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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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Ukowa nicht als Gefangener. Und obwohl ihm Chief Oldman und die Deputies dies ebenfalls mehrfach versichert hatten, war er sich sicher, dass diese Leute die Sache anders sahen.
    Doch das war egal.
    Er war in einen Mordfall verwickelt und konnte keinen festen Wohnsitz nachweisen, also hatten sie ihn hier
einquartiert
. Sicher hätte jeder Andere wohl lauthals protestiert und nach einem Anwalt gerufen. Doch sein Platz im Leben war ein Anderer. Er hatte ein Bett zum Schlafen, Luft zum Atmen und bekam dreimal am Tag etwas zu essen.
    Er hatte sicher schon an schlimmeren Orten gehaust. Und schließlich sah er auch die Notwendigkeit ein, den Leuten vom FBI für ihre Ermittlungen zur Verfügung zu stehen – wenn er auch nicht daran glaubte, dass dies zu etwas führen würde.
    Doch nun lagen die Dinge anders. Er konnte es tief in seinem Inneren spüren.
Seine
schwarzen, hasserfüllten Augen hatten sich auf ihn gerichtet und
seine
Schergen waren unterwegs, um ihn zu holen. Was hatte er auch erwartet? Er war da draußen gelegen und hatte sich, starr vor Angst, tagelang keinen Zentimeter gerührt. Sicher, er hätte nichts ausrichten können gegen dieses verteufelte Pack und ihren dunklen Meister. Aber zumindest hätte er Stellung beziehen können.
    Er dachte an die Ahnin, die er gekannt und verehrt hatte, seit er denken konnte und Tränen der Trauer traten in seine alten Augen. Auch die Zweite war mit ihr gestorben und damit die Hoffnung auf den Fortbestand dieser Blutlinie. Der Kreis war durchbrochen, doch er konnte sich nicht im Geringsten vorstellen, welche Auswirkungen dies haben würde.
    Waren sie die Ersten, oder die Letzten? Wussten die Anderen davon und wo waren Sie? Diese Fragen quälten ihn.
    Er schloss die Augen und murmelte leise und rhythmisch Beschwörungen, die ihn mehr und mehr in einen kontemplativen Zustand versetzten und seine Sinne nach Außen erweiterten.
    Langsam, aber stetig wuchs diese Wahrnehmungsblase um seinen Körper und seinen Geist und trug ihm immer mehr und neue Eindrücke zu. Er spürte sich durch das Gitter seiner Zelle, weiter, in die Nachbarzelle zu Randall, einem alten Säufer, der schnarchend in seinem Alkoholdunst vorsich hin döste. Weiter, den Gang hinunter und durch die Türe zum Vorraum und immer weiter, bis in die angrenzenden Büros. Weiter, durch die nächtliche Stille in den Räumen, bis hin zum Bereitschaftsraum.
    Und hier erahnte er erste Spuren seiner Gegner, kaum wahrnehmbar und sehr, sehr dünn, doch ohne Zweifel vorhanden.
    Der Deputy, der dumpf vor sich hin brütend am Schreibtisch saß und mit leerem Blick an die Wand starrte, schmeckte nach Falschheit und Bestechlichkeit und Ukowa war sofort klar, dass dieser Mann keinen Schutz für ihn darstellte. Noch während er versuchte, die Düsternis, welche von dem Beamten ausging, klarer zu erkennen und einzuordnen, öffnete sich die Türe zur Straße – und ein fetter Kerl, mit zwei weiteren Männern, betrat das Büro und baute sich am Besuchertresen vor dem Polizisten auf.
    »Hey, McNolan.«, grüßte er den jungen Deputy kurz angebunden.
    McNolan erwachte schlagartig aus seiner Lethargie und fuhr nervös aus dem Sessel hoch, wobei er sich im Computerkabel verhaspelte und beinahe der Länge nach hingefallen wäre.
    »Fish, verdammt noch mal, bist Du bescheuert? Was zum Teufel machst Du hier?«
    Fish grinste ihn kalt an. Er mochte diesen blöden Bullen nicht. Er versorgte sie mit wertvollen Tipps und war nicht erst einmal hilfreich gewesen, als es brenzlig geworden war. Und trotzdem – er mochte diesen Bullen nicht. Und deshalb besserte nichts seine Laune so sehr, als dass diesem korrupten Schwein der Arsch auf Grundeis ging.
    »Na, na McNolan, schön ruhig. Ist doch keiner da. Es ist mitten in der Nacht und alle braven Leute liegen schön in ihren Bettchen und schlummern.«
    Sein Grinsen wurde breiter.
    »Nur die bösen Buben treiben sich noch draußen rum.«
    McNolan war in keiner Weise beruhigt und fauchte den Dicken über den Tresen hinweg an.
    »Was denkst Du wohl, was los ist, wenn die Nachtstreife zurückkommt? Ein paar von den Jungs trauen mir sowieso nicht mehr richtig. Dann wandern wir alle in den Bau.«
    Fish war jetzt eindeutig genervt, von diesem Angsthasen. Zudem hatten sie eine Aufgabe zu erledigen und hatten nicht die Zeit, sich stundenlang mit diesem Schwachkopf rumzuärgern.
    »Jetzt komm mal wieder runter, Mann. Wir sind nur hier, um die Rothaut zu besuchen, die Du da hinten eingelocht hast.«
    Und noch bevor

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