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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Carnadrioxid.
    “Glaubst du, er hat sie auf diese Art umgebracht? Mit einem Medikament mit paralysierender Wirkung? “, fragte Holm. “Das könnte der Grund sein … “, fiel Skarre ein, “weshalb er ihre Körper versteckt. Damit man diese Medizin nicht bei der Obduktion feststellt und zu ihm zurückverfolgen kann.”
    “Wir wissen nur eines”, begann Harry. “Idar Vetlesen hat die Kontrolle verloren. Und sollte er der Schneemann sein, bricht er sein Muster.”
    “Die entscheidende Frage ist doch, auf wen er es jetzt abgesehen hat”, meinte Katrine. “Irgendjemand soll doch wohl durch diesen Stoff zu Tode kommen.”
    Harry rieb sich das Kinn. “Hast du Ausdrucke von Vetlesens Telefonaten, Katrine?”
    “Ja, ich habe inzwischen die Namen zu den Nummern und bin sie gemeinsam mit Borghild durchgegangen. Bei den meisten handelt es sich um Patienten. Außerdem zwei Telefonate mit Anwalt Krohn, eines mit Dr. Lund-Helgesen, davon hast du ja gerade gesprochen, und ein weiteres mit einem Popper-Verlag.”
    “Wir haben wirklich nicht viel”, stellte Harry fest. “Wir können hier sitzen, Kaffee trinken und uns unsere dummen Schädel kratzen oder nach Hause gehen und morgen mit genauso dummen, aber vielleicht nicht ganz so müden Köpfen wieder zurückkommen.”
    Die anderen starrten ihn bloß an.
    “Ich mach keine Witze”, blaffte er. “Seht zu, dass ihr nach Hause kommt!”
    Harry bot Katrine an, sie noch nach Hause zu bringen, nach Grünerlokka, in die ehemalige Arbeitersiedlung Oslos. Sie ließ ihn vor einem alten vierstöckigen Haus in der Seilduksgata halten.
    “Welche Wohnung?”, fragte er und beugte sich vor. “Dritte Etage links.”
    Er sah nach oben. Alle Fenster waren dunkel. Er sah keine Gardinen. “Wie es aussieht, ist dein Mann noch nicht zu Hause”, stellte er fest. “Oder er ist schon im Bett.”
    “Möglich”, erwiderte sie und blieb sitzen. “Harry?” Er sah sie fragend an.
    “Als ich sagte, dass es jetzt darauf ankäme, auf wen es der Schneemann als Nächstes abgesehen hat, hast du kapiert, wen ich meine, oder?”
    “Möglich”, meinte er.
    “Was wir auf Finnoy gefunden haben, war kein zufälliges Mordopfer, das einfach zu viel wusste, das war von langer Hand vorbereitet. “
    “Wie meinst du das?”
    “Ich meine, er hatte es so geplant, dass Rafto ihm auf die Spur kommt.”
    “Katrine … “
    “Warte. Rafto war der beste Ermittler von ganz Bergen. Du bist der Beste hier in Oslo. Es war leicht für ihn vorherzusehen, dass du in diesen Mordfällen ermitteln würdest, Harry. Deshalb hast du den Brief gekriegt. Ich will damit nur sagen, dass du vielleicht ein bisschen vorsichtig sein solltest.”
    “Willst du mir Angst machen?”
    Sie zuckte mit den Schultern. “Weißt du, was es bedeutet, wenn du Angst hast?”
    “Nein?”
    Katrine öffnete die Autotür. “Dass du dir einen anderen Job suchen solltest.”
    Harry schloss seine Wohnungstür auf, zog die Stiefel aus und blieb auf der Schwelle zum Wohnzimmer stehen. Der Raum sah inzwischen vollkommen demontiert aus, wie ein zerlegter Bausatz. Das Mondlicht fiel auf etwas Weißes an der kahlen roten Ziegelwand. Harry ging zur Wand, um es genauer zu sehen. Es war eine mit Kreide gezeichnete Acht. Er streckte die Hand aus und fuhr darüber. Die Markierung musste vom Pilzmann stammen, aber was sollte sie bedeuten? Vielleicht ein Code, welches Mittel er an dieser Stelle auftragen wollte.
    Die restliche Nacht wälzte Harry sich durch wilde Alpträume.
    Er träumte, dass ihm etwas in den Mund gezwängt wurde und er durch die schmalen Öffnungen dieses Gegenstands atmen musste, um nicht zu ersticken. Dass es nach Öl, Metall und Pulver schmeckte und schließlich keine Luft mehr hindurchdrang. Dann spuckte er es aus und erkannte, dass er nicht durch den Lauf einer Pistole geatmet hatte, sondern durch eine Acht. Eine Acht mit einem großen Kreis unten und einem kleineren darüber. Doch allmählich bekam diese Acht dann auch noch einen dritten, kleinen Kreis ganz oben. Einen Kopf. Den Kopf von Sylvia Ottersen. Sie versuchte zu schreien und ihm zu erzählen, was geschehen war, doch es gelang ihr nicht. Ihr Mund war zugenäht.
    Als er aufwachte, waren seine Augen verklebt, er hatte Kopfschmerzen und einen Belag auf den Lippen, der nach Kalk und Galle schmeckte.

KAPITEL 16
    10. Tag. Curling
    Es war ein kalter Morgen auf Bygdoy, als Asta Johannessen wie üblich um acht Uhr die Tür des Curlingclubs aufschloss. Die fast siebzigjährige

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