Schneemond (German Edition)
verschwinden, worüber die Anderen lächelten und auch den ein oder anderen Witz rissen. Doch mittlerweile war Lukas fast ebenso fasziniert von dieser Reise durch die Epochen und er bewunderte Daniel’s Wissen in solchem Maße, dass ihm diese kleinen und nicht böse gemeinten Sticheleien nichts ausmachten.
Das einzige was ihn wirklich betrübte, war die Tatsache, dass er Maria nicht zu Gesicht bekam, wenn er hier mit Daniel zu Gange war.
Sie hatten es sich neben einem der Fenster gemütlich gemacht und der junge Archäologe war gerade mit Feuereifer dabei, sein Lunchpaket zu vernichten, wobei ihm Hunger und Appetit dermaßen im Gesicht geschrieben standen, dass Lukas heilfroh war, nicht in sein Beuteschema zu passen. Lukas selbst kaute wesentlich weniger eifrig und ließ seinen Blick aus dem Fenster zu den Bäumen schweifen. Zumindest das erste Untergeschoss lag, aufgrund der Hanglage des Hauptgebäudes, talseitig oberhalb des Erdreiches und wurde im Bereich der Außenmauern durch normale Fenster belichtet, welche je nach Nutzung der Räume, entweder nur vergittert, oder zusätzlich mit Holzfenstern ausgestattet waren. Momentan sah er aus einer der einfachen, vergitterten Öffnungen, die, im Zusammenspiel mit den ausBruchsteinen errichteten Mauern, seiner Vorstellung eines mittelalterlichen Verlieses entsprachen. Daniel jedoch hatte ihm erklärt, als er ihm diesen Gedanken unterbreitet hatte, dass zu Zeiten der Burgen und Ritter die Löcher, in denen man Gefangene damals teils lebendig begraben hatte, weit weniger komfortabel ausgefallen waren.
Nachdem Daniel seinen ersten Hunger gestillt hatte, nahm er einen großen Schluck aus einer ihrer mitgebrachten Wasserflaschen und sah Lukas an.
»Du Lukas. Kann ich Dich mal was Persönliches fragen?«
Da Daniel und er in der Zwischenzeit wesentlich mehr als Teamkollegen geworden waren, und er den Israeli wirklich mochte, kam ihm dessen Ansinnen nicht vermessen vor.
»Klar, leg los«, ermunterte er ihn deshalb.
»Sag mal, was ist da eigentlich zwischen Dir und Maria?«
Lukas stutze. Nicht weil er der Meinung war, dass Daniel nun doch etwas zu weit gehen würde, sondern weil er selbst nicht genau wusste, wie er diese Frage ehrlich beantworten sollte.
»Das frag ich mich die letzten Tage auch immer wieder.«
Er hielt inne und sah kurz aus dem Fenster, bevor er sich Daniel wieder zuwandte.
»Sie ist mir einerseits so nahe gekommen, wie kein Mensch mehr, seit meine Frau gestorben ist. Andererseits scheint sie mir dann oft wieder so weit entfernt zu sein..... Ich weiß nicht, ob Du das verstehst.«
Daniel nickte mehrmals.
»Hast Du denn mal, so in aller Ruhe, mit ihr darüber geredet?«
»Nein, nicht wirklich. Sie war vor ein paar Tagen mal abends bei mir und hat mir einige Unterlagen gebracht. Danach haben wir schon noch geredet, aber..... Na ja, das war ganz seltsam. Wir haben nicht wirklich über
uns
geredet, aber ich habe seitdem das Gefühl, dass da etwas zwischen uns ist, das uns verbindet.«
Lukas erzählte nicht von sich aus weiter und Daniel ließ ihn für eine kurze Zeit in Ruhe und beobachtete ihn eingehend, während er da saß und wieder aus dem Fenster blickte.
Auch Daniel betrachtete Lukas mittlerweile als einen guten Freund und er wünschte ihm nach seinen schlimmen Jahren nichts so sehr, wie die Liebe eines anderen Menschen. Eine Liebe, welche sich der Wunden an seiner Seele annehmen würde, die die Vergangenheit ihm geschlagen hatte.
»Bedeutet Dir Maria denn wirklich etwas?«, fragte Daniel schließlich weiter.
Lukas wandte sich ihm wieder zu und sah ihm gerade in die Augen.
»Ja, Daniel, sie bedeutet mir sehr viel. Das ist das Einzige, was ich sicher weiß. Ich habe mich wohl wirklich in Maria verliebt – soweit ich das beurteilen kann – wo ich doch schon so lange aus der Übung bin«, versuchteer das Thema mit einem kleinen Scherz aufzulockern.
Doch Daniel sah ihn weiter aufrichtig und ernst an.
»Dann rede mit ihr, Lukas! Rede mit ihr über Deine Gefühle und auch über
ihre
Gefühle. Ich halte Maria für einen sehr feinsinnigen Menschen......«
»Ja das ist sie wirklich.«, unterbrach ihn Lukas.
»Dann rede mit ihr, mein Freund!« Er lächelte Lukas aufmunternd zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Rede mit ihr!«
Lukas fühlte sich von Daniel wirklich verstanden.
»Ok, versprochen, das mache ich.«
Daniel schien zufrieden zu sein und so wechselte er das Thema.
»Dieses ganze Institut ist aus baulicher Sicht wirklich
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