Schneenockerleklat
kräftig gefrühstückt. Dann hatten sich die beiden ein
Taxi gerufen, das sie zum Flughafen Schwechat bringen sollte.
An diesem Morgen hatte diese verrückte Welt auch schon eine
kleine Überraschung für Wien bereit gehabt. Genauer gesagt, für den Flughafen
der Stadt in Schwechat. Bedingt durch die Ankünfte zahlreicher hoher und
höchster Polizeibeamter aus aller Welt, war eine Hundertschaft uniformierter
Ordnungshüter angetreten, um die hochrangigen Besucher entsprechend würdig
willkommen zu heißen.
Wie auch immer, Sandy und Burschi hatten natürlich nicht die
geringste Ahnung von den aktuellen Vorkommnissen am Wiener Flughafen. Sie
wussten nichts von der spezifischen Aufgabe der Polizisten, die das Gelände so
zahlreich bevölkerten. Und natürlich auch nichts von den vielen
Einsatzfahrzeugen, die mit ihren rotierenden Lichtern das Bild sowohl im
Ankunfts- als auch im Abflugsbereich beherrschten.
Wie auch immer, die Szenerie in Schwechat war der reinste
Schock für die neben allen anderem auch ein wenig zur Überschätzung ihrer
eigenen Bedeutung neigenden beiden jungen Menschen auf der Flucht.
Ein Verlassen des Landes mit einem Flugzeug von hier, von
Schwechat aus, schien ebenso unmöglich zu sein wie schon früher am Tag aus
Pressburg. »Ich hätte nie gedacht, dass man uns mit einem derartigen
Polizeiaufgebot jagen wird, und das gleich in zwei Ländern!«, raunte Sandy
Burschi zu. Und so etwas wie ehrfürchtiger Stolz schwang in der Stimme der jungen
Frau mit.
Gehetzt versuchten die beiden, die inzwischen im
Ankunftsbereich angelangt waren und sich unter die Ankommenden eines Fluges aus
London gemischt hatten, einen Taxistandplatz ausfindig zu machen.
Vor einem der Ausgänge machte sich eine dieser protzigen
Stretchlimousinen, die man eigentlich nur aus dem Kino oder Fernsehen kennt,
fertig zur Abfahrt. Die Fahrgäste, ein älterer, gebrechlich wirkender Herr mit
schneeweißer, wallender Künstlermähne, zwei Frauen, eine jüngere, eine
mittleren Alters, sowie ein zweiter Mann hatten bereits im geräumigen Heck
Platz genommen. Der Chauffeur wartete noch neben der geöffneten Fahrertüre,
unterhielt sich mit einem Polizeibeamten.
In etwa 20 Metern Entfernung hatte inzwischen ein Taxi
angehalten, um seinen Fahrgast zu entlassen. Gleichzeitig näherten sich aus der
entgegengesetzten Richtung vier Polizisten dem Standort Sandys und Burschis.
»Wir müssen unbedingt weg von hier«, flüsterte die junge
Kriminelle ihrem Komplizen zu.
»Vielleicht sollten wir versuchen, das Taxi zu bekommen!«,
antwortete Burschi, dem die immer näher kommende Polizei schon den Angstschweiß
auf die Stirne getrieben hatte.
Sandy nickte kurz, und die beiden machten betont unauffällig
einige Schritte in Richtung des Rettung versprechenden schwarz lackierten
Autos. Plötzlich war das Martinshorn eines rasch näher kommenden
Einsatzfahrzeuges zu vernehmen. Zwei Männer, der Kleidung nach zu schließen
Zivilisten, rannten über die Fahrbahn, worauf die aus der anderen Richtung
kommenden Polizisten ebenfalls zu laufen begannen.
Das reichte aus, um Burschi völlig die Nerven wegschmeißen zu
lassen. Er wollte schon in Panik wegrennen, aber Sandy nahm ihn an der Hand und
zog ihn zu der riesigen Limousine, neben der sich die beiden gerade befanden.
Jetzt machte sie einen raschen Schritt zum Kofferraum und versuchte, den Deckel
anzuheben. Nachdem ihr das überraschenderweise gelungen war, schlüpfte sie
einfach in die mit ein paar Reisetaschen nur teilweise ausgefüllte dunkle
Nische.
Burschi, der ihre Hand keine Sekunde losgelassen hatte, wurde
von ihr förmlich nachgezogen.
Mittlerweile hatte die Polizei einen der beiden flüchtenden
Männer gestellt, hart auf die Straße geworfen und filmreif mit Handschellen
gefesselt. Wie immer, wenn es etwas zu sehen gab, waren die Blicke aller Leute
auf diese Szene konzentriert. Und keiner hatte das Abtauchen der beiden jungen
Leute bemerkt. Schon gar nicht der Chauffeur, der sich jetzt aber wieder seines
Jobs besann, nochmals um sein Fahrzeug ging und routinemäßig den Kofferraumdeckel
leicht nach unten drückte, denn Vertrauen war gut, Kontrolle besser.
Dann nahm er Platz hinter dem Lenkrad und startete den
PS-starken Motor.
Von totaler Finsternis umgeben, wollte Burschi schon panisch
losbrüllen. Doch Sandy, die selbst ein wenig erschrocken war, gelang es, ihn so
weit zu beruhigen, dass er ihrer beider Versteck nicht sofort
Weitere Kostenlose Bücher