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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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ihm doch selbst … “
    “Rakel … “, begann Harry. “Wir … ich habe keine Lust, sie heute zu sehen. Kann ich nicht eben schnell bei dir vorbeikommen?”
    Wieder eine Pause. Er drückte sich das Handy ans Ohr und lauschte angestrengt, als könnte er auf diese Art hören, was Mathias dachte. Doch es waren nur Atemgeräusche und die leise Musik im Hintergrund wahrzunehmen. Irgendein minimalistisches, japanisches Glockenspiel. Er stellte sich Mathias in einer kühlen, ebenso minimalistisch eingerichteten Wohnung vor. Vielleicht nicht groß, aber ordentlich, ein Ort, an dem nichts dem Zufall überlassen blieb. Vermutlich hatte er jetzt ein hellblaues, neutrales Hemd angezogen und die Wunde an der Seite frisch bandagiert. Denn er hatte seine Arme beim letzten Mal nicht so sorgfältig vor der Brust verschränkt, um das Fehlen von Brustwarzen zu verbergen, sondern damit Harry die Verletzung nicht bemerkte, die er durch Sylvias Beil erlitten hatte.
    “Klar, kein Problem”, nickte Mathias.
    Die Musik im Hintergrund hatte jetzt aufgehört.
    “Danke.” Harry war sich nicht sicher, ob seine Stimme natürlich klang. “Ich beeile mich, aber du musst mir versprechen, dass du auf mich wartest.”
    “Geht schon in Ordnung”, antwortete Mathias. “Aber Harry … ?”
    ” Ja?” Harry hielt die Luft an. “Hast du denn meine Adresse?” “Ja, Rakel hat sie mir gegeben.”
    Harry verfluchte sich innerlich. Warum hatte er nicht einfach gesagt, dass er die Auskunft angerufen hatte, das war doch ganz normal.
    “Tatsächlich?”, fragte Mathias. “Ja.”
    “Okay”, beendete Mathias das Gespräch. “Komm einfach rein, die Tür ist nicht abgeschlossen.”
    Harry legte auf und starrte auf sein Handy. Er hatte keine rationale Erklärung dafür, warum er plötzlich glaubte, dass die Zeit knapp wurde und er um sein Leben rennen musste, bevor alles dunkel wurde. Schließlich überzeugte er sich selbst davon, dass er sich das alles nur einbildete. Bestimmt war das nur die Angst, dieses sinnlose Gefühl, das sich regelmäßig einstellte, wenn sich die Nacht über das Land senkte und man den Hof der Großmutter nicht mehr sehen konnte.
    Er wählte eine andere Nummer.
    “Ja?” Hagens Stimme klang monoton und leblos. Seine Kündigungsstimme, dachte Harry.
    “Lass den Papierkram liegen”, befahl Harry. “Du musst sofort den Diensthabenden anrufen, ich brauche dringend eine Bewaffnungserlaubnis. Verhaftung eines Mordverdächtigen in der Äsengata 12 in Torshov.”
    “Harry … “
    “Hör mir zu. Der Leichnam von Sylvia Ottersen liegt im Anatomischen Institut. Katrine ist nicht der Schneemann. Hast du verstanden?”
    Pause.
    “Nein”, gab Hagen ehrlich zu.
    “Der Schneemann ist ein Dozent aus dem Institut. Mathias Lund-Helgesen. “
    “Lund-Helgesen? Das ist doch? Du meinst den … ?”
    “Ja, den Arzt, der uns so nett dabei geholfen hat, die Schuld auf Idar Vetlesen zu schieben.”
    Plötzlich kam wieder Leben in Hagens Stimme: “Der Diensthabende wird fragen, ob der Tatverdächtige bewaffnet ist.”
    “Tja”, meinte Harry lakonisch. “Soweit wir wissen, hat er bei seinen zehn, zwölf Morden bisher nie eine Schusswaffe benutzt.” Es vergingen ein paar Sekunden, bis Hagen den Sarkasmus erkannte. “Ich ruf ihn sofort an”, versprach er.
    Harry legte auf und drehte den Zündschlüssel, während er mit der anderen Hand Magnus Skarres Nummer wählte. Skarre und der Motor antworteten synchron.
    “Noch immer in Tryvann?”, rief Harry durch den Motorenlärm. “Ja.”
    “Lass alles stehen und liegen und setz dich ins Auto. Warte an der Kreuzung Äsengata-Vogtsgata auf mich. Verhaftung.”
    “Ist wieder die Hölle los, was?”
    “Ja”, erwiderte Harry. Das Gummi schrie auf dem Beton, als er die Kupplung kommen ließ.
    Er dachte an Jonas. Aus irgendeinem Grund musste er an Jonas denken.
    Einer der sechs Streifenwagen, die Harry von der Einsatzzentrale angefordert hatte, wartete bereits am Beginn der Äsengata, als er sich über die Vogts gata aus Richtung Storo näherte. Harry parkte auf dem Bürgersteig, stieg aus und ging zu den wartenden Polizisten. Sie ließen die Scheibe herunter und reichten Harry das Funkgerät, um das er gebeten hatte.
    “Machen Sie den Mixer aus”, befahl Harry und zeigte auf das rotierende Blaulicht. Dann drückte er den Sprechknopf und forderte die anderen Streifenwagen auf, Blaulicht und Sirenen schon weit vor ihrem Bestimmungsort auszuschalten.
    Vier Minuten später waren sechs

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