Schneemond (German Edition)
fester Punkt, der es ihm erlaubte den, Grad der Abweichung der Wahrnehmung seiner Patienten von dieser
Normalität
festzustellen. Hierfür boten sich dem geschulten Psychologen vielfältige Anhaltspunkte, wie Körpersprache, was jemand sagte und wie er es sagte, Stressmuster in der Stimme, aber auch objektiv messbare Parameter, wie Blutdruck, Hirnmuster, Wärmeverteilung an der Hautoberfläche und vieles mehr.
Er
war doch der Vertreter der Normalität in seiner Welt....
»Was halten Sie von dem Alten?« fragte Torrens, der an dem kleinen Tisch hinter ihm saß und auf die Tasse Kaffee vor sich starrte.
Moore versuchte seine Gedanken zu ordnen und seine Antwort überlegt zu formulieren. Letztlich ließen seine widerstreitenden Gefühle und die unterschiedlichen Erkenntnisse, die durch seinen Kopf schwirrten, nur eine mögliche Antwort zu.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er daher etwas hilflos.
Schließlich wandte er sich Frank Torrens zu.
»Mir ist noch nie eine so unglaubliche Geschichte so glaubwürdig präsentiert worden. Ich glaube nicht, dass er lügt Frank, ich glaube es nicht, aufgrund meiner Erfahrung und meiner Fähigkeit, Menschen einschätzen zu können – und doch, ich kann den Schluss, den ich aus Mr. Ukowa’s Geschichte ziehen müsste, einfach nicht akzeptieren«, seufzte Moore.
Torrens nickte verstehend. »Ich weiß, was Sie meinen Sam.«
Moore schüttelte fast trotzig den Kopf, um die verrückten Gedanken zu vertreiben und setzte sich zu Torrens an den Tisch.
»Also gut, Frank, hören Sie zu. So kommen wir nicht weiter. Jetzt gehen wir doch mal ganz sachlich an diesen Fall heran.«
Frank Torrens nickte. »In Ordnung Sam, zeigen Sie mir das Licht in diesem verrückten Labyrinth. Ich bin dicht hinter Ihnen.«
Moore fischte einen Stift aus seiner Tasche und schlug die Akten auf.
»Ich will mich vorerst nicht mit den Details von Mr. Ukowa’s Aussage auseinandersetzen. Vor allem nicht mit der so verdammt vagen Beschreibung der Täter, die er doch angeblich über mehrere Tage beobachtet haben will. Lassen wir es auch mal dahingestellt sein, ob er das, was er gesagt hat,wirklich und wörtlich so meint, oder ob er nur auf eine Art
Bildsprache
zurückgreift, weil er das was er gesehen hat, nicht anders beschreiben kann. Wir können jedenfalls als sicher annehmen, dass er von außerhalb der Hütte beobachtet hat, wie die Frauen von mehreren Personen angegriffen und getötet wurden, wobei es anscheinend einen Haupttäter in dieser Gruppe gab. Aus dem vorläufigen Befund der Gerichtsmedizin wissen wir, dass die Jüngere der beiden Frauen wohl gleich zu Anfang des Angriffes getötet wurde. Dies stimmt auch mit den Angaben von Mr. Ukowa überein. Was nun den Todeszeitpunkt der älteren Frau betrifft...... Ich denke hierzu werden wir morgen beim Termin mit Ihren Gerichtsmedizinern mehr erfahren. Eine Möglichkeit wäre, dass sie von den Angreifern, aus welchem Grund auch immer, gefangen gehalten und erst später ermordet wurde. Mit der Erklärung von Mr. Ukowa, dass sie ihren Mördern einen mehrtägigen Kampf geliefert haben soll, tue ich mich, ehrlich gesagt, sehr schwer.«
Torrens nippte nun doch an seiner Tasse, verzog jedoch sofort angewidert sein Gesicht, was wohl bedeutete, dass sein Kaffee mittlerweile schon ekelhaft kalt geworden war.
»Für diese Version spricht allerdings der Zustand des Mobiliars.«, hielt er Moore entgegen.
»Aber diese Zerstörungen können doch auch in relativ kurzer Zeit herbeigeführt worden sein? Eine Gruppe Menschen, mordbereit, auf engstem Raum – was sollte die aufhalten?«
Torrens blätterte weiter im Untersuchungsbericht und starrte unablässig auf die raschelnden Blätter, fast als hätte er Angst die Aufzeichnungen würden sich verändern, wenn er auch nur einmal den Blick davon nehmen würde.
»Bei der Untersuchung der Trümmer und Reste konnten keine
Werkzeugspuren
festgestellt werden – sie wissen schon, alle Werkzeuge, Hammer, Äxte, Sägen und so, hinterlassen beim Einsatz charakteristische Spuren. Und das Mobiliar wurde zum Teil regelrecht
pulverisiert
. Die können das Zeug doch nicht mit den Zähnen und Fingernägeln zerlegt haben?«
Moore dachte nach. »Nein, sicher nicht, aber die meisten Teile waren aus Holz, das kann man zu Boden werfen, drauf rumtrampeln......so was eben.«
Torrens schüttelte energisch den Kopf.
»Die großen Teile – Ok. Aber haben Sie schon mal versucht ein kleines Holzbrett nur durch werfen und drauftreten so
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