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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Ellers Umgang hatte?«
    »Nein, darüber ist kein Wort gefallen.«
    »Wußten Sie, daß sie rauschgiftsüchtig war?«
    »Auch das habe ich nicht gewußt und auch nichts Derartiges bemerkt.«
    »Jetzt, so hoffe ich, die letzte Frage«, sagte Lupus: »Wann haben Sie das Bristol verlassen?«
    »So um Mitternacht«, antwortete der Repräsentant der Wirtschaft. »Ich habe mich mit einer Taxe zum Rhein-Center bringen lassen.«
    »Danke für die Auskünfte«, sagte Lupus kurz angebunden und stand auf. »Falls sich noch Fragen ergeben sollten, werde ich mich melden.«
    Dr. Stakewerth erhob sich ebenfalls. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn wir uns dann an einem neutralen Ort treffen könnten. Meine Sekretärin muß nicht alles wissen. – Ich gebe Ihnen meine Durchwahlnummer.«
    Lupus hatte Gelegenheit, noch einen letzten Triumph auszukosten und antwortete: »Danke, die habe ich ja schon aus der Akte des Callgirls.«
    Doktor Stakewerth geleitete seinen Besucher durch das Vorzimmer und verabschiedete ihn mit einem Händedruck, der so lange dauerte, daß die Sekretärin daraus eine gewisse Herzlichkeit entnehmen durfte.

 
    13
     
     
     
    Der Fall Irmela Ellers war jetzt eine Woche alt. Die bei jeder Ermittlung entscheidenden ersten Tage hatten zwar noch keine greifbaren Ergebnisse gebracht, aber Kommissar Freiberg gewann den Eindruck, daß das Dunkel nicht mehr undurchdringlich erschien. Irgendwo begannen sich die Fäden zu verknüpfen, irgendwo, allerdings noch weit ab in der Ferne. Ihm war klar, daß er die Fäden in der Hand behalten und vorsichtig daran ziehen mußte, ohne sie zu zerreißen. Er fieberte nach weiteren Informationen. Lupus und Ahrens hatten sich bei ihm eingefunden, um zu berichten. Barbara Fendt war am Vormittag kurz entschlossen nach Köln gefahren, um sich mit V-Mann Hoffie zu treffen. Sie hatte Fräulein Kuhnert gesagt, daß sie alles versuchen werde, rechtzeitig zur Besprechung zurück zu sein.
    Freiberg sah auf die Uhr: »Die Zeit läuft uns davon – fangen wir an.«
    Als erster berichtete Ahrens von seiner Recherche bei dem zweiten Deutschen, der auf Irmela Ellers Liste stand: Dieser Mann vertrete eine Interessengruppe für Sauberkeit in Staat und Verwaltung. Er sei fast in Ohnmacht gefallen, als er erkennen mußte, daß seine Mittwoch-vormittags-Gespielin nicht nur ihm, sondern auch noch anderen Herren ihre Gunst gewährt hatte. Nach einigem Herumdrucksen habe er dann eingeräumt, daß ihn ein Rendezvous jedesmal dreihundert Mark gekostet habe. Seine Familie habe darunter aber nicht gelitten. »Der hat mich regelrecht angefleht, über die Angelegenheit Stillschweigen zu bewahren«, erläuterte Ahrens. »Der Mann hat ein sicheres Alibi. Zur Zeit, als Irmela Ellers starb, hat er den ganzen Tag an einer Informationsreise zu verschiedenen Strafvollzugsanstalten teilgenommen. Kuhnert und ich haben das nachgeprüft; es stimmt.«
    »Also können wir den streichen«, stellte Freiberg fest. »Und wie sieht es bei dir aus, Lupus? Hast du durch Sanftmut und Güte den Repräsentanten der deutschen Wirtschaft zum Sprechen bringen können?«
    Lupus grinste unverschämt und zog dabei den Mund so in die Breite, daß es aussah, als bekämen die Ohren Besuch. »Ich war heute einfach unwiderstehlich, Chef. Erst wollte der Herr mich durch seinen Vorzimmerdrachen abservieren lassen; daraufhin habe ich meinen Zauberspruch gesagt, und schon öffnete sich die Tür. Für mich ist es immer wieder das große Erlebnis, einen Wirtschaftsboß schrumpfen zu sehen, wenn man ihm den Dreck unter die Nase hält, den er am Stecken hat.« Lupus beschrieb den Herrn mit Nadelstreifen und Stützwelle sehr plastisch und rekapitulierte den Verlauf des Gesprächs.
    »Und was hat dieser Gentleman bezahlt?« fragte Fräulein Kuhnert neugierig.
    »Einiges mehr«, erläuterte Lupus und sah Ahrens an. »Mehr jedenfalls, als ein Staatsdiener sich auf Dauer leisten könnte. – Jede Woche fünfhundert beim Jour fixe. Aber auch dieser Herr hat ein Alibi; das hat ihm der stets hilfsbereite Presse-Mauser mit seiner Lügenoptik verschafft. Hier ist die Zeitungsmeldung mit Bild, aufgenommen kurz vor Mitternacht im Hotel Bristol.«
    Freiberg nahm den Presseausschnitt entgegen und betrachtete ihn eingehend. »Sieh an, auch der Bekannte von Kubitzka ist mit von der Partie; Mario Pavone umschwänzelt die Frau Minister. – Ob der Konsul wohl auch dort war?«
    Lupus stand auf und nahm sein Notizbuch mit. »Das werden wir gleich wissen. Ich rufe den

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