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Schnee Im Regierungsviertel

Titel: Schnee Im Regierungsviertel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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erfolgt sein?« kam die sofortige Frage des Technikers.
    »Das kann ich Ihnen nun nicht sagen«, bedauerte Freiberg. »Das müssen Sie herausfinden; Uhrwerkszünder, chemischer Zünder oder Fernzündung – vielleicht gibt’s noch andere Möglichkeiten.«
    »Und wer soll dahinterstecken?«
    »Mario Pavone! Er hat während des Absturzes in seiner Mooney gesessen, – so hat er uns vorhin auf der Terrasse bei ›Tant’ Tinchen‹ erzählt.«
    »Da will ich mir den Vogel mal von innen ansehen«, sagte der Leiter des Teams und kletterte in das Flugzeug. Er beugte sich nach vorn und hantierte am Armaturenbrett herum. Sein Ächzen und Stöhnen bei den mühsamen Bewegungen wurde durch Rufe des Staunens und Fluchens unterbrochen. »Das ist doch nicht die Möglichkeit! Dieser verdammte Kerl! Hat man so etwas schon gesehen!«
    »Was gibt’s denn?« fragte Freiberg.
    »Hier ist ein Gerät eingebaut, wie man es bei der Fernsteuerung von Flugmodellen verwendet. Die elektrischen Impulse kommen aus einem kleinen Senderkasten. Aber die Ausgangsenergie dürfte wohl kaum ausreichen, den Funkbefehl bis zur Cessna hinaufzutragen. – Das muß alles ganz genau untersucht werden. Vorerst darf kein Mensch ran an das Ding. – Aber schauen Sie mal kurz her.«
    Freiberg kletterte hoch und zwängte seinen Kopf in das Cockpit; sein Blick folgte dem ausgestreckten Zeigefinger des FUS-Technikers. Dieses kleine Gerät hätte Freiberg bestimmt nur als eines von vielen notwendigen eines Flugzeuges gewertet. Es war kaum so groß wie eine Zigarrenkiste und klemmte in einer Halterung. – Pavone mußte sich sehr sicher gefühlt haben, daß er es nicht gleich nach dem Absturz entfernt hatte. Aber vielleicht wollte er kein Aufsehen erregen und es nicht auf eine Zufallsentdeckung ankommen lassen. Hier in der Maschine war es vorerst am besten aufgehoben.
    »Mensch, Kommissar Freiberg! Der Kerl war noch schlauer, als es die Polizei erlaubt!« brüllte sein Nachbar plötzlich los, fast etwas wie Bewunderung in der Stimme. »Der hat doch tatsächlich einen Verstärker zwischengeschaltet und die Ausgangsbuchsen mit der Funkantenne seines Flugzeugs verbunden. Ich muß schon sagen: genial, ein toller Einfall! Damit hatte er Power genug, mit einem Druck auf den Knopf den Zünder auszulösen und die Cessna vom Himmel zu holen. – Phantastisch! Ich bin Ihnen richtig dankbar, daß Sie dem Schweinehund in die Flanke gefahren sind.«
    »Auch geniale Verbrecher sind Dummköpfe«, stellte Freiberg fest und sprang auf den Boden zurück. »Die Maschine wird sichergestellt. Ich denke, daß unser Erkennungsdienst mit Ihren Leuten so eine Art Arbeitsgemeinschaft bilden muß. Allein kommen wir damit wohl nicht zurecht. Aber das habe ich nicht zu entscheiden.«
    Inzwischen war eine halbe Hundertschaft der Bereitschaftspolizei eingetroffen, so daß die Absperrung gewährleistet war.
    »Von uns aus kann hier abgeräumt werden«, sagte der Leiter des FUS-Teams. »Den Schaden am Auto wird die Polizei wohl selbst tragen müssen – das ist bestimmt kein Fall für die Flugzeugversicherung.«
    »Macht nichts«, lachte Freiberg. »Das Geld dafür haben wir schon in der vertauschten Fliegertasche gefunden; und nun werden wir dem Pavone auf den Zahn fühlen. Doch das machen wir im Präsidium. Mein UNI 81/12 kann mit der Mooney in der Halle abgestellt werden; den muß sich erst mal ein Kfz-Sachverständiger ansehen.«
    Freiberg verabschiedete sich und fuhr mit Stockmanns Ford zum Tower zurück. Oben wurde er mit neugierigen und gespannten Blicken empfangen. Seine Erklärung war kurz und knapp: »Pavone hat die Bombe mit einer elektrischen Fernzündung zur Explosion gebracht. Dafür hat er die Impulse einer Fernsteuerung für Flugmodelle durch einen Verstärker geleitet und über die Flugzeugantenne abgestrahlt.«
    »Was für ein Saukerl!« entrüstete sich Stockmann. »Und das hier bei uns auf dem Platz!«
    »Recht hast du«, pflichtete Freiberg bei, »aber Entrüstung ist nicht der Job der Polizei. – Wir räumen hier jetzt das Feld. Lupus, geh du schon mal vor und übernimm den Pavone – aber friedlich bleiben! Ahrens soll deinen Wagen holen; wir fahren damit zum Präsidium.«
    »Kann heute noch geflogen werden?« fragte Stockmann.
    »Von mir aus ja. Die Piste ist frei. Aber es wäre wohl besser, erst den Wagen und das Flugzeug vom Platz zu schaffen, damit die sportlichen Flieger nicht abgelenkt werden.«
    »Okay; ich werde mich mit den Braunschweigern kurzschalten.«
    Freiberg

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