Schnee Im Regierungsviertel
gab Stockmann die Hand. »Mach’s gut! Dir und der Towerbesatzung mille grazie. Übermittle auch den BGS-Leuten meinen Dank.«
Als Freiberg unten im Flur ankam, stand Lupus neben Pavone und hielt ihm die Fliegertasche vor die Nase. »Hier ist nicht nur Kubitzkas Wäsche drin, sondern auch viel Geld. – Das hättest du der Polizei nicht vor die Füße werfen sollen. Und nun ab zum Präsidium, du Bombenscheißer. Noch ein Fluchtversuch wie vorhin, und du kriegst eine Neunmillimeter zwischen die Rippen. In meiner Umgebung weiß man: Ich bin fies zu Mördern; aber das wirst du auch noch erfahren. Wir zwei unterhalten uns nachher, und ich schwöre dir: Du wirst singen!«
22
Kommissar, Freiberg hatte auf dem Weg ins Präsidium die Nachricht erhalten, daß er umgehend bei Hauptkommissar Sörensen vorsprechen möge. Mitteilungen über das CEBI-Netz seien in dieser Sache nicht zulässig.
Ahrens saß am Steuer von UNI 81/15 und zeigte, was er in den Schleuderkursen gelernt hatte. Er fuhr in Beuel-Ost auf die Autobahn, zog am Hang des Ennert entlang und ließ seine Insassen am Ramersdorfer Kreuz in die Gurte fliegen. Nach Überquerung des Rheins ging es wie immer auf der Friedrich-Ebert-Allee zwischen CDU-Hochhaus und SPD-Baracke nur langsam voran. Auf dem letzten Stück der Karl-Marx-Straße mußte mit besonderer Vorsicht gefahren werden. – »Politischer« und komplizierter hätte man die Zufahrt zum Polizeipräsidium kaum gestalten können.
»Der Festgenommene kommt in die Zelle«, ordnete Freiberg an. »Ich springe zu Sörensen hinauf – und danach treffen wir uns bei mir.«
Für Lupus war es die reine Freude, als sich die schweren Gitter im Hof des Polizeigewahrsams hinter dem Wagen schlossen und Pavone von den uniformierten Beamten übernommen wurde.
»Die Handschellen bleiben dran – Mordverdacht! Wir werden ihn später vernehmen.«
Auf Sörensens Etage ging es zu wie im Kontakthof eines Palais d’Amour zur Zeit, als Aids noch kein Faktor war. Allerdings herrschte hier Heulen, Schnattern und Zähneklappern. Das 19. K. und das 2. K. hatten ihre Interessen zusammengeworfen und in Windeseile alle Mitglieder des Schnuppie-Clans, derer man habhaft werden konnte, vorführen lassen. Die hochnäsigen Bezieher größerer Einkommen und die leichteren Mädchen saßen und standen ziemlich bedrückt und verunsichert zwischen den uniformierten Beamten, die den Gang und die Türen abriegelten. Die Proteste hielten sich in Grenzen; man hatte diesen Fall des Konflikts mit der Staatsmacht noch nicht »durchgestylt«.
Kommissarin Barbara Fendt hatte offensichtlich Freibergs Worte beherzigt und sich die Schnuppies ohne besondere Rücksichtnahme vorgenommen. Für den Staatsschutz war dieser Auftrieb ein regelrechtes Fest aus Rausch und Sex.
Als Freiberg eintrat, schickte Sörensen den etwas angeschlagen wirkenden Sohn des Rennstallbesitzers, den er gerade vernahm, nach draußen, um Freiberg zu informieren. Er lehnte sich erleichtert zurück; und auch Barbara Fendt und ihr Chef vom 2. Kommissariat atmeten befreit auf.
»Ich hätte nicht übel Lust, die ganze Clique in U-Haft zu nehmen«, sagte er. »Aber wir werden es nicht so machen wie die Hanseaten mit ihrem ›Hamburger Kessel‹, wo Demonstranten stundenlang umzingelt und festgehalten wurden. – Nein, das hier läuft anders ab; wir quetschen dieses Grüppchen aus, und dann dürfen alle ihren Tee trinken gehen. Die meisten sind harmlose Wichtigtuer und fühlen sich schon als King, wenn sie Papas Geld vorzeigen können.«
»Aber wir sind einem dreisten Unternehmen auf die Spur gekommen«, schaltete sich Sörensen ein. »Alexa Reese hat gestanden, den fliegenden Konsul mit Material aus ihrem Ministerium beliefert zu haben, – dieselbe Masche wie mit der blonden Monika aus dem Forschungsministerium. Liebe, Kokain und Entwicklungshilfe für eine Bananenrepublik; ein richtiges Rührstück, was uns da vorgespielt wird. So hat Kubitzka zumindest zwei Ministerien auf seine spezielle Art angezapft. – Dabei müssen wir davon ausgehen, daß er seine Freunde im Haus der völkerverbindenden Kultur beliefert hat. Die ›Entwicklungshilfe‹ ist also jenseits der östlichen Grenzen unserer Republik gelandet.«
Kommissar Freiberg lächelte zufrieden. »Was ist mit der Monika geworden?«
»Das Dummchen hat brav geplaudert, dann habe ich es nach Hause geschickt. Aber Alexa Reese ist kein so harmloses Kaliber. Ich habe sie festgenommen und sie unten beim PGD in eine
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