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Schneeflockenbaum (epub)

Schneeflockenbaum (epub)

Titel: Schneeflockenbaum (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marten t Hart
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vernahm ich Jouris Antwort: »Was kümmert mich das? Ehrlich gesagt, habe ich gar nichts dagegen, sie eine Weile nicht zu sehen. Sie belegt mich zu sehr mit Beschlag. Vielleicht findet sie ja in dem Jahr einen anderen. Ich glaube nicht, dass ich ihr eine Träne nachweinen würde.«
    »Einen anderen? Vielleicht wieder mich ... ob sie mich ...?«
    »Sie spricht oft von dir, sie ist verrückt nach dir, aber bitte, halt dich von ihr fern. Sie wird dich ersticken, sie wird dich erdrücken, wir werden sie niemals los, wenn du wieder in ihren Armen landest.«
    »Aber sie ist wunderschön, und sie ... sie kann ... Ich wollte sagen: »Sie kann so wunderbar den Unterschied zwischen einem Kuss und einem Dauerbrenner erklären«, aber ich beherrschte mich, denn so betrunken ich inzwischen auch war, so spürte ich doch, dass es wenig angebracht war, diesen Vorfall mit ihrem zukünftigen Ehemann zu diskutieren. Es kündigte sich zudem eine vage Übelkeit an. Um zu verhindern, dass ich auf Jouris Steg kotzte, stand ich nach diesem unvollendeten Satz auf und sagte: »Ich muss dann mal los.«
    »Gut«, sagte Jouri, »dann werde ich jetzt tun, was ich vorhin vorhatte, als du hereingeschneit kamst, und Frederica anrufen.«
    In Schlangenlinien fuhr ich über die Hogewoerd davon und spuckte den Champagner in Höhe der Deckenfabrik wieder aus. Nun wieder einigermaßen nüchtern, fragte ich mich erstaunt: Warum hatte ich seinen Ausflug ins Woo Ping mit keinem Wort erwähnt? Hatte ich Angst, auch er würde mich anlügen, sodass ich ihm in Zukunft nie wieder hätte vertrauen können? Oder wollte ich seine Freude darüber, dass er für Harvard ausgewählt worden war, nicht trüben? Aber ich hätte Julia doch problemlos erwähnen können, als wir gemütlich draußen auf dem Steg saßen und becherten? Oder kann es sein, dass ich eigentlich gar nicht wissen will, wie er mit Julia in diesem Restaurant gelandet ist?
    Ich fuhr immer weiter, aus Leiden hinaus und quer durch Leiderdorp hindurch, bis ich zum Ruige Kade kam. In den Wassergräben dort wächst noch Krebsschere, und manchmal fliegt ein Schwarm Trauerseeschwalben darüber hinweg. An jenem Tag ließ sich dieser prächtige Vogel aus der niederländischen Fauna leider nicht blicken. Also fuhr ich weiter zum Wijde Aa, wo ich überall entlang des sich kräuselnden Wassers die himmelblauen Blüten der Bachbunge aufleuchten sah.
    Ich setzte mich ans Ufer. Mir war speiübel, und ab und zu musste ich mich übergeben, obwohl längst kein Champagner mehr in meinem Magen war. Als ich mich wieder etwas besser fühlte und versuchte aufzustehen, dachte ich: Verbirgt sich dahinter, dass die Beziehung zwischen Jouri und Frederica nicht zerbricht, obwohl er sich offenbar lieber von ihr trennen würde, nicht vielleicht doch eine gewisse Logik? Solange ich ihretwegen leide, bleibt sie für ihn attraktiv. Könnte ich Frederica vergessen, dann wäre sie für ihn sofort uninteressant. Schade also, dass das mit Julia nichts wird. Sie wäre vielleicht geeignet, Frederica aus meinem Herzen zu vertreiben. Aber wenn Jouri sich dann von Frederica trennt, macht er mir danach Julia abspenstig. Er hat schon damit angefangen, bereits gestern ... gestern bereits war er mit ihr chinesisch essen. Ich hätte die Geschichte doch ansprechen sollen. Harvard hin oder her. Solange ich die Sache nicht mit ihm ausdiskutiere, steht sie zwischen uns. Aber wie fange ich das an, ohne wie ein Jammerlappen dazustehen?
    Schon damals war mir bewusst, dass ich irgendwann einmal voller Scham an solche amourösen Angelegenheiten zurückdenken würde. Ich starrte auf die eigensinnigen Wellen des Wijde Aa und hörte in weiter Ferne die Turmuhr von Woubrugge drei Uhr schlagen. Es war Zeit, wieder zur Uiterste Gracht zurückzufahren.

Toon
    W eil Toon während des Praktikums hinter mir saß, hörte ich ihn, auch wenn niemand bei ihm war, ständig reden. Ich ärgerte mich darüber jeden Tag mehr. Was bildete dieser seltsame Kerl sich eigentlich ein? Warum musste er mit seinem unglaublich hohen Stimmchen allen so furchtlos widersprechen? Und warum musste er jedes Mal hartnäckig so lange weiterdiskutieren, bis man sich geschlagen gab und ihm beipflichtete? Nicht einmal die Praktikumsassistentin hatte bei ihm auch nur die Spur einer Chance. Wo immer man sich im Saal aufhielt, überall hörte man Toon quatschen. Dieses eigenartige dünne, klare Geräusch klang insistierend, auch wenn niemand neben ihm stand. Dann redete er einfach auf sein

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