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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kriminalschriftsteller
abgestellte Ehrenwache stand ratlos vor den beiden Sauftitanen und grübelte,
was da zu tun wäre. Dann entschieden sie sich für den einfacheren Weg und
verließen die gastliche Stätte, um neue Order einzuholen.
    Palinski, der bereits als 19-Jähriger einen Smoking besessen
hatte, seit dem Zeitpunkt, da ihm dieser nicht mehr passte, aber keinen mehr,
hatte sich für den feierlichen Anlass einen schwarzen Blazer zugelegt. Mehr als
diese rund 150 Euro im XXL-Spezialladen, ja leider, so weit hatte er es schon
gebracht, hatte er wirklich nicht investieren wollen. Auszeichnung und hohe
Ehre hin oder her. Und so ein Stück konnte man ja wirklich immer wieder tragen
und nicht nur zu irgendwelchen Nabelschauen.
    Dafür sah Wilma aber aus zum Niederknien. Palinski konnte
sich an keinen Moment in ihrer gemeinsamen Vergangenheit erinnern, in dem diese
Frau nicht wunderbar ausgesehen hätte. Aber so schön wie heute, daran konnte er
sich genauso wenig erinnern.
    Die Frau, mit der er seit mehr als 26 Jahren nicht
verheiratet war, hatte sich bereits in das Kostüm für das demnächst beginnende
Fest gehüllt. Es nannte sich Maria Walewska, was wohl alles erklärte. Bei so
einer traumhaften Gräfin von Ornano wäre man gerne Napoleon gewesen.
    Von der Galerie im dritten Stock aus verfolgte Eminenz
Kardinal Antonio den feierlichen, durch eine vom Tonband stammende Festfanfare
eingeleiteten letzten offiziellen Programmpunkt, die Ehrungen und
Auszeichnungen. Von hier aus hatte er einen hervorragenden Überblick und ein
freies Schussfeld. Allerdings konnte er nirgendwo den Mörder Carlos entdecken.
Und ehe er diesen Punkt seiner Agenda nicht abhaken konnte, hatte er keinen
Sinn für die übrigen Aufgaben.
    Aber der Abend war noch jung, und die Nacht versprach, lange
zu werden. Immer eines nach dem anderen, hieß die Parole.
    Nun folgten die unvermeidlichen Ansprachen. Langweilige
Worttiraden, die keinen Menschen interessierten, somit auch niemandem schadeten
und daher unverzichtbar, weil risikolos waren. Das war zumindest eine Theorie
Palinskis, der versuchte, zumindest irgendeinen Sinn in dieses unsinnige Ritual
hineinzuinterpretieren.
    ›Die Ansprache als kleinstes vertretbares Risiko in der
Kommunikation‹ klang gar nicht schlecht.
    Als Erster, weil bereits auf Abruf bereit und von
entsprechender Bedeutung, wurde Sir Peter Millfish auf das Podium gebeten. Sir
Frederick umarmte den Verleger, drückte ihn mehrmals an sich, heftete ihm eine
Medaille an die Brust, die neben den bereits vorhandenen Scheußlichkeiten nicht
weiter auffiel, und Tusch vom Tonband.
    Als Nächster war wohl Douglas Rennerby an der Reihe, dachte
Palinski, und das grundsätzlich zu Recht. Was Palinski im Gegensatz zu Sir
Frederick allerdings nicht sehen konnte, war das aufgeregte Gestikulieren eines
Mannes der Ehrenwache.
    Swanhouse, auf dessen Stirne kalter Schweiß austrat, musste
Zeit gewinnen und rief daher our good friend, Mister Mario Palinski, auf die
kleine Bühne.
    Mister Palinski war very surprised, dass er
bereits an der Reihe war, und wurde plötzlich von wilden Fantasien befallen.
Vielleicht hatte er die Zeichen zuletzt nicht richtig gedeutet, und Sir
Frederick war doch an seiner weiteren Verwendung als Eventverantwortlicher der
FECI interessiert. Obwohl, er war gar nicht mehr sicher, ob er das wirklich
wollte. Sicher, er würde eine Menge dadurch gewinnen. Aber er müsste noch viel
mehr dafür aufgeben.
    Wie auch immer, eine heiße Welle des Glücks durchzuckte
Palinskis korpulente irdene Hülle, während er unterwegs zur verdienten
Auszeichnung war. Bereit für das nachfolgende Gefühlsbad.
    Sir Frederick blickte Palinski allerdings nur eher
skeptisch an, ehe er eine mickrige kleine Anstecknadel am Revers von Marios
neuem Blazer festmachte. Dann nahm er eine kleine Urkunde vom Tisch, reichte
sie dem Ansteckgenadelten und schüttelte ihm die Hand. Und das wars dann auch
schon gewesen.
    Benommen wankte Palinski vom Podium, ja, er torkelte fast
schon. So eine Frechheit. Er nahm den Wisch, den ihm dieser unmögliche Mensch
gegeben hatte, und warf einen Blick darauf.
    Das war nichts anderes als ein auf alt gemachtes,
kalligrafisch nicht sonderlich gelungenes Blatt Papier. Mit dem wurde
bestätigt, dass Mister Mario Palinski in den Rang eines Ami d’honneur der FECI
erhoben worden war. Und dazu Datum, Ort, Unterschrift und Schluss.
    Und dafür diese monatelange

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