Schneemann
haben.”
Verdammt! Harry schloss die Augen und überlegte.
“Aber die Ergebnisse der Tests haben Sie noch immer gespeichert, oder? Ob der Betreffende der Vater ist oder nicht, meine ich.” “Ja, klar”, antwortete Gerda.
“Und was steht da?”
“Das kann ich nicht so einfach sagen, dafür muss ich mir jeden einzelnen Fall anschauen, und das dauert länger.”
“Okay. Wie ist das, haben Sie die DNA - Profile der untersuchten Personen gespeichert?”
“Ja.”
“Und diese Analysen sind ebenso umfangreich wie bei Kriminalfällen ?”
“Sogar noch umfassender. Um eine Vaterschaft mit Sicherheit feststellen zu können, brauchen wir noch mehr Marker, weil die Hälfte des Erbmaterials ja von der Mutter stammt.”
“Das heißt also, wenn ich Ihnen Zellmaterial von einer bestimmten Person besorge, können Sie feststellen, ob das mit Material identisch ist, das Sie bereits für die Marienlyst-Klinik untersucht haben?”
“Die Antwort lautet ja”, erwiderte Gerda mit hörbarer Neugier in der Stimme.
“Gut”, sagte Harry. “Meine Mitarbeiter werden Ihnen Zellmaterial von ein paar Personen senden. Es handelt sich da bei um die Ehemänner und Kinder von Frauen, die in den letzten Jahren verschwunden sind. Überprüfen Sie, ob diese Personen bereits analysiert worden sind. Ich werde dafür sorgen, dass diese Untersuchungen erste Priorität bekommen.”
Plötzlich schien in Gerdas Augen ein Licht anzugehen. “Jetzt weiß ich, wo ich Sie gesehen habe! Bei Bosse. Geht es um diesen … ?”
Obwohl sie bloß zu zweit im Raum waren, senkte sie ihre Stimme, als wäre der Name, den sie dem Monster gegeben hatten, ein Schimpfwort, eine Obszönität, eine Beschwörung, die nicht laut ausgesprochen werden durfte.
Harry rief Katrine an und bat sie ins Cafe Java am St. Hanshaugen. Er parkte vor einem alten Haus, an dem ein Schild mit dem Abschleppwagen drohte, obwohl die Ausfahrt kaum breit genug für einen Rasenmäher war. Der Ullevalsveien war voller Menschen, die hastig ihre Samstagseinkäufe erledigten. Ein eiskalter Nordwind fegte vom Park herunter in Richtung Var Frelsers Friedhof, um den Trauernden die schwarzen Hüte von den gesenkten Köpfen zu reißen.
Harry bestellte einen doppelten Espresso und einen Espresso Cortado, beides im Pappbecher zum Mitnehmen, und setzte sich auf einen der Stühle auf dem Bürgersteig. Auf dem Teich im Park gegenüber drehte ein einsamer weißer Schwan seine Runden. Sein Hals bog sich zu einem Fragezeichen. Harry musste an die gleichnamige Fuchsfalle denken. Der Wind blies übers Wasser, so dass es eine Gänsehaut bekam.
“Ist der Cortado noch warm?”
Katrine stand mit ausgestreckter Hand vor ihm.
Harry reichte ihr den Pappbecher, und sie gingen zu seinem geparkten Auto.
“Schön, dass du an einem Samstagvormittag bereit bist zu arbeiten”, sagte er.
“Schön, dass du an einem Samstagvormittag bereit bist zu arbeiten”, konterte sie.
“Ich bin Single”, sagte er. “Für Leute wie mich hat ein Samstagvormittag keine besondere Bedeutung. Du solltest aber doch ein Privatleben haben.”
Ein älterer Herr stand mit finsterem Blick vor Harrys Auto, als sie sich näherten.
“Ich habe einen Abschleppwagen bestellt”, verkündete er.
” Ja, die sind im Moment ja ziemlich in”, entgegnete Harry und schloss die Autotür auf. “Aber es wird sicher problematisch werden, für so eine Riesenkarre einen Parkplatz zu finden.”
Sie setzten sich in den Wagen, doch ein faltiger Knöchel hämmerte gegen das Seitenfenster. Harry kurbelte die Scheibe herunter. “Der Abschleppdienst ist unterwegs”, keifte der Alte. “Sie haben zu bleiben und zu warten.”
“Tatsächlich?”, fragte Harry und streckte ihm seinen Ausweis entgegen.
Der Mann ignorierte den Ausweis und blickte wütend auf die Uhr.
“Ihr Tor ist zu schmal, um als Ausfahrt zu gelten”, erklärte Harry. “Ich werde jemanden von der Straßenverkehrsbehörde herschicken, um Ihr widerrechtlich angebrachtes Schild abzuschrauben. Ich fürchte, da kommt eine saftige Buße auf Sie zu.”
“Was?”
“Wir sind von der Polizei.”
Der Alte schnappte sich den Ausweis und blickte misstrauisch von Harry auf den Ausweis und zurück.
“In Ordnung. Ich werd noch mal ein Auge zudrücken, fahren Sie”, murmelte der Alte und gab ihm den Ausweis zurück. “Nichts ist in Ordnung”, korrigierte Harry. “Ich rufe jetzt die Straßenverkehrsbehörde an.”
Der Alte starrte ihn wütend an.
Harry
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