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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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ohne auch nur eine Sekunde den Blick von den Höhlenbildern zu nehmen. Vor ihnen tanzten prächtig und farbenfroh und bis ins kleinste Detail ausgestaltet Hirsche und Bisons und Wisente.
    Schließlich gelang es Daniel doch noch, seinen Blick loszureißen und Lukas anzusehen.
    »Ich lehne mich da jetzt zwar ganz schön weit aus dem Fenster, aber ich behaupte, dass diese Malereien hier älter sind als die in Altamira oder Lascaux.«
    Als er bemerkte, dass Lukas einen verwirrten Eindruck machte erklärte erweiter.
    »In den Höhlen von Altamira in Spanien und Lascaux in Frankreich finden sich die wohl ältesten und bedeutendsten Zeugnisse steinzeitlicher Kunst.«
    Lukas ging langsam ein Licht auf.
    »Und du glaubst, diese Bilder sind ähnlich alt?«
    Daniel sah ihn vielsagend an und schüttelte den Kopf.
    »Nein, Lukas, ich glaube, dass diese Bilder noch weit älter sind.«
    Lukas schluckte. »Von welchem Alter sprechen wir denn da?«
    »In Frankreich und Spanien? Dreißig- vierzigtausend Jahre, vielleicht auch fünfzigtausend Jahre oder mehr. Aber das hier? Mindestens achtzigtausend Jahre aufwärts!«
    »Heiliger Strohsack.....«
    Daniel sah wieder auf die Malereien an der Wand.
    »Sag ich doch....«
    Nach mehreren langen Minuten schafften sie es endlich, sich von dem Kunstwerk, geschaffen vor unendlich langer Zeit, loszureißen und die Höhle weiter zu erkunden. Doch je tiefer sie sich in die Eingeweide des Berges vorwagten, desto phantastischer wurden ihre Entdeckungen. Immer größere Wandflächen waren förmlich übersät mit den Zeichnungen lange zu Staub zerfallener Künstler. An manchen Stellen reichten die Malereien vom Boden bis in eine Höhe der Wand, die sie mit den ausgestreckten Armen und auf Zehenspitzen stehend nicht mehr erreichen konnten. Dann plötzlich trat Daniel zurück und Lukas glaubte Tränen in seinen Augen schimmern zu sehen.
    »Lukas, weißt Du was das bedeutet?«
    Lukas schüttelte nur den Kopf.
    »Wenn ich Recht habe – und ich zweifle nicht daran – dann ist das eine absolute wissenschaftliche Sensation. Eine Besiedelung vor so langer Zeit in dieser Region? Die Geschichtsbücher müssen umgeschrieben werden.«
    Daniel verfiel mehr und mehr ins Schwärmen, doch Lukas hörte ihm nur noch halbherzig zu. Ganz am Rande der Reichweite seiner Lampe, wie es schien ganz am Ende der Höhle hatte er etwas entdeckt, dass seine Aufmerksamkeit erregte. Und noch während Daniel mit ausgebreiteten Armen sein archäologisches El Dorado besang, zog es Lukas, vorbei an den Malereien deren Inhalt sich immer mehr veränderte, für die er aber jetzt keinen Blick mehr hatte, dort zu der Wand und dem Symbol, dass ihn immer mehr in seinen Bann schlug. Als er endlich davor stand, war Daniels Monolog weit hinter ihm zurückgeblieben. Sein Geist war gefangen von diesem wundervollen Bild.
    Er blickte auf einen perfekten Kreis, dessen feine, blauglänzende Umrandung in den Fels eingraviert schien. Er war als Techniker erstaunt überdie Brillanz des Kreisbogens, der ohne Werkzeug erstellt worden sein sollte. Doch das Erstaunlichste war das
Innere
dieses Kreises.
    Bei genauer Betrachtung erkannte man, dass der Kreis in sieben gleiche Teile geteilt war, die sich jedoch nicht wirklich mit dem Auge fixieren ließen. Jedes Kreissegment hatte eine andere Farbe, schien jedoch in die benachbarten Bereiche zu fließen und erzeugte dadurch fast den Eindruck von Bewegung.
    Das Symbol strahlte eine unglaubliche Kraft und Lebendigkeit aus. In Lukas Kopf begann leise ein Flüstern und Singen und er war sich Ort und Zeit nicht mehr bewusst. Ganz eingenommen vom Zauber des Emblems streckte er seine Hand aus und schließlich berührten seine Fingerspitzen den schillernden Kreis – und seine Welt zersprang in tausend Scherben.
    Er spürte ein Reißen in seiner Brust und wollte schreien, doch kein Ton kam über seine Lippen. Der Boden unter ihm fing an sich zu neigen. Noch immer hatte er die Hand auf dem Emblem und er konnte sie auch nicht zurückziehen, wie er jetzt voller Schreck bemerkte. Die Luft um ihn bekam seltsame Sprünge und das Flüstern und Singen in seinem Kopf steigerte sich zu einem unerträglichen Kreischen. Mit den letzten klaren Gedanken die er fassen konnte, erkannte er entsetzt, dass der Kreis wuchs und sich um ihn schloss.
    Plötzlich wurde die Kulisse der Höhle weggerissen und er wurde durch den Kreis in ein Meer von schillernden Farben geschleudert. Hilflos versuchte er die Kontrolle über seinen Körper zurück

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