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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Respekt vor deiner Lage«, Wilma hatte Mühe,
angesichts dieser Gemeinheit ruhig zu bleiben, »aber du kannst Silvana nicht
einen Bankert nennen. Das ist eine wunderbare junge Frau und eine enorme
Bereicherung für unsere Familie.«
    »Papperlapapp!«, knurrte die Alte zurück, »du hast ja keine
Ahnung. Du bist viel zu naiv, einfältig, wenn es um diesen … Mario geht. Ein
unmöglicher Mensch, mit einem Bankert!«
    Inzwischen hatten die meisten der übrigen Verwandten
mitbekommen, was da im Gange war. Angesichts der letzten Wortwahl Tante Anitas
lachten einige der Anwesenden nervös auf, andere wieder schüttelten nur stumm
den Kopf und dachten sich ihren Teil.
    Und da war auch Elisabeth Bachler, Wilmas Mutter, und bei
allen Vorbehalten, die man vielleicht gegen sie haben konnte, im Grunde
genommen eine wunderbare Frau. Sie hatte sofort die enorme Brisanz der
beginnenden Auseinandersetzung erkannt.
    »Jetzt hört ihr aber sofort auf!«, fuhr sie die beiden an.
Dabei lächelte sie Wilma voll Wärme an, für ihre Schwester hatte sie dagegen
nur einen eisigen Blick über. So wusste jeder, wie sich die Sympathien der
Hausfrau aufteilten.
    »Wir haben heute Abend wirklich andere Sorgen. Übrigens, wie
geht es Silvana und ihren Kindern? Auf dem Bild sehen die Kleinen ja ganz
reizend aus.«
    »Das ist wieder typisch«, maulte Anita. »Für die anderen hast
du immer ein gutes Wort und ein offenes Ohr. Aber bei deinem eigenen Fleisch
und Blut …« Was immer sie damit zum Ausdruck hatte bringen wollen, Anita
behielt es für sich und zog beleidigt ab in den Kleinen Salon.
    Wilma blickte auf die Uhr. Es war kurz vor 21 Uhr. Mario
hatte sie angerufen, als er am Semmering in den Zug gestiegen war. Er hatte
geschätzt, so gegen 22 Uhr bei ihnen sein zu können. Sie wünschte, es wäre
schon so weit.

     
    *

     
    Geneva Post hatte es tatsächlich geschafft. Bis
zur Ankunft des Eurocity in Wien hatte sie Palinski derart vollgelabert und
sich in einem Maße bei ihm eingeschleimt, dass er gar keine andere Möglichkeit
gehabt hatte, als ihr einen Job zu offerieren. Job war vielleicht etwas
übertrieben und bezahlen konnte er auch nichts. Aber immerhin würde Martha
Martharsky, geboren im zweiten Wiener Gemeindebezirk, gegen Kost und Logis
sowie ein Taschengeld von 100 Euro pro Tag den Rest der Woche das Team am
Semmering unterstützen.
    Ihre Aufgabe sollte es vor allem sein, gut auszusehen, nicht
im Weg herumzustehen und am Donnerstagabend als Überraschungsgast bei der
›Mörderischen Diskussionsrunde‹ aufzutreten. Im Übrigen sollte sie die
überwiegend männlichen Members of the FECI mit Anekdoten aus dem Partyleben
unterhalten, meinte Palinski. Aber nicht mehr, auf keinen Fall.
    Die Aussicht, auf diesem Wege zu einem Auftritt im Fernsehen
zu gelangen, immerhin sollte der vom Institut für Krimiliteranalogie
veranstaltete Abend ja im Fernsehen übertragen werden, gab schließlich den
Ausschlag für die junge Frau, das Angebot anzunehmen.
    Geneva fühlte sich auch sachlich durchaus kompetent,
mitzudiskutieren. Hatte sie doch schon mehrere Krimis gelesen. Und sobald ein
›Tatort‹ im Fernsehen lief, ließ sie alles andere liegen und stehen. So
versäumte sie so gut wie keine ihrer Lieblingssendungen.
    Eben hatte Palinski Geneva im Café ›Kaiser‹ abgesetzt und ihr
versprochen, sie abzuholen. Da er ohnehin noch in dieser Nacht wieder zum
Semmering zurückmusste, konnte sie genauso gut auch mit ihm fahren.
    Geneva Post, das alpenländische Gegenstück zu Athena Ritz,
als Überraschungsgast auf der Jubiläumsjahresversammlung der FECI am Semmering.
Weit hatte er es gebracht, dachte Palinski. Früher hatte er sich immer über
diese alten Scheißer aufgeregt, die junge, attraktive Frauen mit
abenteuerlichen Argumenten in ihrer Nähe hielten. Und jetzt das.
    Ob er sich durch das junge Fleisch unmittelbar als Mann
angesprochen fühlte oder als väterlicher Freund mit der Voyeurrolle
kokettierte, war nebensächlich. Er war auf dem besten Wege, selbst einer dieser
alten Gagas zu werden, die er bisher verachtet hatte.
    Aber nicht mit ihm, er würde dem Ganzen einen Riegel
vorschieben, und er hatte auch schon eine Idee, wie er das anstellen wollte.
    Frei vom bis vor Kurzem noch belastenden schlechten Gewissen
kletterte er vor dem Haus der Bachlers auf der Hohen Warte aus dem Taxi,
bezahlte und klingelte am Gartentor, auf dass man ihn einlasse.
    Es war Wilma, die ihm öffnete, und er

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