirklich, Kommissarin; deine Spekulationen darf man nicht anfeuern, die muß man bremsen.«
    Sie ließ sich nicht bremsen: »Oder sie hat’s mit einem von ganz oben getrieben, und der könnte etwas dagegen haben, daß ihm seine Eskapaden im nächsten Wahlkampf vor die Nase gehalten werden.«
    »Na, na«, versuchte Lupus den Redefluß zu stoppen. »Leben wir denn in Kiel?«
    Barbara Fendt holte noch einmal aus: »Wäre nicht auch ein Fall von Spionage denkbar? Ausgebrannte Informantin wird abserviert und umgebracht? – Ja, habt ihr denn im ersten K. gar keine Phantasie?«
    »Oha, Barbara, immer langsam voran«, dämpfte Freiberg.
    »Eine Fixerin liegt tot am Kaiser-Wilhelm-Stein, und du bist erst einmal absolut gegen das Spekulieren, zauberst dann aber die Motive für einen Mord nur so aus dem Hut. – Nun müssen wir sie der Reihe nach beleuchten: Sex im Kanzleramt – diesem Haus mit dem Charme einer Maschinenhalle? Ach Gottchen, schön wär’s.
    Informationen für Wirtschaftsmanager? Nicht schlecht, Frau Specht, Spionage? Daran habe ich auch schon gedacht und kurz mit Sörensen vom neunzehnten K. darüber gesprochen. Aber das Staatsschutzkommissariat hat bezüglich der Ellers keine Erkenntnisse. Auch der Personalreferent im Kanzleramt hat nichts in dieser Richtung angedeutet. Nach dem Fall Guillaume sind dort die Sicherheitsüberprüfungen so verstärkt worden, daß jedenfalls ein Einstieg mit falscher Legende nicht mehr möglich sein dürfte; und eine Anwerbung von bereits Etablierten gehört mit zum Schwierigsten, was es für die Dienste gibt.«
    »Soll ich mir den Repräsentanten der deutschen Wirtschaft noch einmal vornehmen?« fragte Lupus.
    »Abwarten!« antwortete Freiberg. »Ich werde Sörensen bitten, nun auch alle Angehörigen des Clans, soweit sie im öffentlichen Dienst sind, gründlich zu überprüfen. Karteiauskünfte genügen dafür nicht. Er muß sich mit dem Verfassungsschutz, mit BND und dem MAD kurzschließen. Wir müssen unbedingt Klarheit haben, ob sich jemand verdächtig gemacht hat. Das wär’s fürs erste. Barbara, ich drücke dir die Daumen, daß du unseren V-Mann erwischst. Warten wir ab, was der gute Hoffie zu den Fotos sagt.«

 
    14
     
     
     
    Mario Pavone hatte vor einem halben Jahr, nach seiner Übersiedlung aus dem Libanon, ein Appartement in der neuen Wohnanlage im rechtsrheinischen Bonn-Beuel gemietet, eine sündhaft teure Angelegenheit. Doch der Blick über den Rhein hinweg zur Silhouette der Stadt entschädigte reichlich.
    Jan Kubitzka hatte ihm telefonisch mitgeteilt, daß in Hangelar ein fast werksneues Flugzeug zum Verkauf angeboten würde, weil der Besitzer eine Bauchlandung fabriziert habe.
    »Willst du mir einen Schrotthaufen andrehen?« Pavone war wütend über die Zumutung, eine solche Maschine kaufen zu sollen. »Ich suche einen Vogel im Bestzustand, aber doch keine Kiste, die ein Sonntagsflieger auf den Boden gebumst hat.«
    »Reg dich ab, Sportsfreund«,

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