Schneemond (German Edition)
der jetzt wutschnaubend und mit hassverzehrtem Gesicht vor ihnen stand und von einem zum anderen blickte.
Es hatte sich alles so schön angelassen, mit dem Überfall auf die Hütte, dort oben in den Wäldern. Schön und vielversprechend.
Die Bude war wunderbar abgelegen und sie hatten sich schon ausgemalt, wie sie es den beiden Schlampen so richtig besorgen würden und dann, vielleicht mit ein bisschen Schmuck oder Kohle, weiterzogen.
Aber als der Tanz da oben richtig losgegangen war, war ihnen sehr schnell klar geworden, dass da ein ganz schräger Film lief. Sie waren mit den beiden Frauen
nicht
allein gewesen in dieser Hütte und bevor sie überhaupt richtig Luft holen konnten, lag die Jüngere schon tot am Boden. Und was dann geschehen war, hatte die meisten der, ach so coolen und taffen, Hellraiders dazu veranlasst, sich in die Hosen zu pissen.
Was immer ihnen dort oben auch begegnet war, jeder Einzelne von ihnen wusste, es war
nicht menschlich
gewesen und deshalb vermieden sie es schon fast verzweifelt, auch nur ein Wort darüber zu verlieren.
Aber dieser Kerl, dieser Goran, hatte das grauenhafte Schauspiel zutiefst genossen, hatte sich gebadet, in dem Leid und den Schmerzen, die jenes schattenhafte Etwas den beiden Frauen zugefügt hatte. Und er hatte auch die Angst und das Grauen, das die Hellraiders überfallen hatte, in sich hineingesoffen wie eine gute Flasche Whiskey.
Und seit diesen Stunden war der Gang klar, dass sie trotz der Waffen, die jeder von ihnen am Leib trug und der zahlenmäßigen Überlegenheit, dem Verrückten dort nichts, aber auch gar nichts, entgegen zu setzen hatten.
Bis zu dem Tag, an dem Billy mit Goran bei ihnen antanzte, war
Fish
die Nummer Eins der Gang gewesen, was nicht zuletzt auf seine gewaltige Leibesfülle zurückzuführen war, in der sich neben einer gehörigen Portion Fett auch eine erstaunliche Muskelmasse verbarg. Etwas, das Jeder, der sich unvorsichtigerweise mit Fish anlegte, schmerzlich erkennen musste. Fish fühlte sich der Gang noch immer verpflichtet, was wohl ein Grund dafür war, dass er sich nun entschloss, auf Goran’s Frage zu antworten, zumal ein weiteres Schweigen wohl kaum zu einer Verbesserung seiner Laune beitragen würde.
»Hey Mann, langsam«, begann Fish und versuchte, das Zittern seiner Stimme so gut, als möglich zu verbergen.
»Billy wollte Dir nur sagen, dass es anscheinend einen Zeugen gibt, für unseren Auftritt in der Hütte oben....«
Goran’s Wut verflog augenblicklich und machte einer lauernden Spannung Platz – was Fish jedoch noch weniger gefiel, vor allem da er Goran außerhalb der Wagen, keine drei Schritte entfernt, ungeschützt gegenüberstand. Goran kam mit geschmeidigen, raubtierhaften Bewegungen näher und blickte Fish scharf an.
»Was? Woher hast Du das, Fettsack?«
Trotz aller Furcht, die ihm dieser unheimliche Kerl einflößte, wurde Fish nun doch ein wenig wütend.
»Du bekommst gleich mächtig eins auf die Fresse, wenn Du Dich hier weiter so aufführst«, zischte er ihm entgegen, bevor er richtig mitbekam, was er da gesagt hatte und sofort Schiss vor seiner eigenen Courage bekam. Goran’s Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln, das seine Zähne entblößte und in dem nicht der kleinste Funke Heiterkeit lag.
»Ach Fish, mein kleiner dicker Freund, Du scheißt Dir doch gleich in die Hose – ich weiß das und Du weißt das. Also markier hier nicht den
dicken Fisch
...«, Goran schien sich über dieses dämliche Wortspiel nun wirklich zu amüsieren, »... und sag mir lieber,
woher Du das weißt
.«
Die letzten Worte brüllte er Fish mit einer unzweifelhaft befehlsgewohnten und wutverzehrten Stimme ins Gesicht, was seine Wirkung nicht verfehlte. Fish erbleichte und schluckte hörbar.
»Wir haben einen Informanten bei den Bullen...«
Goran’s Laune schien sich schlagartig zu bessern.
»Na das ist doch mal eine angenehme Überraschung. Da bin ich ja richtig beeindruckt. Was sagt denn Euer Spitzel so?«
Fish bekam sich langsam wieder in den Griff.
»Anscheinend hat so’n alter Indianer alles beobachtet und die Bullen verständigt. Und jetzt hängt das FBI an der Sache dran....«
»Wo sind die Leichen?«, unterbrach ihn Goran barsch.
»Im Krankenhaus in Superior.....«
»Verdammt...«
Goran knallte die Hand mit einem wuchtigen Schlag auf die Motorhaube des am nächsten stehenden Wagens. Dann wandte er sich mit gesenktem Kopf ab und schien angestrengt nachzudenken. Schließlich blickte er hoch, den Hügel
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