Schneemond (German Edition)
Jacke trug, ab und warf einen Blick darauf.
»Nun,
Agent Torrens
, es freut mich, dass sie sich so bereitwillig zu uns gesellt haben.«
Torrens versuchte Luft zu holen, wodurch der Schmerz in seinem Körper wieder aufflammte.
»Wer.... sind..... Sie? Was..... wollen..... Sie?«, keuchte er kurzatmig und unter größter Anstrengung.
»Immer mit der Ruhe,
Frank
. Hier stelle ich die Fragen«, erwiderte der Große kalt. Dann hob er die Augenbrauen, als wäre ihm gerade ein Gedanke gekommen. »Aber wie unhöflich von uns, wir haben uns ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Goran…«, erklärte er Torrens, umgängliche Höflichkeit heuchelnd. »…und dieses mit Haut überzogene Gerippe dort...« Er deutete mit dem Kopf in Richtung des hageren Kerls. »...ist Billy. Ich hoffe wir kommen nicht ungelegen, aber wir waren gerade in der Nähe und haben erfahren, dass Ihr hier zwei schöne, frische Leichen reinbekommen habt.«
Torrens starrte Goran an und plötzlich veränderten sich dessen Züge und der Hass verzerrte sein Gesicht zur Fratze, als er Torrens anschrie. »Und Keiner hat Euch erlaubt, an den beiden Weibern rum zu schnipseln und Euch Gedanken über ihren Tod zu machen.«
Und mit dem letzten Wort schlug er Torrens die Faust auf die rechte Brustseite und der Agent wimmerte vor Schmerzen und krümmte sich in seinen Qualen. Goran sprang auf und blieb stehen, den hasserfüllten Blick weiter auf Torrens gerichtet, der zu seinen Füßen jammerte.
»Du hast da Deine Nase in eine Sache rein gesteckt, die Du nicht verstehst, Bulle. Und dafür wirst Du einen hohen Preis bezahlen, das verspreche ich Dir. Einen sehr hohen Preis.«
Torrens, der von Krämpfen geschüttelt wurde, bekam nur halb mit, was ihm Goran sagte.
Doch eines wurde ihm plötzlich klar.
Gott der Allmächtige
, dachte er,
ich werde hier sterben. Hier und jetzt
.
Und Bitterkeit und Verzweiflung überkam ihn mit einer Heftigkeit, die alle anderen Gedanken mit sich fortrissen.
Oh mein Gott, ich will nicht sterben. Nicht hier und nicht so....
Und plötzlich veränderte sich Goran.
Karen, noch immer mit blutender Lippe und Schmerzen im Leib am Boden kauernd und der hagere Billy, der neben ihr stand, nahmen diese Veränderung nur schemenhaft und undeutlich war. Doch Torrens, dessen Leben langsam aus der Wunde an seinem Rücken sickerte und der dem Tod schon näher war, als dem Leben, erkannte überdeutlich, was vor sich ging. Und er schluchzte verzweifelt, als uralte Ängste aus den tiefsten Winkeln seines Geistes hervorkrochen und er plötzlich verstand. Und aus weiter Ferne und aus längst vergangener Zeit stieg eine Erinnerung herauf und er betrachtete Sam mit dem alten Indianer, durch den Einwegspiegel, in dem Verhörraum. Und der Alte beugte sich zu Sam und sagte zu ihm: »Ich fürchte mich nicht vor dem Leben und ich fürchte mich nicht vor dem Tod, doch ich fürchte mich vor dem, was
dazwischen
liegt.«
»Was dazwischen liegt«, flüsterte Torrens immer wieder.
»Was dazwischen liegt..... Was dazwischen liegt.«
Das
hatte der Alte gemeint. Und
deshalb
hatte er sich das Leben genommen. Und während sich die Gedanken in seinem Kopf überschlugen und er vor Angst wahnsinnig zu werden drohte, schien die Luft um Goran herum aufzureißen. Und eine lebendige und zutiefst bösartige Dunkelheit breitete sich langsam um den großen Mann aus, der Torrens noch immer aus hasserfüllten Augen ansah. Doch dann veränderten sich auch seine Augen und fingen an in einem tiefen, dunklem Rot zu leuchten und Torrens hatte das Gefühl durch diese Augen geradewegs in die Hölle zu blicken. Immer weiter breitete sich diese dämonische Dunkelheit um Goran herum aus und entsetzt bemerkte Torrens, dass die Konturen und Züge des Mannes in dieser Dunkelheit zu zerfließen schienen. Er zitterte jetzt vor Grauen so stark, dass seine Zähne laut klappernd aufeinander schlugen, wie in einem schlechten Cartoon. Und dann veränderte sich noch etwas. Plötzlich schienen alle Geräusche abgestellt und er hörte ein Flüstern und Knirschen von vielen Stimmen um sich herum. Stimmen die ihm von Zerstören und Zerschmettern und Zerreißen sangen. Stimmen, die leise und kaum hörbar kreischten und Töne von sich gaben, wie Fingernägel, die über eine Schiefertafel kratzen. Und dann, mitten in diesem grausamen Gesang, beugte sich dieses Wesen, das einmal Goran gewesen war, zu ihm herunter.
Bitte Gott, hilf mir. Lass nicht zu, dass er mich berührt. Schenk mir den Tod, oh
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