Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
geschenkt, eines seiner Lieblingsbücher in
diesem Alter. Seine Tochter hatte aber nur auf den Titel gestarrt und gemeint:
»Robinson who?«
    »Ach, das ist jemand vor Ihrer Zeit. Ich habe wohl nicht
berücksichtigt, wie jung Sie noch sind.« Und wie unbedarft, fügte er für sich
hinzu.
    »Gut, ich helfe Ihnen etwas«, bot sie an. »Geneva, das ist
eine Stadt in der Schweiz. So wie Paris. London und so weiter.« Sie blickte ihn
an, als ob sie es nicht fassen könnte, dass der Groschen noch immer nicht
gefallen war. »Na, klingelt es noch immer nicht?«
    Palinski schwieg, und sie fuhr fort. »Der zweite Teil des
Namens ist Post. Pooost!«, wiederholte sie das magische Wort, wobei sie das o
provokativ in die Länge zog. »Das ist der Name einer Hotelkette. Wie ›Hilton‹,
›Interconti‹ oder ›Steigenberger‹. Also, die ›Post Hotels‹ sind sicher die größte
Hotelkette der Welt!«, meinte sie triumphierend. »Die kennen Sie doch sicher?
Es gibt kaum eine Stadt, in der es nicht ein ›Post‹-Hotel gibt. ›Alte Post‹,
›Neue Post‹, nur ›Post‹.«
    »Stille Post!«, warf Palinski ein und grinste boshaft.
    Geneva blickte ihn einige Sekunden ungläubig an, ehe sie
reagierte. »Stille Post, nein, stille Post ist etwas anderes. Mario, Sie wollen
mich wohl auf den Arm nehmen!«
    Jetzt hatte sie auch noch zwei Bilder durcheinandergebracht,
fuhr es Palinski durch den Kopf, aber er sagte nichts. Zumindest nichts, was
die junge Frau abhalten konnte, ihm endlich ihr Geheimnis anzuvertrauen.
Immerhin näherte sich der Zug bereits Wiener Neustadt, und er kannte dieses
verdammte Pendant noch immer nicht. Na gut, dann würde er es jetzt eben mit
Bestechung versuchen.
    »Ich gebe mich geschlagen!« Er versuchte,
möglichst hilflos zu wirken. »Wenn Sie mir jetzt verraten, wer Ihr Pendant ist,
dann lade ich Sie auf ein Glas Se…, äh, Champagner im Speisewagen ein! Na, das
wär doch was, oder?«
    »In Ordnung«, lenkte sie ein. »Ich bin das österreichische
Gegenstück zu …« Geneva machte es wieder richtig spannend. »Athena Ritz. Aus
der berühmten ›Ritz‹-Hotel-Dynastie. Sie haben sicher schon von ihr gehört!«
    Natürlich hatte Palinski schon von ihr gehört. Wer auf dieser
Welt mit normalen Sinnesorganen ausgestattet war und leugnete, bereits von
Athena Ritz gehört zu haben, der war ein Lügner. Oder ein begnadeter Künstler
der selektiven Wahrnehmung, dem es gelungen war, die permanente, peinliche
Präsenz dieses Superblondinchens in den internationalen Medien auszublenden.
    »Aha«, entfuhr es ihm. Dann, gerade noch rechtzeitig, schoss
es ihm durch den Kopf, dass es wohl besser war, etwas mehr Begeisterung zu
zeigen.
    »Nein, so etwas«, setzte er noch drauf, »Athena
Ritz. Also wenn das nichts ist. Wow, was für ein Tag!« Er stand auf. »Dann sind
Sie also auch so eine Art Partygirl? Kein internationales, eher ein regionales?
Kommen Sie«, fuhr er fort, »gehen wir in den Speisewagen!« Er trat auf den
Gang.
    »Ich bevorzuge die Bezeichnung Society-Expertin«, erwiderte
Geneva etwas knapp, »und ich habe schon einige internationale Events hinter
mir. So beispielsweise eine große Fotoreportage mit Knut Malteser und Ronnie
Rosen letzte Woche. Über den Karneval in Venedig. Soll in mehreren
deutschsprachigen Magazinen erscheinen. Und vergangenes Wochenende war ich auf
dieser Irrsinnsparty vom Duca di Pantello im Palazzo Angelotti. Da ist die
gesamte Prominenz anwesend gewesen, Sandra Vizkovsky, Thomas Kreiser und Andrea
Appolinari. Das war eine richtig geile Sache, total urcool. Und Louis Bellmann
von ›Savoire Vivre‹ hat vor zwei Monaten geschrieben«, fügte sie triumphierend
dazu, »dass ich kurz vor dem Durchbruch stehe. Hören Sie mir überhaupt zu?«,
keifte sie dem desinteressiert in Fahrtrichtung entschwindenden Palinski nach.
    Der hatte nicht nur gehört und kurz an einen akut
entzündeten Appendix gedacht, sondern auch etwas gesehen.
    Ihm war schon vorher aufgefallen, dass der Süditaliener von
vis à vis bereits eine ganze Weile in das in seinen Händen befindliche Exemplar
des ›Steirer Boten‹ gestarrt, dann umgeblättert und sich neuerlich konzentriert
hatte. Es hatte ganz so ausgesehen, als ob der Signore, der zunächst so getan
hatte, kein Wort Deutsch zu sprechen, die Steirische Regionalausgabe der
Tageszeitung las. Na, vielleicht hatte er sich ja nur die Bilder angesehen.
    Beim Vorübergehen hatte sich der Eindruck des Lesens

Weitere Kostenlose Bücher