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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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dass ich noch andere Perspektiven habe. Finden Sie das nicht erstaunlich?«
    Heimann nickte langsam mit dem Kopf und Lukas musste schmunzeln, da er fand, das sehe ein bisschen aus wie bei den
Wackelhunden
, die manchmal auf der Hutablage von Autos zu sehen waren.
    »Ich finde das nicht nur erstaunlich, sondern auch sehr erfreulich, Lukas. Wirklich, das freut mich sehr für Sie. Aber sagen Sie, wie geht es Ihren Schmerzen – und wie geht es Ihren
Träumen

    Diese Frage von Heimann schien in Lukas etwas zum Klingen zu bringen. Er dachte eine ganze Weile darüber nach. »Sowohl meine Träume, als auch die Schmerzen danach plagen mich nach wie vor mit schöner Regelmäßigkeit, aber....« Lukas schien sich immer noch nicht darüber im Klaren zu sein wie er seine Empfindungen ausdrücken sollte.
    »Was, Lukas?«, versuchte ihm Dr. Heimann auf die Sprünge zu helfen.
    Plötzlich stand Lukas auf, ging zum Fenster und starrte angestrengt hinaus, fast als würde er erwarten, dass die Antwort auf diese Frage dort draußen zu finden sei.
    »Wissen Sie Doktor, ich habe darüber bisher eigentlich gar nicht nachgedacht, aber gerade jetzt, wo wir darüber reden, wird mir klar, dass sich im Hinblick auf meine Träume etwas ganz Entscheidendes geändert hat – und auch im Hinblick auf meine Kopfschmerzen.«
    Als Dr. Heimann nach einigen Sekunden klar wurde, dass Lukas, wieder in Gedanken versunken, nicht von sich aus weiterreden würde, fragte er nach. »Was genau meinen Sie, dass sich geändert hat?«
    Lukas sah ihn vom Fenster her an, wobei Dr. Heimann das Gefühl hatte, er würde etwas fixieren, das weit hinter ihm lag.
    »Ich kann das schwer ausdrücken«, versuchte er schließlich zu erklären. »Ich habe jedoch das Gefühl, dass die Träume und die Schmerzen mich bei weitem nicht mehr so auszehren, wie noch vor einigen Wochen. Früher waren sie eine Plage für mich, fast so etwas wie eine unheilbare Krankheit, mit der man sich gezwungenermaßen abfindet und arrangiert. Ich habeeigentlich nicht mehr geglaubt, dass sich das noch mal ändern würde. Doch jetzt kommt es mir fast so vor, dass diese Träume ein
Wegweiser
für mich sein sollen – wobei ich nicht weiß, wohin mich das Ganze führen wird. Doch dieser Gedanke gibt mir irgendwie Kraft.«
    Dann fügte er noch hinzu.
    »Und so seltsam das klingen mag – ich glaube das Alles hat irgendwie mit Ben zu tun.«
    Dr. Heimann zog die Stirn in Falten.
    »Sie meinen Ihren Studienfreund?«
    »Ja«, erwiderte Lukas. »Er hat mit seinem Auftauchen und seinen Geschichten etwas in mir Losgetreten..... Ich weiß auch nicht, aber ich bin sehr gespannt, was da noch alles auf mich zukommt.«
    Er sah Dr. Heimann fragend an, der ihn jetzt breit angrinste.
    »Das hört sich sehr gut an Lukas, wirklich sehr, sehr gut. Ich denke, dass Ihnen gar nichts Besseres passieren konnte, als ein Freund – und er scheint wirklich ein guter Freund zu sein – der Sie aus ihrem
Versteck
herausgelockt hat. Übrigens etwas, dass alle medizinischen Fachleute, die Sie bisher bearbeitet haben – mich eingeschlossen – nicht zuwege gebracht haben. Und das macht mich jetzt wieder ein bisschen neidisch.«
    Lukas winkte ab.
    »Bitte Dr. Heimann, stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel. Ich habe Ihnen mehr zu verdanken, als allen Anderen. Ohne Sie würde ich wahrscheinlich schon irgendwo in der Isar, als Wasserleiche, rumdümpeln. «
    Jetzt mussten sie Beide lachen. Schließlich kramte Dr. Heimann eine seiner Visitenkarten aus den Schubladen seines Schreibtisches hervor und notierte etwas darauf.
    »Also gut, Lukas, hören Sie zu. Hier ist meine Karte. Ich habe ihnen meine Privatnummer darauf notiert – und ich erwarte ein bisschen Erfurcht, diese Nummer hat nämlich sonst niemand. Wenn Sie aus irgendeinem Grund Probleme bekommen, oder jemanden zum Reden brauchen, bitte rufen Sie mich an. Und ich sage Ihnen das nicht nur als Ihr Arzt, sondern als Ihr Freund.«
    Diese Geste bewegte Lukas weit mehr, als er nach außen hin zeigte.
    »Danke Dr. Heimann.«, sagte er, als er die Karte entgegennahm und einsteckte.
    Wie schon so oft begleitete der alte Mann Lukas zur Tür und verabschiedete ihn herzlich. Danach ging er zurück in sein Sprechzimmer und ließ sich in den großen Ledersessel fallen, wo er mit geschlossenen Augen und einer Hand auf der Stirn eine ganze Weile still sitzen blieb. Als die Abenddämmerung langsam die Farben und Konturen im Zimmer zu verwischen begann, beugte er sich vor – seine

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