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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Schwedin, das sprach nicht gerade für die Intelligenz ihrer Kundschaft.
Anne wechselte das Thema.
    »Hat Lis eigentlich einen Freund oder
so etwas?«
    »Allerdings.«
    »Was gibt es dabei zu kichern?«
    »Ich weiß es nur von Teresa. Selber
ist sie damit noch nicht rausgerückt, aber...«, Katie fiel in geheimnisvolles
Wispern, »...sie ist mit ihrem Schönheitschirurgen zusammen.«
    »Das muß praktisch sein, wenn man sich
seine Freundinnen so ganz nach Geschmack zurechtschneidern kann.«
    Es folgte ein weiterer
Heiterkeitsausbruch. Dafür, daß ich eigentlich Liebeskummer habe, gibt es in
letzter Zeit recht viel zu lachen, notierte Anne nebenbei.
    »Vielleicht läßt er sich hier mal
sehen«, meinte Katie. »Ist ‘n ziemlich alter Sack, schon über dreißig.«
    Alter Sack! Bei Anne schrillten
sämtliche Alarmglocken. In knapp zwei Jahren wurde auch sie dreißig. Und was
hatte sie bis jetzt aus ihrem Leben gemacht? Eine Stellung bei Papa und eine
geplatzte Verlobung. Großartig.
    »Und was ist mit Gordon?« fragte sie,
»hat der jemanden Festes zur Zeit?«
    »Nee, glaube nicht. Ab und zu macht er
wohl ‘ne gemischte Raubtiernummer mit Teresa. Lis hat so was angedeutet.«
    »Dafür, daß du erst zwei Tage hier
bist, bist du erstaunlich gut informiert.«
    »Ich interessiere mich eben für das
Schicksal meiner Mitmenschen«, sagte Katie todernst. »Aber das mit Gordon und
Teresa ist nichts Ernstes.«
    »Warum? Weil sie eine Schwarze ist?«
    »Nein, weil er ein typischer WASP ist.
Und sie ist gerade voll auf ihrem Black-is-beautiful-Trip.«
    Wenn sie nicht gerade eine blonde
Schwedin mimt, flocht Anne in Gedanken ein.
    »Sie sucht noch nach ihrem schwarzen
Traummann.«
    »Und Gordon? Was sucht der?« fragte
Anne betont beiläufig.
    »Woher soll ich das wissen? Ich kann
wirklich in zwei Tagen nicht alles rauskriegen. Aber wenn du spitz auf
ihn bist, werde ich natürlich weiter dranbleiben!«
    »Blödsinn! Es war nur höfliches
Interesse.«
    »Ich finde ihn ganz schnuckelig. Seine
Familie ist ziemlich alteingesessen, war praktisch noch vor den Indianern da.
Die haben mordsviel Kohle, oder hatten sie zumindest, bis zum Börsenkrach von
‘87. Aber er hat mit der Sippschaft nicht mehr viel am Hut, ist eher ein
Einzelgänger. Sein Traum ist dieser eigene Radiosender.«
    Katie fing an, sich ihre unglaublich
vielen, unglaublich roten Haare mit Annes Haarbürste zu kämmen, die auf
wundersame Weise in ihren Besitz gelangt war.
    »Du hast tolle Haare«, preßte Anne hervor,
da sie fand, sie schulde Katie etwas Freundlichkeit. Sarkasmen wurde sie für
gewöhnlich leichter los.
    »Ist mein irisches Erbe«, antwortete
Katie und wuchs volle fünf Zentimeter. »Aber deine sind auch nicht schlecht.«
    »Sie sind dünn und mausbraun.«
    Katie, die trotz ihrem Hang zur
Kleinkriminalität ein sensibles Gemüt besaß, spürte, daß Anne etwas
Aufmunterung vertragen konnte, und strengte ihr Hirn an.
    »Sie sind nicht mausbraun, sie haben
eine Farbe wie... wie ein schöner alter Malt Whisky.« Katie klopfte sich in
Gedanken auf die Schulter.
    Annes Mundwinkel suchten
Bodenberührung. Alter Malt Whisky! Das traf vielleicht auf Lis zu, aber sicher
nicht auf sie. Ihre Haarfarbe erinnerte eher an ein dreimal aufgewärmtes
Linsengericht. »Danke, das war nett gesagt, aber ich bin Realistin.«
    »Sie sind auch nicht dünn, nur der
Schnitt ist zu bieder. Aus deinem Typ läßt sich garantiert was machen.«
    »Meinst du?« Womöglich hatte Katie
recht. Vielleicht war doch noch nicht Hopfen und Malz verloren, wie man in
München zu sagen pflegte. München, wie weit das alles weg war, entfernungsmäßig
und überhaupt...
    »...jetzt hau’ ich mich noch ein
bißchen hin«, tönte Katies Stimme durch ihre Überlegungen. »Gegen Abend will
Gordon mir ein paar Zaubertricks beibringen. Mach doch auch mit!«
    »Mal sehen. Ich bin auch ganz
erledigt. Das war ein verrückter Abend, gestern. Und sehr, sehr lang.«
    »Findest du?« Katie hob ehrlich
verwundert die Brauen.
    »O ja.«
     
    »Du mußt es gleichmäßig heraussprühen.
Sprühen! Nicht spucken!«
    Anne nahm noch einen Schluck Wasser
und prustete wie ein Walroß.
    »Mehr Druck dahinter!« kommandierte
Gordon. »Es darf dir nicht das Kinn runterlaufen, bloß nicht. Üb das noch eine
Weile. Wenn du es wirklich intus hast, dann machen wir’s mit Petroleum. Katie,
probier den Trick zuerst mit dem Fingerhut, und erst wenn es damit
hundertprozentig klappt, nimm die Spielkarte!«
    Sie standen im

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