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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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erigierten Penis denken ließ.
    “Herzlich willkommen!” Der Promi berührte die schwarze Eichel fast mit den Lippen. ” Willkommen zu einem - und das darf ich mit Fug und Recht sagen - denkwürdigen Abend!”
    Einem Abend, dessen Ende Arve Stop bereits mit Ungeduld entgegensah.
     
    Harry starrte auf die Bilder auf dem Regal in seinem Büro, den Club der toten Polizisten. Er versuchte, sich zu konzentrieren, aber die Gedanken kreisten durch seinen Kopf, ohne sich irgendwo festzusetzen und ein vollkommenes Bild zu zeichnen. Er hatte schon die ganze Zeit gespürt, dass jemand in seinen inneren Kreis eingedrungen war und immer auf dem Laufenden war, was er gerade tat. Dass es sich jedoch so verhielt, hätte er weiß Gott nicht geahnt. So verdammt einfach und doch auch so unbegreiflich kompliziert.
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    Knut Müller-Nilsen hatte erzählt, Katrine habe sich gleich nach ihrer Einstellung rasch zu einer der vielversprechendsten Ermittlerinnen im Morddezernat der Bergener Polizei entwickelt, ein rising star. Es hätte nie irgendwelche Probleme gegeben. Abgesehen von dieser einen Sache eben, nach der sie sich bei der Sitte bewarb. Ein Zeuge eines alten, längst zu den Akten gelegten Falls, hatte angerufen und sich beschwert, Katrine Bratt bedränge ihn ständig mit neuen Fragen und lasse ihn nicht in Ruhe, obwohl er ihr klar zu verstehen gegeben habe, dass er längst seine Aussage bei der Polizei gemacht habe. Wie sich herausstellte, ermittelte Katrine schon länger auf eigene Faust in diesem Fall, ohne die Leitung der Polizei darüber informiert zu haben. Da sie in ihrer Freizeit ermittelt hatte, wäre das normalerweise kein Problem gewesen, aber gerade in diesem Fall war Katrine Bratts Engagement unerwünscht. Und das gab man ihr klar zu verstehen. Daraufhin verwies sie auf diverse Fehler, die bei den früheren Ermittlungen gemacht worden seien, doch ohne auf Gehör zu stoßen, weshalb sie dann frustriert um Versetzung zur Sitte bat.
    “Sie war richtiggehend besessen von diesem Fall “, war das Letzte, was Müller-Nilsen gesagt hatte. “Das muss in der Zeit gewesen sein, in der ihr Mann sie verlassen hat.”
    Harry stand auf, ging auf den Flur und zu Katrines Tür. Sie war vorschriftsmäßig abgeschlossen. Er ging in den Raum mit den Kopierern und nahm das Papierschneidegerät vom untersten Regalbrett, eine schwere Stahlplatte mit einem montierten Messer. Er trug die riesige Maschine, die schon seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt worden war, zu Katrine Bratts Tür, hob sie über den Kopf und zielte. Dann ließ er die Arme herabsausen.
    Das Schneidegerät traf die Klinke, die das Schloss direkt in den Rahmen rammte. Das Holz splitterte mit lautem Krachen.
    Harry konnte gerade noch die Füße wegziehen, ehe das Schneidegerät mit dumpfem Dröhnen zu Boden ging. Die Tür spuckte Holzsplitter und schwang nach innen auf, als er dagegentrat. Er nahm das Schneidegerät mit und ging hinein.
    Katrine Bratts Büro war identisch mit dem, das er sich seinerzeit mit Kommissar Jack Halvorsen geteilt hatte. Aufgeräumt, kahl, ohne Bilder oder andere persönliche Gegenstände. Der Schreib—
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    tisch hatte oben ein einfaches Schloss, mit dem alle Schubladen verriegelt wurden. Nach zwei Schlägen mit dem Schneidegerät waren auch die oberste Schublade und das Schloss zertrümmert. Harry suchte hastig, schob das Papier zur Seite und wühlte zwischen Klarsichthüllen, Lochern und anderen Büroartikeln herum, bis er ein Messer fand. Er zog es aus der Scheide. Die Oberseite der Klinge hatte Rillen. Definitiv kein Pfadfindermesser. Weich und beinahe reibungslos drang die Schneide in den Stopel Papiere, auf denen das Messer gelegen hatte.
    In der Schublade darunter lagen zwei noch ungeöffnete Schachteln mit Munition für ihre Dienstwaffe. Die einzigen persönlichen Gegenstände, die Harry fand, waren zwei Ringe. Einer war mit Steinen besetzt, die im Licht der Schreibtischlampe glänzten. Diesen Ring hatte er schon einmal gesehen. Harry schloss die Augen und versuchte, sich das Bild in Erinnerung zu rufen. Ein großer, auffälliger Ring. Protzig. Las Vegas. Katrine würde niemals einen solchen Ring tragen. Und im gleichen Augenblick wusste Harry, wo er diesen Ring schon einmal gesehen hatte. Er spürte seinen Puls schneller schlagen, schwer, aber gleichmäßig. Diesen Ring hatte er in einem Schlafzimmer gesehen. In Beckers Schlafzimmer.
     
    Im Sonja-Henie-Saal war das Essen vorüber, die Tische waren weggeräumt worden, und

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