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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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in der Kaffeemaschine brodelte, stellte die gute Seele des 1. K. drei ziemlich angeschlagene Tassen auf den Tisch. »Ich möchte auch wohl ein Schlückchen; diese Monika tut mir richtig leid. Wie kann ein kluges Kind nur so dumm sein.«
    Lupus grinste. »Liebe macht nicht nur blind; sie macht auch beschränkt – und aggressiv.«
    »Wölfe sind auch nicht immun gegen Strychnin«, konterte sie. »Sei vorsichtig, wenn du Zucker in den Kaffee rührst.«
    Als die Tassen gefüllt waren, schob Lupus ihr die Zuckerdose zu. »Vorkosten bitte!«
    »Bei mir immer ohne!« Damit landete die Dose wieder vor Lupus.
    Die stimmungsvolle Idylle wurde vom Schnarren des Telefons unterbrochen. Freiberg hob ab und hatte den verantwortlichen Kommissar von der Absturzstelle in der Leitung. »… was wollen die Leute von der Flugunfalluntersuchungsstelle? – Ach so, die Leiche soll schnellstens abtransportiert werden, damit die Spezialisten die Reste des Cockpits untersuchen können«, wiederholte er die Worte. »Einverstanden – sofort ab damit in die Rechtsmedizin. Ich fahre von hier aus zum Institut.«
    Freiberg griff wieder zur Tasse und trank einen kräftigen Schluck. »Ich bin verdammt gespannt, ob FUS und Rechtsmediziner noch Überraschungen für uns haben. – Kuhnert, pardon, wir müssen wandern. Lupus, nimm UNI 81/15 und raus zumFlugplatz. Hör dich um. Du kannst Ahrens jetzt offen einsetzen. Ich komme dazu, sobald ich erste Ergebnisse habe.«

 
    19
     
     
     
    Scharen von Journalisten hatten die beiden Lokale am Flugplatz Hangelar in Beschlag genommen. Im »Cumulus« hatten sich zwei Aufnahmeteams vom Fernsehen breitgemacht; sie hielten über Sprechfunk Verbindung mit den Kollegen, die an der Unfallstelle filmten.
    Zahlreiche Gäste des »Cumulus« staunten, mit welchem Eifer sich Augenzeugen und Wichtigtuer vor die Objektive drängten. Schließlich ist es ja auch kein alltägliches Ereignis, wenn ein Konsul mit der »Rust-Maschine« auf mysteriöse Weise vom Himmel fällt. Wild wucherten die Gerüchte von geheimnisvollen Hintermännern, für die Kubitzka gearbeitet habe. Seine Geschäfte mit Industrieanlagen im Nahen Osten hätten doch nur dem Aufbau von Waffenfabriken gedient. Das habe die Geheimdienste auf den Plan gerufen, die ihm dann die Bombe unter den Hintern praktiziert hätten.
    »Unsinn!« hielten die Möchtegernflieger dagegen. Die Cessna sei alt gewesen; ob denn noch niemand etwas von Materialermüdung gehört habe.
    Ganz Schlaue wollten wissen, daß man von einem Zusammenstoß mit einem Hubschrauber munkele. Nicht ohne Grund seien dauernd BGS-Maschinen hin und her geflogen. »Das ist ja nun der vollkommenste Quatsch«, ereiferten sich gleich mehrere Anwesende. »Die haben versucht zu retten, was zu retten war.« Aber der Konsul sei vollkommen verbrannt; es müsse gräßlich ausgesehen haben an der Unfallstelle. Mehrere junge BGS-Leute hätten den Anblick nicht durchgestanden und seien mit dem Rettungshubschrauber gleich nach Köln ins Krankenhaus geflogen worden.
    Überhaupt sei das alles politisch, flüsterten einige hinter vorgehaltener Hand ihren Nachbarn zu. Draußen arbeite schon ein Team von Spezialisten aus Braunschweig, um den geheimnisvollen Vorfall aufzuklären.
    In den Räumen bei »Tant’ Tinchen« war die Luft so dick, daß sie im Falle des schlagartigen Entweichens den Segelfliegern glatt einen Auftrieb von zwei bis drei Metern in der Sekunde gebracht hätte. Hier saßen sie dicht gedrängt, die wirklichen Flieger und Mitflieger, die natürlich den Unfall Meter für Meter rekonstruiert hatten. Jeder zweite hatte schon einmal einen noch dramatischeren Absturz vor Augen oder war ihm mit knapper Not entgangen. Sie hatten viel Zeit für Gespräche, denn der Platz war ja gesperrt und der Flugbetrieb eingestellt.
    Presse-Mauser mit Ahrens im Gefolge wurde mit großem Hallo begrüßt. »Wer von euch fliegt die Cessna oder hat sie schon mal geflogen?« brüllte Mauser über die Köpfe hinweg. Mehr als ein Dutzend Hände fuhren hoch. – Kein Wunder, denn mit dieser Maschine wurde hier in Hangelar auf der Luftfahrerschule NRW geschult.
    Immer wieder kam die Bestätigung, daß der Vogel absolut narrensicher sei. Wenn sich der Pilot nicht extrem dämlich anstelle, könne die One-seven-two gar nicht vom Himmel fallen. »In manchen Fällen würde sie ohne Pilot bestimmt besser fliegen als mit einem Aviatiker am Steuer«, stellte ein alter Hase fest und fand Zustimmung durch Gelächter. »Auf die wackere

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