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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Fast jeder hat mal geschnüffelt. Erst war’s kostenlos, aber bald hat Jan gesagt, wir müßten wenigstens den Einkaufspreis bezahlen. Der Preis ist dann immer höher gestiegen. Zuletzt hat eine kleine Portion zweihundert Mark gekostet. Da kamen an einem Abend schnell ein paar Hunderter zusammen. – Aber über soviel Geld verfüge ich doch nicht!«
    »Also haben Sie Schuldscheine unterschrieben, und der Konsul hat Sie erpreßt?«
    Monika Bakus schluchzte noch einmal auf. »Nein, so war es nicht, wirklich nicht. Ich habe ihm einen Gefallen tun wollen, weil ich ihn liebte; aber von seiner Seite war es doch wohl nichts anderes als schneller Sex.«
    »Sie haben ihm also die Papiere geliefert?«
    Sie seufzte. »Ja, das alles ist mir jetzt sehr unangenehm; aber was richtig Geheimes war es nicht, nur ein Bericht über die Optoelektronik. Mein Referatsleiter hat darüber oft geflucht: ›Welcher Idiot hat das schon wieder zur Verschlußsache gestempelt? In der Frankfurter Allgemeinen liest man es besser und genauer‹, hat er gesagt. Ich habe mir gedacht, daß es für die Entwicklung des kleinen Landes nützlich sein könnte, wenn ich Jan den Bericht gebe, in dem ja keine wirklichen Geheimnisse stehen.«
    »Für welches Land?«
    »Na, für Kubitzkas Republik. Er hat gemeint, die Russen und Amerikaner würden allen kleinen Staaten das Fell über die Ohren ziehen. Jeder vernünftige Mensch müsse auf seine Weise dazu beitragen, Entwicklungshilfe zu leisten. – Und dafür habe ich die Kopien gemacht.«
    »Das war nicht sehr klug.«
    »Dumm war es; blöd bin ich gewesen. Aber Gott sei Dank nur das eine Mal – und meinen Job bin ich auch wohl los.« Sie zeigte den Anflug eines Lächelns. »Aber er konnte auch lieb sein – und jetzt ist er tot. – Hat er sehr gelitten?«
    »Kaum. Alles hat nur Sekunden gedauert«, beruhigte Freiberg sie. »Ich war an der Unfallstelle. Der Tod ist ganz schnell eingetreten. – Wissen Sie, ob Kubitzka Feinde hatte?«
    »Jan? – Nein, der hatte nur Freunde.«
    »Ist er noch von anderen Freunden aus dem Clan mit Material beliefert worden – geheime Papiere, Dokumente, Drucksachen oder so etwas?«
    »Nein, davon habe ich nichts bemerkt. Aber was heißt das schon? Ich war blind und verliebt. – Muß ich dafür jetzt ins Gefängnis?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Freiberg. »Aber Sie wissen ja, hier sind Sie bei der Mordkommission. Für die nachrichtendienstliche Seite ist mein Kollege Sörensen vom neunzehnten Kommissariat zuständig. Er ist ein netter und ruhiger Mensch; aber ziehen Sie vor ihm keine Schau ab – dann wird er sauer. Erklären Sie ihm alles ganz offen. Sie brauchen Kubitzka nicht zu schonen. Er hat es nicht verdient.«
    Monika Bakus steckte energisch ihr feuchtes Taschentuch in die Tasche. »Sie haben recht, Herr Kommissar; er hat es wirklich nicht verdient.«
    »Wenn Sie das Protokoll unterschrieben haben, gehen Sie mit Fräulein Kuhnert zum Kollegen Sörensen. Ich melde Sie telefonisch an und werde ein gutes Wort für Sie einlegen.«
     
     
    »Es hat etwas länger gedauert«, meldete Lupus sich zurück. »KTU hat den Rest vom Hunipack vereinnahmt. Die wollen ein Labor der Universität einschalten, damit die Analyse hieb- und stichfest ist. Deine Prognose war richtig: Heroin – vermutlich mit Strychnin gestreckt. Damit hätten wir also das corpus delicti. – Warum bist du allein?«
    »Barbara ermittelt außerhalb, und unsere Kuhnert bringt Monika Bakus zu Sörensen; bei dem habe ich eben um Milde gebeten. Das Mädchen ist völlig am Boden zerstört. Sie war offensichtlich blind vor Liebe und hat ihrem Konsul ›Entwicklungshilfe‹ geleistet. Der scheint die Frauen ausgenommen zu haben wie die Weihnachtsgänse.«
    »De mortuis nihil…« bremste Lupus seinen Zorn. »Aber ohne den Flugzeugabsturz wäre es schwerer gewesen, ihm den Tod der Ellers anzukreiden. Für die neuen Probleme sind – dem Himmel sei Dank – andere Kommissariate zuständig.«
    Freiberg stand auf, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Dann stellte er den bei Kubitzka erbeuteten Papierkorb auf den Schreibtisch und legte die Asservate wieder hinein. »Das Dreckzeug geht ab ins zweite Kommissariat. Rausch und Sex kann sich mit dem Neunzehnten kurzschließen, und wir machen in der Sache Ellers einen schönen Schlußbericht.«
    Fräulein Kuhnert war inzwischen zurückgekommen und rief durch die Tür: »Kaffee?«
    »Dringend!« antwortete Freiberg.
    »Und stark«, fügte Lupus hinzu.
    Während das Wasser

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