Schneemond (German Edition)
zu ihnen nicht lange verborgen bleibt.«
Moore sah Torrens jetzt an und in seinen Blick schlich sich langsam das Feuer, das ihn immer erfüllte, wenn er sicher war, auf dem richtigen Weg zu sein.
»Sie hätten ihn vergiften, oder ersticken können, oder was weiß ich noch alles. Es hätte tausend bessere Möglichkeiten gegeben, Ukowa zu beseitigen. Aber doch nicht ein aufgesetzter Herzschuss mit McNolan’s Dienstwaffe.«
»Soweit folge ich Ihnen, Sam«, bekannte Torrens.
»Aber wie geht es weiter? Sie haben doch noch etwas in der Hinterhand?«
»Nur eine Vermutung, Frank«, bestätigte er den Verdacht seines Partners zögerlich.
»Also. Ukowa hatte keine Angst vor dem Tod, davon bin ich überzeugt. Diese Drohung war also ein stumpfes Schwert. Ich glaube auch nicht, dass McNolan oder diese Hellraiders so dumm waren, den alten Mann einfach über den Haufen zu schießen. Also was hatten sie wirklich vor?«
Moore hielt kurz innen, wie um über seine eigenen Worte nachzudenken. »Ich glaube, Frank, sie wollten Ukowa mitnehmen....«
Torrens stutzte. »Aber warum?«
»Na um zu hören, was er tatsächlich wusste und gesehen hatte.«
»Moment mal, Sam. Was hätte er den sehen können, außer den Morden? Und wenn er das gesehen hat, dann war er schlicht und ergreifend ein Risiko und musste aus deren Sicht weg. Wenn sie ihn aber mitgenommen hätten, um mit ihm zu sprechen, nur um festzustellen, dass er nichts gesehen hat – na dann musste er spätestens zu diesem Zeitpunkt auch weg. Kommt immer auf das Gleiche raus.«
Moore nickte. »Genau, Frank. Aber was, wenn er wesentlich mehr gesehen hat als die Morde? Was, wenn er etwas
wusste
, das für Jemanden eine überaus wichtige Information darstellte? Etwas, was diesem Jemand wesentlich mehr schaden kann, wenn er es
nicht
erfährt?«
Torrens fluchte. »Ich verstehe kein Wort Sam. Was sollte das gewesen sein?«
Moore klopfte Torrens beruhigend auf die Schulter. »Nur die Ruhe, Frank. Ich versteh’ es ja selber noch nicht. Mir gefällt vor allem die Schlussfolgerung, die sich daraus ergibt nicht.«
»Die da wäre?«
»Wenn Ukowa verhindern wollte, dass der fiktive Unbekannte von ihm etwas erfährt.......«
».....und drei, vier Mann kommen um ihn abzuholen....«, führte Torrens den Satz weiter.
»......dann blieb ihm nur noch der Freitod!«, brachte ihn Moore zu Ende.
»Dann hat McNolan vielleicht sogar die Wahrheit gesagt«, spann Torrens den Gedanken weiter.
Moore jedoch verzog das Gesicht. »Dann aber auch nur eine sehr abgewandelte Form der Wahrheit. Und seine pädophile Neigung bleibt in jedem Fall an ihm kleben.«
Wieder überlegte Moore einige Augenblicke, bevor er weitersprach. »Aber ich glaube, Frank, bei unserem Gespräch wollte mir Ukowa etwas sagen, was ich einfach nicht kapiert habe – und auch jetzt noch nicht kapiere. Und ich glaube auch, dass da noch ein Anderer hinter McNolan und den Hellraiders steckt. Und dieser Andere hat seine Spuren hinterlassen, da bin ich mir ganz sicher – wir müssen sie nur noch erkennen.«
Er verfiel für kurze Zeit wieder in brütendes Schweigen, in der auch Torrens seinen Gedanken nachhing. Plötzlich hob er den Kopf. »Frank, ich bin mir sicher, unser großer Unbekannter ist verantwortlich für diese grotesken Spuren, die uns bisher so zu schaffen gemacht haben. Vorschlag: Sie setzten mich am Hotel ab. Ich muss mir unbedingt noch einmal meineAufzeichnungen von dem Gespräch mit John Ukowa ansehen. Und sie fahren in der Zwischenzeit in die Pathologie und gehen mit Karen noch mal alle diese seltsamen Ergebnisse durch. Vielleicht hat sie ja auch etwas Neues. Ich komme dann zu Ihnen und wir sehen zu, dass wir ein Muster in dieses Chaos bringen.«
Torrens erklärte sich einverstanden. »Also gut, Sam. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.« Und damit trat er aufs Gas und jagte den Wagen, über die Hügel und durch die Dämmerung, auf die Stadt zu.
Auch ohne Ansporn von Moore und Torrens hatte sich Karen Anderson noch einmal eingehend mit den mysteriösen und erschreckenden Dingen auseinander gesetzt, die diesen seltsamen Fall umgaben. Doch Torrens hatte sehr schnell feststellen müssen, dass es ihr nicht gelungen war, eine auch nur ansatzweise plausible und nachvollziehbare Erklärung für das alles zu finden. Seit mehr als zwei Stunden waren sie nun hier schon zugange und Frank Torrens machte sich langsam über Prof. Anderson’s Gesundheitszustand Sorgen.
»Wie lange sind Sie schon auf den Beinen,
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