Schneemond (German Edition)
Mann stand, saß und bewegte sich anders,als ein untrainierter. Eine führungsgewohnte Person gestikulierte anders, als ein Befehlsempfänger.
Doch dieser Kerl dort, war ihm ein Rätsel!
Sein ganzer Körper, seine gebückte Haltung, sein wackliger Gang, seine fahrigen Bewegungen, all das vermittelte Alter, Gebrechlichkeit, aber auch Zufriedenheit und Güte. Aber der unnachgiebig eiserne Griff seiner vermeintlich so zarten Hand und der harte Glanz dieser Augen schrieen Macht und Kampf und brutales Durchsetzungsvermögen. Sicher konnte man auch die Sprache seines Körpers, die Signale, die das Unterbewusstsein aussendet, in bestimmten Umfang trainieren und kontrollieren. Aber nicht in der umfassenden und virtuosen Weise, wie dieser Mann.
»Wer sind Sie«, fragte ihn Goran, wobei sich seine Hand unsicher, fast hilfesuchend an die Waffe, die immer noch in seiner Tasche verborgen war, klammerte.
Noch so eine Ungereimtheit. Bei dem Vermögen und dem Einfluss, den der Alte – gebrechlich oder nicht – haben musste, wenn man das Haus, in dem er sich befand und das ganze Drumherum betrachtete, ließ man ihn, ohne ihn zu filzen, mit einer Knarre in der Tasche hier mit diesem alten Kauz alleine. Sein Gastgeber hatte sich zu ihm umgewandt und blickte ihn durch das Halbdunkel des Raumes, welches nur von dem Feuer im Kamin und einer antik aussehenden Leselampe erhellt wurde, aufmerksam an.
»Entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit, Mr. Salin. Natürlich, ich habe mich Ihnen noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Senator Cornelius Walden.«
Er nickte Goran lächelnd zu, als er belustigt nachsetzte.
»Und das kleine Spielzeug in Ihrer Tasche werden Sie hier sicher nicht brauchen.«
Goran zuckte kurz zusammen und trat vorsichtig einen Schritt zurück, was Walden entweder nicht bemerkte, oder ignorierte.
»Sie hatten sicher einen schweren Tag Mr. Salin. Kann ich Ihnen einen Drink anbieten?«
Der Senator wies einladend auf das Sortiment unterschiedlicher Alkoholika, die sorgfältig auf dem Servierwagen aufgereiht waren. Als Goran auch nach mehreren Augenblicken nicht antwortete, zuckte Walden gleichgültig mit den Schultern und machte sich daran, zwei Drinks einzuschenken.
»Nun ich denke, ein kleiner Scotch wird keinem von uns beiden schaden.«
Er nahm die beiden Gläser, ging zu Goran hinüber, drückte ihm ein Glas in die Hand und zog ihn am Arm hinüber, zu einem der zwei Sessel, die vor dem Kamin standen. Immer noch wiederwillig setzte sich Goran schließlich doch, als er sah dass Walden sich schwer in den anderen Sessel fallen ließ. Goran spürte instinktiv, dass er nicht die Regie bei diesem seltsamen Stück hatte und das stank ihm ganz gewaltig. Der alte Mann saß immer nochrasselnd atmend und mit geschlossenen Augen neben ihm und hielt das Glas mit beiden Händen fest umklammert. Gerade als Goran sich fragte, was hier eigentlich gespielt wurde, sprach ihn der Alte mit kratziger Stimme an.
»Lassen Sie uns einen kleinen Toast ausbringen, auf unser Treffen hier und unseren gemeinsamen Weg.«
Als er Goran’s erstaunten und fragenden Blick sah, grinste er nur breit, hob ihm sein Glas entgegen und stürzte dessen Inhalt nach einem fröhlichen
cheers!
mit einem Schluck hinunter. Vorsichtig nippte nun auch Goran an seinem Drink und spürte das angenehme Brennen des Alkohols tief in seiner Kehle.
»Was wollen Sie von mir?«, fragte er schließlich den alten Mann. Und dann, noch bevor ihm Walden antworten konnte, kam ihm noch eine andere Frage in den Sinn. »Und woher zum Teufel kennen Sie meinen Namen?«
Walden lehnte sich gemütlich in seinem Sessel zurück, ungerührt von Goran’s bohrenden Blicken und ließ sich wieder von dem wechselnden und unbeständigen Tanz der Flammen fesseln.
»Nun, Mr. Salin, ich kenne Ihren Namen, weil ich Ihr Schicksal schon sehr lange mit großem Interesse verfolge.«
Er ließ diesen Satz einfach im Raum stehen und erfreute sich an dem wachsenden Unbehagen, das Goran ergriff.
»Ach, dann stammt diese ganze
verdeckte-Ermittler-Scheiße
also von Ihnen?«, knurrte Goran.
»Ja natürlich.«, bestätigte ihm Walden.
»Und, was soll das Ganze nun?«
Goran fühlte sich von der Art des Alten immer mehr in die Enge getrieben.
»Mein lieber Junge«, erklärte ihm Walden vergnügt. »Ich konnte Sie doch nicht so einfach im Regen stehen lassen. Sie waren gerade im Begriff vier Polizeibeamte zu töten. Das ist nun mal ein Bundesvergehen und hätte sehr viel Aufmerksamkeit auf Sie
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