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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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bloß eine Auskunft von ihm. »Wirke ich so echt?«, wollte er jetzt
wissen und grinste milde. »Das ist mein Kostüm für heute Abend, verstehen Sie?«
    Jetzt lachten auch die beiden Beamten. Nicht gerade herzlich,
eher etwas betreten, verhalten. Aber immerhin.
    »Sie sehen sehr gut aus in dem Kostüm«, räumte der eine
Polizist ein, und der andere nickte heftig mit dem Kopf dazu. »Richtig echt.
Wollen Sie jetzt bitte mitkommen?«
    »Sofort!«, willigte Toni ein, »ich will mir nur schnell etwas
anderes anziehen!« Er grinste nochmals, diesmal etwas müde. »Sonst küsst mir
Ihr Major noch die Hand, wenn ich komme.«

     
    *

     
    Jo Fossler spürte sofort, worum es bei dem
Gespräch mit Palinski gehen würde. Er hatte schon den ganzen Tag über das
Gefühl, dass Karl Helmbach genau wusste, was mit den 100.000 Euro geschehen
war.
    Nun, wenigstens hatten sie Albert inzwischen gefunden, und
dem Mann ging es soweit gut.
    »Nehmen Sie doch Platz, Herr Fossler«, Palinski deutete auf
den freien Sessel neben ihm. »Wollen Sie auch Kaffee oder lieber etwas
anderes?«
    Jo wünschte ein Mineralwasser, nahm Platz und entschied sich
für eine offensive Strategie. »Seit wann wissen Sie es?«, wollte er dann von
Helmbach wissen. »Und was hat mich verraten?«
    Der alte Ex-Polizist runzelte die Stirne. »Sie haben eine
Links-rechts-Schwäche, ist mir schon seit einiger Zeit aufgefallen. Ob das auf
Legasthenie zurückzuführen ist oder auf was sonst, kann ich nicht beurteilen!«
Bedächtig griff er in seine Jackentasche und holte das kleine Aufnahmegerät
heraus.
    »Gestern hat mich der Erpresser telefonisch ins Klo
des Rasthauses in Schottwien geschickt, um etwas aus der zweiten Kabine von
links zu holen!«, fuhr er fort. »Aber da war nichts. Daraufhin hatte ich so
eine Idee, in der zweiten Kabine von rechts nachzusehen. Und da habe ich dann
tatsächlich dieses Wertkartenhandy gefunden. Da habe ich an Sie denken müssen
und Ihnen eine Falle gestellt!«
    Nun drückte Karl die Starttaste, und die Wiedergabe von
Fosslers Telefongespräch mit seiner Exfrau, das er von seinem Wagen aus geführt
hatte, startete. »Der Plan hat sich geändert, du musst nicht nach Brünn fahren.
Ich habe das Geld schon!«, hatte die unmissverständliche Botschaft gelautet.
    »Nicht zuletzt hat Ihr Wagen seit gestern keine
100 Kilometer zurückgelegt«, Karl schüttelte missbilligend den Kopf,
»obwohl Sie mindestens 140 Kilometer mehr am Tacho hätten haben müssen, wären
Sie wie vorgesehen nach Sopron gefahren!«
    Jo starrte wie versteinert vor sich hin. Dann meinte er
bitter: »Selbst dazu bin ich zu blöd!« Und nach einer kurzen Pause: »Haben Sie
schon die Polizei benachrichtigt?«
    »Ehe ich das mache, möchte ich noch gerne wissen, warum Sie
meine Familie erpressen wollten«, entgegnete Palinski. »Ich meine, geht es nur
ums Geld? Wollen Sie sich damit ein schönes Leben machen, oder haben Sie
Schulden, die Sie erdrücken? Ich möchte verstehen, ehe ich mich entscheide, wie
ich mich verhalten soll.«
    Zunächst schien es, als ob sich Fossler wie ein trotziges
Kind verschweigen wollte. Nach einigen Minuten begann er aber doch, zunächst
gepresst und bruchstückweise, mit der Zeit aber immer eindringlicher von seiner
verkorksten Ehe zu sprechen, den Zwillingen, der drohenden Delogierung seiner
Familie und der komplizierten Hüftoperation, die seiner geschiedenen Frau
bevorstand. Und wie viel seine geschiedene Frau selbst zu bezahlen hatte, weil
die Versicherung nur einen Teil der Operationskosten übernahm.
    »Da war die Versuchung sehr groß, zu groß«, gestand Fossler.
»Aber das ändert nichts daran, dass es falsch war.« Er griff in die Brusttasche
seines Sakkos, holte ein dickes Kuvert heraus und legte es vor Palinski auf den
Tisch. »Hier, bis auf einen Hunderter ist noch alles da. Den Rest ziehen Sie
von der noch offenen Gage ab.«
    Palinski wusste wirklich nicht, was er mit Fossler
tun sollte. Abgesehen davon, dass ihm der Bursche das Leben gerettet hatte,
hatte er nachweislich Albert bereits in ein Krankenhaus gebracht, bevor die
Erpressung begonnen hatte. Das war vom LKH Mürzzuschlag bestätigt worden.
    Also ein wirklich schlechter Kerl war Fossler nicht.
    Und die Gründe für sein Fehlverhalten waren
bestenfalls im weitesten Sinne des Wortes selbstsüchtig. Aber wer konnte es
einem jungen Vater schon verdenken, einen Weg gesucht zu haben, um das zur
Lösung der gravierendsten

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