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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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und sie anzündete.
    Goran nickte. »Also gut, wie geht’s jetzt weiter?«
    »Sie haben eine Einladung erhalten und ich bin hier, um Sie abzuholen.«
    Goran’s Augen verengten sich gefährlich.
    »Eine Einladung? Von wem?«
    Doch Gastropp schüttelte leicht den Kopf.
    »Aber, aber, Mr. Salin! Ich will Ihnen doch die Überraschung nicht verderben. Nur so viel: Diese Einladung wird um vieles angenehmer werden für Sie, als ein Ausflug mit unseren Freunden hier.«
    Bei seinen letzten Worten deutete er mit dem Kopf in Richtung des Streifenwagens, von dem nun der Deputy wieder auf sie zukam.
    »Ihre Angaben scheinen zu stimmen, Mr. Gastropp. Bitte nehmen Sie ihren Mann mit.«
    Obwohl der Beamte sich um Höflichkeit bemühte, gelang es ihm doch nicht, die Enttäuschung über die versaute Verhaftung zu verbergen – ein Umstand der Goran amüsierte. Wenige Minuten später waren die beiden Streifenwagen in der kalten Nacht verschwunden und Goran stand mit dem geheimnisvollen Mann alleine auf dem spärlich beleuchteten Gehsteig. Gastropp warf die halb aufgerauchte Zigarette zu Boden und trat sie mit seinen blankpolierten Schuhen aus.
    »Kommen Sie Mr. Salin, fahren wir.«
    Als er nach wenigen Schritten bemerkte, dass ihm Goran nicht folgte, drehte er sich um und sah ihn fragend an.
    »Was ist, wenn ich keine Lust habe, mit Ihnen zu gehen?«
    Gastropp schien kurz zu überlegen. »Nun, ich könnte Sie zwingen.«
    Goran grinste breit und hässlich und seine Rechte hatte sich verstohlen in seine Manteltasche geschoben, wo er den beruhigend kalten Stahl der schweren Waffe in seiner Hand spürte.
    »Das glaub ich nun nicht, Mister«, zischte er den geschniegelten Kerl an.
    Doch seine Drohgebärden verfehlten ihr Ziel völlig, denn Gastropp ging langsam auf ihn zu, seine hinter spiegelnden Brillengläser versteckten Augenunverwandt auf ihn gerichtet und blieb erst stehen, als sich ihre Körper fast berührten.
    »Oh, das glaube ich doch«, entgegnete er, sanft flüsternd.
    Und als Goran tief in die Augen seines Gegenübers blickte, erkannte er ein rotes Glühen, das ihn mehr, als alles Andere, davon überzeugte, dass Gastropp diesen letzten Satz todernst gemeint hatte. Und ohne ein weiteres Wort marschierten die beiden Männer zu einer, zwei Querstraßen entfernt stehenden, schwarzen Limousine und fuhren davon.
    Der alte Mann saß ruhig in dem großen, weichen Ohrensessel und sah dem unablässigen Tanz der Flammen im Kamin fasziniert zu. Das Muster des glühenden Gases veränderte sich in einem fort und wiederholte sich nie, solange man es auch betrachten mochte. Von diesem Schauspiel, das keinen Gesetzen zu folgen schien, ging eine beruhigende Spannung aus und beflügelte, wie schon so oft, die Gedanken des Alten. Die Türe in seinem Rücken öffnete sich fast lautlos und Gastropp schlich, ebenso leise, an die Seite des Sitzenden, beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der alte Mann schloss die Augen und lächelte. Dann erhob er sich langsam und mit einem verhaltenen Seufzen, das den Eindruck von Alter nur noch verstärkte und folgte Gastropp an die Tür des Raumes, wo in Goran lauernd und gespannt anblickte.
    »Ah, Mr. Salin, schön dass Sie kommen konnten«, begrüßte ihn der Alte freundlich und reichte ihm die, von Altersflecken übersäte, knochige Hand, die Goran zuerst nur unverständig anblickte, schließlich aber doch, wenn auch zögerlich ergriff.
    Als die Hand des Alten die seine umfasste, sah er erstaunt auf. Der Griff war so fest und eisern, dass es Goran fast schmerzte und widersprach allen seinen Erwartungen von Gebrechlichkeit, die ihm der erste Eindruck seines Gegenübers vorgegaukelt hatte. Dann kreuzten sich ihre Blicke und noch mehr, als der kraftvolle Händedruck, vermittelte ihm das, was er in den Augen des Alten sah, die Gewissheit, dass er einem gefährlichen Gegner gegenüber stand. Der alte Mann zog ihn mühelos und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen in den Raum.
    »Bitte Laurence, wir wollen nicht gestört werden«, raunte er Gastropp zu, ohne ihn anzusehen und schloss mit der freien Hand die Türe hinter sich. Als die Türe einschnappte, ließ er Gorans Hand los und schlurfte zu einem kleinen Servierwagen an der Seite des Raumes.
    Goran war jetzt angespannt und hellwach. Er war es gewohnt, Menschen schnell und zuverlässig einschätzen zu können. Aus der Körperhaltung, den Bewegungen und Gesten ließen sich Stimmungen, Einstellungen, Ziele und Intentionen ablesen. Ein trainierter

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