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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Einschleimerei. Irgendwie schämte
sich Palinski für sein Verhalten, aber auch für seine derzeitige Reaktion.
Verdammt, es war doch ohnehin besser so, wie es war.
    Von dem langsam in Selbstmitleid versinkenden Palinski
weitgehend unbemerkt, hatten die beiden Männer der Ehrenwache mithilfe Juri
Malatschews den Fauteuil mit dem darin schlafenden Douglas Rennerby in den Saal
und auf das Podium geschleppt.
    Nachdem die drei den komfortablen Stuhl niedergestellt
hatten, öffnete Rennerby kurz ein Auge, rülpste zwei Mal kräftig und schnarchte
leise weiter.
    Man konnte förmlich sehen, welch körperliches Unbehagen der
Auftritt dieses Ehrenmitglieds, brrr, was für ein Gedanke, Sir Frederick
bereitete. Und wie er krampfhaft überlegte, auf welche Art er das unwürdige
Geschehen so rasch wie möglich beenden konnte.
    Im Publikum dagegen gab es solche und solche Leute. Den
peinlich Berührten stand eine mindestens ebenso große Fraktion gegenüber, die
teils herzlich, teils boshaft lachte. Die Situation aber in jedem Fall lustig
fand.
    Jetzt schien Swanhouse einen Entschluss gefasst zu haben. Er
nahm die Ehrenmedaille, machte sie irgendwie am Jackett des Schnarchenden fest,
legte die Ernennungsurkunde dazu und ergriff die Hand Rennerbys zur formalen
Schüttelung.
    Dann gab er der Ehrenwache ein eindeutiges Zeichen, den
Ausgezeichneten wieder dorthin zu bringen, wo sie ihn hergeholt hatten. Oder
noch besser dorthin, wo der Pfeffer wuchs.
    Aber dazu hatte Juri auch noch etwas zu sagen.
    »Mein Freund Douggie chat diese Entwicklung vorchergesehen
und mich gebeten, chier zu sagen. Cherzlichen Dank, er freut sich sehr über die
cheutige Auszeichnung und wird Sie bald in England besuchen. Karascho.«
    Dann schüttelte er dem regungslos abwartenden Sir Frederick,
dem der letzte Halbsatz wie eine gefährliche Drohung vorgekommen war, noch
kräftig die gichtgeplagten Finger, packte mit den beiden anderen Rennerby in
seinem Schlafstuhl und schaffte ihn aus dem Raum.
    Freundlicher, zum Teil sogar lebhafter Applaus begleitete
diesen eindrucksvollen Abgang.

     
    *

     
    Obwohl der Maskenball bereits seit über einer
Stunde zugange war, wollte keine rechte Stimmung aufkommen. Das 15-köpfige
Ballorchester Leo Lutzmannsberger and his boys spielte sich zwar die Seele aus
dem Leib, Walzer, Foxtrott, Tango, alles, was das Herz begehrte, aber kaum
jemand tanzte. Der beherzte Versuch Maestro Leos, die Frequenz am Tanzparkett
durch die Ankündigung Damenwahl zu erhöhen, führte lediglich zur überstürzten
Flucht zahlreicher Mander aus dem Festsaal. Vielleicht war ja auch den
fremdsprachigen Gästen die tiefere Bedeutung des Begriffes ›Ladies election‹
verborgen geblieben.
    Am amüsantesten fand Palinski, der als Jack the Ripper
kostümmäßig als einer der wenigen dem Thema des Abends gerecht wurde, noch das
Beobachten der Menschen in den verschiedenen Verkleidungen und ihr zum Teil
seltsames Agieren im Schutz der dadurch bedingten Anonymität.
    Da war beispielsweise Chefinspektor Helmut Wallner als Robin
Hood, der nicht unflott mit Rotkäppchen Moni Schneckenburger flirtete, während
ihr Mann, als Böser Wolf verkleidet, mit einer Meerjungfrau namens Bridget sowie
der Schweigsamen Frau Andrea Millfish an der Bar stand und einen Gin Fizz nach
dem anderen schlürfte.
    Irgendjemandem war es bemerkenswerterweise gelungen, Juri
Malatschew in eine Mönchskutte zu stecken, eine erstaunliche Leistung, die
nicht genug gewürdigt werden konnte. Und so lief der alte Russe herum und
erzählte jedem stolz: »Ich cheiße Bruder Tuck und bin ein Chelfer von Robin
Chood.«
    Auch Karl Helmbach und Jo Fossler waren da. Die Uniformen der
Wachen im Castel Sant’Angelo, also aus dem dritten Akt der Tosca, passten ihnen
ausgezeichnet.
    Sir Peter wiederum hatte sich in eine malerische
Piratenkluft gesteckt und mimte Käpt’n Morgan, den berühmtesten Freibeuter der
Karibik, wie man Mario erklärt hatte.
    Lady Paulina sah in ihren geliehenen Hüllen Mary Poppins
ziemlich ähnlich, und Carol erfreute die Augen ihrer männlichen Mitmenschen als
sehr femininer Peter Pan.
    Dagegen machte Florian als der weltberühmteste Enterich
Donald nicht unbedingt eine glückliche Figur, fand Palinski. Aber egal,
Hauptsache, Carol fand sein Watscheln sexy. Und da sie ihm auf Schritt und
Tritt folgte, schien das durchaus der Fall zu sein.
    Typisch für die Eigenliebe und das Selbstverständnis Sir
Fredericks war seine

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