Schneeköniginnen
wenn sie wieder fit ist. Sag mal...«,
ein Lächeln, so falsch und intensiv wie Süßstoff, erschien auf ihrem Gesicht,
»...du kennst doch in deinem hiesigen Freundeskreis sicher einen netten,
gutaussehenden Kerl. Weißt du, einen, der vernünftig ist und zuverlässig, aber
natürlich nicht langweilig. Und der Katies Tempo mithalten kann. Sie braucht
nämlich jemanden, der ein bißchen auf sie aufpaßt, ohne daß sie es zu sehr
merkt. Sonst landet sie garantiert bei irgendeinem gold-kettchenbehängten
Unterschichtler oder dem cracksüchtigen Leader einer Grunge-Band.«
Stefan blickte angestrengt überlegend
zur Decke. »Doch, da wüßte ich vielleicht einen...«
»Wirklich?« säuselte Anne.
»Ja. Unser Graphiker hat einen
Neufundländer, auf den paßt diese Beschreibung haargenau. Ich glaube nur nicht,
daß er den hergibt.«
»Blödmann!«
»Laß gut sein Anne. Betrachte das
Thema einfach als abgehakt.«
»Lieb von dir. Ich weiß es zu
schätzen, wie du dich aufopferst.«
Die Schwester kam aus dem Zimmer.
»Ich geh’ nochmal kurz rein«, sagte
Anne.
»Anne?« Sie blieb auf der Schwelle
stehen. »Warum tust du das alles für sie?« fragte er.
Eigentlich, dachte sie, müßte die
Frage lauten: Bin ich eine unheimlich faire Verliererin, oder ist das ein
verdeckter Racheakt? Sie lächelte wieder dieses Sphinxlächeln. »Bis ich das
selber weiß, hast du es längst rausgefunden.«
Kopfschüttelnd lief er den Gang
hinunter, und Anne fühlte sich für einen kurzen Moment allein und verloren.
Ohne sich nach ihm umzudrehen, ging sie hinein.
»Alles okay?« fragte Anne.
»Ja. Hatte zu allem noch Glück.«
Sie fühlten sich unbehaglich,
Abschiede gehörten nicht zu ihren starken Seiten.
»Mensch Katie«, platzte Anne heraus,
»bin ich froh, daß die Kerle nicht besser schießen konnten.«
»Das stimmt nicht ganz«, widersprach
Katie. »Sieh dir mal meine Lederjacke an.«
Anne holte das gute Stück aus dem
Schrank und legte es auf die Bettdecke.
»Siehst du das Loch?«
»Welches... du lieber Himmel! Aber das
ist ja...« Anne steckte ihren Finger in das zehnpfenniggroße Einschußloch,
mitten in der Brusttasche.
»Nicht schlecht gezielt, was? Kein
Wunder, daß die Typen jetzt glauben, ich wäre wirklich hinüber.«
»Aber... ich verstehe nicht...«,
stammelte Anne. »Bist du doch nur ein böser Geist?«
Katie grinste. »Ich hatte was in
meiner Innentasche, das hat den Schuß aufgefangen. Willst du es sehen?«
»Klar.«
Katie zeigte auf ihren Nachttisch.
Anne öffnete die Schublade und nahm einen flachen Gegenstand heraus. Es war ein
handtellergroßer Aschenbecher aus Zinn. In der Mitte war eine Aufschrift
eingraviert: »The... aza«. Den Rest konnte man nicht lesen, da an dieser Stelle
die Kugel im weichen Metall steckte.
Ohne zu überlegen sprudelte Anne
hervor: »Also ehrlich, daß dir deine verdammte Klauerei noch mal das Leben
rettet! Aber wie kommst du eigentlich an einen Aschenbecher vom Plaza?«
Ihre Stimme schwang noch im Raum, da
bereute sie diese Frage schon. Ein kräftiges Ferkelrosa begann ihren Teint zu
übertünchen, und sie mußte zusehen, wie sich ein genüßliches Grinsen auf Katies
Gesicht ankündigte. Für einige himmlische Momente schwelgte Katie sichtlich in
Vorfreude, dann ließ sie sich die Worte wie ein Karamelbonbon auf der Zunge
zergehen: »Tja, Anne, den habe ich in deiner Tasche gefunden.«
Susanne Mischke
Mordskind
Roman. 360 Seiten.
SP 2631
Der fünfjährige Max
ist ein wahrer Satansbraten, destruktiv und böse. Als Max plötzlich spurlos
verschwindet, gerät die spießige Kleinstadt in Aufruhr, weil dies der zweite
Fall in kurzer Zeit ist. Allerdings trauert niemand um ihn, nicht einmal
seine Mustermutter Doris. Die sucht sich das Prachtkind Simon als Ersatz. Und
ihre Freundin Paula, Redakteurin und beruflich ständig im Streß, bemerkt viel
zu spät das teuflische Intrigenspiel um sich und ihren Sohn Simon.
Susanne Mischke hat
mit »Mordskind« einen beklemmenden Psychokrimi geschrieben, der zugleich
sarkastische Schlaglichter auf einen grassierenden Mutterschaftswahn wirft
und das Dilemma zwischen Kind und Karriere mit Ironie und Einfühlungsvermögen
zur Sprache bringt.
»Ein Kriminalroman
der Extraklasse, lebensnah und spannungsvoll.«
Der Tagesspiegel
Der
Mondscheinliebbaber
Roman. 255 Seiten.
SP 2828
Das Leben ist zu
kurz, um schlechten Sex zu haben, sagt sich die Malerin Valentine, als sich
im ehelichen Schlafzimmer nichts
Weitere Kostenlose Bücher