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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Cessna lassen wir nichts kommen. Das ist wie mit der braven Dicken zu Hause; – haben möchte man lieber eine rassige Schlanke, mit Power im Hintern.«
    »Und der Konsul – konnte der fliegen?« fragte Mauser.
    »Da gibt’s keinen Zweifel. Red mal mit dem Mario Pavone, der ist mit ihm in den letzten Tagen durch die Gegend kutschiert, bis er seine rassige Schöne mit dem Namen ›Mooney‹ gefunden hat. Dort draußen auf der Terrasse sitzt er stumm vor seinem Bier.«
    Mauser schlenderte langsam zur Tür, und ganz selbstverständlich folgte ihm Ahrens, der fleißig nach rechts und links fotografierte.
    Pavone hob die Hand und winkte die beiden heran.
    Hier bei »Tant’ Tinchen«, dem Stammlokal der Motor- und Segelflieger aus dem Deutschen Aero-Club, hatte schon so mancher seinen Kummer ertränkt, wenn er seine Prüfung nicht bestanden hatte – oder wenn Freund oder Freundin mit schnelleren Vögeln davongeflogen waren. Hier war auch schon manche Fete gestiegen, denn Flieger finden immer einen Grund zum Feiern. Doch heute waren Katastrophengespräche angesagt.
    Mauser und Ahrens fanden Platz in der Runde um Pavone, und wie von Zauberhand gebracht, stand eine Lage Kölsch auf dem Tisch.
    »Wie konnte der Unfall passieren?« fragte Mauser.
    Pavone schüttelte den Kopf. »Wenn die sonst alles wissende Presse keine Antwort darauf hat – was soll ich dann sagen? Ich habe einen Freund verloren. Gestern waren wir noch zusammen und haben die Mooney getestet – und heute ist er tot. So schnell kann ein Fliegerleben enden.«
    »Sie kannten den Konsul gut?«
    »Und ob ich den kannte!«
    »Wie war er denn?« Mauser hatte sich vorgebeugt, um ja alles verstehen zu können.
    »Wie er war? Ein Pfundskerl war er, wenn auch manchmal ein leichtsinniger Bursche, der viel riskierte – und er war ein gerissener Hund. Wir haben vor Jahren gemeinsam fette Geldärsche über die Pampa in Amerika geflogen. Das war eine herrliche Zeit! Die Frauen sind uns nachgelaufen – wir brauchten nur noch auszusuchen. Dann haben wir uns aus den Augen verloren, weil Kubitzka zurück nach Europa wollte. Als ich ihn hier wiedergetroffen habe, war er schon in ganz dicke Geschäfte eingestiegen und Honorarkonsul geworden.«
    »Und Sie, Herr Pavone, wohin hat es Sie getrieben?«
    »In den Vorderen Orient – Chemikalien- und Medikamentenhandel. Das ernährt auch seinen Mann, solange die Kanonen donnern. Als mir dann eine radikale Libanesergruppe mein Flugzeug zerschossen hat, habe ich dort meine Zelte abgebrochen und meinen Geschäftssitz nach Bonn verlegt. Von hier aus kann man gut Handel treiben. Gemeinsam mit dem Konsul hätte ich vor, in den nächsten Monaten in Mittelamerika einzusteigen. Da knallt’s ja auch an allen Ecken und Enden. Medikamente braucht der kriegführende Mensch mehr als der Gesunde im Frieden.«
    »Und jetzt, wo Kubitzka tot ist?«
    »Ohne Jan läuft da nichts. Ich werde mich wieder im Vorderen Orient tummeln müssen; die Mooney wird’s schon schaffen. – Aber erst möchte ich wissen, wieso die Cessna abgestürzt ist.«
    »Hat Kubitzka Feinde gehabt?« bohrte Mauser weiter.
    »Vielleicht; aber wer hat die nicht, wenn er geschäftlich etwas riskiert? – Sie meinen, ob den einer…? So wild geht es doch nicht zu in unserem friedlichen Land.«
    Mauser leerte sein Glas in einem Zug und blieb beim Thema. »Hat Ihr Freund nicht auch ein paar krumme Dinger gedreht? Hier laufen Gerüchte, daß er mit Koks gehandelt hat.«
    Pavone hob den Blick. »Was weiß ich? Es kann schon sein, daß er mal ein Pülverchen in der Tasche gehabt hat. Manche Mädchen sind scharf darauf oder werden scharf davon. – Mein guter Jan mochte scharfe Sachen.«
    »Sie glauben also nicht, daß es jemand auf den fliegenden Konsul abgesehen haben könnte?«
    Pavone schüttelte energisch den Kopf. »Nein, nein – diese Überlegungen bringen nichts. Flugzeuge sind nun mal technische Dinger, und die können verrückt spielen. Ein Knall – und aus ist es.«
    Presse-Mauser hatte mit seiner Super-Schnell-Kurzschrift zwei Zettel mit Notizen gefüllt, aber noch fehlte der Story der Clou. Vielleicht konnten ihm die Leute vom Tower etwas mehr sagen; doch dorthin zu gelangen schien heute nahezu unmöglich zu sein. Aber einen Versuch wollte er noch machen. Ohne zu fragen, wer das Bier bezahlt, stand er auf und prallte mit Lupus zusammen.
    »Hallo – geht jetzt die Kripo auch in die Luft?« begrüßte Mauser seinen alten Freund, mit dem er sich gern herumhakelte. »Ich habe

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