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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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Augenblicke gegeben, in denen er eine gemeinsame Zukunft mit ihr durchaus im Bereich des Möglichen gesehen hatte. Sie hatte es, wie keine Frau – nein, wie kein
Mensch -
vorher verstanden Löcher in seinen Elfenbeinturm zu reißen. Und trotzdem war ihre Beziehung gescheitert. Doch er vermochte nicht zu sagen, was genau der Grund dafür gewesen war. Eines Tages war sie gegangen. Ohne Zorn und in aller Freundschaft, aber sie war gegangen.
    Samuel schüttelte den Kopf und versuchte diese Gedanken, die zu nichts führen konnten zu verscheuchen. Was sollte das Ganze auch? Sie hatten für eine kurze Zeit eine gute und schöne Beziehung gepflegt und hatten sich schließlich auseinandergelebt. Das lag nun mal im Wesen der Menschen und man konnte solche Dinge auch leidenschaftslos und sachlich beschließen, ohne sich gegenseitig die vergangenen, schönen Stunden in den Schmutz zu treten.
    Gerade
er
war doch in solchen Dingen geschult und er war zugegebenermaßen auch stolz darauf, dass er sogar bei sich selbst die nötige Vernunft und Abgeklärtheit hatte aufbringen können. Also zum Teufel mit dieser unnötigen, unreifen Melancholie.
    Doch trotz aller Beteuerungen und rationalen Schlussfolgerungen, die er sich immer wieder vorbetete, blieb tief in seinem Innersten, in einem kleinen, gut verborgenen Winkel seines Unterbewusstseins, eine Leere zurück, die er mit all seinen psychologischen Tricks und Winkelzügen nicht füllen konnte – eine Leere, die er nicht einmal ansehen wollte.
    Karen..
    »Einen Penny für Ihre Gedanken.«, sagte Frank leise hinter ihm.
    Samuel drehte sich ruckartig um und sah Frank fragend an.
    »Ich fragte mich, woran Sie gerade gedacht haben, Sam. Sie waren ja völlig weggetreten.«
    Sam kam sich ertappt vor, wie ein kleiner Junge. Er senkte den Blick, räusperte sich und setzte sich wieder zu Frank Torrens an den Tisch.
    »Nicht wichtig, Frank, mir sind bloß ein paar private Gedanken durch den Kopf gegangen. Nicht wichtig.«
    Agent Torrens war lange genug in dem Geschäft, um eine Ausflucht zu erkennen. Umso mehr, wenn sie ihm so offensichtlich dargeboten wurde. Doch er ließ es dabei bewenden und blätterte wieder recht lustlos durch die Unterlagen, welche vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lagen. Langsamgelang es Sam, Abstand von seinen gedanklichen Streifzügen in die Vergangenheit zu gewinnen und sich wieder ihrer Ermittlungsarbeit zuzuwenden. Dann blickte er auf und betrachtet Frank Torrens.
    »Frank«, sagte er schließlich. »Sie schulden mir noch ein Gespräch.«
    Nun war es an Agent Torrens, sich ertappt zu fühlen und zu spüren, wie ihm das Unwohlsein den Rücken hinaufkrabbelte. Es war ihm schon von dem Augenblick an, als er Samuel Moore angerufen hatte, klar gewesen, dass es früher oder später darauf hinauslaufen würde.
    Und doch wäre es ihm gerade jetzt mehr als recht gewesen, wenn er sich um dieses Gespräch hätte drücken könnte. Vor allem, da er immer klarer sah, wie die einzige Erklärung für sein
unprofessionelles
Verhalten, die er Sam geben konnte, auf diesen wirken mochte. Der Mann war schließlich
Psychologe
! Wahrscheinlich würde er ihn in eine Zwangsjacke stecken und in der geschlossenen Abteilung vergraben.
    Aber wie auch immer – er hatte um Moore’s Hilfe gebeten und sie prompt erhalten. Also war es nur recht und billig, dass er sich seinem Freund und Partner erklärte.
    Torrens setzte sich aufrecht hin und blickte Moore fest in die Augen.
    »Also schön, Sam, was wollen Sie wissen.«
    Moore hielt seinem Blick jetzt ruhig und gelassen stand, als er erwiderte: »Ich will wissen, was Sie an diesem, zugegeben, seltsamen Fall, so völlig verstört hat. Was macht Sie glauben, dass es für diese ganzen Ereignisse keine vernünftige Erklärung geben kann.«
    Frank Torrens vergrub sein Gesicht für einige Sekunden in den Handflächen und rieb es schließlich, wie um wach zu werden, was um diese Zeit und nach den vielen Stunden, die er sich bereits um die Ohren geschlagen hatte ein eher vergebliches Bemühen war.
    »Das wird ihnen nicht gefallen, Sam, das kann ich Ihnen versprechen.«
    Moore fixierte seinen Partner weiter. Torrens verstand es wirklich, die Spannung aufrecht zu halten. Für einen Augenblick kämpfte er mit dem Verlangen, aufzuspringen, Torrens wie einen Hund zu schütteln und ihn anzuschreien:
Rede endlich.
    Doch solche Anwandlungen hatte er sehr schnell aus seinem Kopf verbannt. Stattdessen sagte er nur: »Lassen wir es doch auf einen Versuch

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