Schneeballflirt und Weihnachtszauber
Kerl will sie ganz, Katinka!«
»Er will sie heiraten?«, fragte ich nach.
Flori nickte. »Und weil ich noch nicht volljährig bin, muss ich mit umziehen. Voll in die Pampa!« Flori nieste. »Und Weihnachten muss ich mit ihm – hatschi! Hatschi!«
» – feiern. Flori, du hättest ein heißes Fußbad nehmen sollen. Jetzt hast du dich erkältet«, stellte ich fest. Der Junge hatte wirklich Pech. Er wohnte in einem netten, gemütlichen Häuschen, bestimmt hatte er jede Menge Freunde und sollte, nur weil sich seine Mutter verliebt hatte, alles aufgeben. Ich schaute ihn mitleidig an. Klar, ich hatte neugierige Verwandte, meine Tante Jutta war echt ätzend und würde mir am Fest gehörig auf den Geist gehen, aber eines war sicher: Opa Menno würde mich in Schutz nehmen. Plötzlich dachte ich an Melli: Sie durfte ihren Freund einladen. Warum sollten meine Eltern mir nicht dasselbe erlauben? Immerhin war ich ihre Tochter!
»Hör mal, Flori! Würdest du gerne mit uns feiern?«
Flori schnäuzte sich. »Mit dir? Würden deine Eltern das erlauben?«
»Ich könnte sie fragen.«
»Mensch, Katinka! Für mich wäre das wie ein Sechser im Lotto!«
Er legte den Arm um mich und – ließ ihn wieder sinken. »Hast du Mitleid mit mir?«, erkundigte er sich misstrauisch. »Das will ich nicht; wenn du mich nur einlädst, weil du mir was Gutes tun willst, komme ich nicht.«
Ich stupste ihn. »Ich bin nicht die Heilsarmee.«
»Warum also – ?«
Mir ging die Geduld aus; der Kerl war aber auch extrem begriffsstutzig. »Kapierst du nicht? Ich frage meine Eltern nicht aus Mitleid, sondern weil ich … weil …« Ich biss mir auf die Lippe. »Entweder du weißt, dass ich dich mag, oder du feierst Weihnachten mit deiner Mutter und ihrem Freund«, sagte ich pampig. »Geschieht dir recht, wenn du das meterdicke Brett vorm Kopf nicht wegnimmst. Und überhaupt – mit einem Volltrottel gebe ich mich nicht ab.«
»Bin ich ein Volltrottel?«, fragte Flori leise.
Ich zupfte einen Fussel von meiner Mütze und schwieg.
»Katinka, eigentlich bist du der Volltrottel«, sagte Flori. »Du kapierst nämlich nicht, dass ich nichts lieber möchte, als mit dir zusammen zu sein.«
»Hast du die Story von deiner Mutter und ihrem Freund nur erfunden, um eine Einladung zu ergattern?«
»Quatsch. Aber mit dir zu feiern wäre das schönste Weihnachtsgeschenk für mich. Ehrlich. Glaub mir das.«
»Für mich auch«, flüsterte ich und wiederholte seine Worte. »Ehrlich. Glaub mir das.«
So, jetzt wussten wir, woran wir waren. Was dann folgte, ging nur Flori und mich was an.
18. Dezember
A m Sonntag, dem 4. Advent, wurde ich von Popeye geweckt. Seine Pfoten lagen auf meinem Bauch, er leckte mir das Gesicht ab und knurrte zärtlich. Ich kratzte ihn hinter den Ohren, und weil er das gern hatte, sabberte er mir vor lauter Dankbarkeit aufs Nachthemd. Wuff!, machte er, sprang auf mein Bett und legte sich neben mich. Ich schlang den Arm um ihn und wünschte mir, Popeye wäre Flori.
Am Abend war ich mit rabenschwarzem Gewissen und voll böser Ahnungen nach Hause gekommen: Meine Mutter hatte mich angerufen, ich hatte das Handy ausgeschaltet! Bestimmt würde sie mir Vorwürfe machen! Wenn mir nicht Schlimmeres bevorstand …
Aber dann war alles ganz anders gekommen.
Dass etwas vorgefallen sein musste, sah ich daran, dass im ganzen Haus das Licht brannte. In der Hoffnung, ungesehen in mein Zimmer schlüpfen zu können, öffnete ich leise die Haustüre. Da flitzte Daisy, unsere Katze, wie ein geölter Blitz an mir vorbei und verschwand in der Dunkelheit. Die komplette Großfamilie stand im Flur; Popeye bellte, Großtante Katrin weinte. Sie hielt Sahib, ihren Beo, im Arm, der traurig und total zerfleddert aussah. Omi Anni, Lene und Line sammelten Federn vom Boden auf, Opa Menno lehnte an der Wand und lachte Tränen, mein Vater knurrte – nur meine Mutter schoss auf mich zu. »Wo warst du, Katinka?«
»Ich war unterwegs. Es handelt sich um ein Weihnachtsgeheimnis, Mama!«
»Was du nicht sagst!?«
»Ja. Aber es ist alles in Ordnung, Ma.«
Sie legte den Kopf schief und beäugte mich voller Misstrauen. »Warum hast du dein Handy ausgeschaltet?«
Die Frage wollte ich nicht beantworten, deshalb deutete ich auf den Beo. »Was ist mit Sahib passiert?«
Omi Anni richtete sich ächzend auf. »Der dumme Vogel ist in die Küche geflogen, um uns beim Backen zuzusehen.«
Tatsächlich, im Haus roch es nach Vanille und Zimt. »Und?«
»Daisy hat ihn erwischt. Sie
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