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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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empfand das als gutes
Omen. Als ausgezeichnetes sogar.

     
    *

     
    Commendatore
Gaspard Pahl-Giacometti, ein Grandseigneur alter Schule aus Triest, war gestern
Abend angekommen und hatte eine Suite im ›Interconti‹ bezogen. Pahl-Giacometti
war zwar kein Stammgast, aber schon das eine oder andere Mal in Wien gewesen.
Und er hatte immer wieder in dieser ganz speziellen Suite im 7. Stock logiert. Wegen
des wunderbaren Blickes auf den Stadtpark.
    Rudi Meyerle war Rezeptionist in der Spätschicht und hatte
beobachtet, wie der Commendatore gegen 18.30 Uhr das Haus verlassen hatte.
    Wahrscheinlich würde er in diesem Gourmet-Tempel im Stadtpark
speisen, sich dann eine Runde durch den Park schieben lassen und so gegen 22
Uhr wieder zurückkehren. So oder so ähnlich hatte der Commendatore seine Abende
auch schon bei früheren Besuchen gestaltet.
    Im Prinzip hatte Meyerle recht, bloß mit dem Timing hatte
sich der Rezeptionist etwas vertan. Denn es war bereits nach 23 Uhr, und es
schneite seit mindestens einer halben Stunde, als Pahl-Giacometti ins
›Interconti‹ zurückkehrte.
    Der Rezeptionist, der dem Sekretär einen Umschlag
aushändigte, der in der Zwischenzeit abgegeben worden war, stellte bei dieser
Gelegenheit fest, dass der Commendatore in den vergangenen Stunden gewachsen zu
sein schien. Zumindest hatte er den Eindruck, dass die Oberschenkel dieses
Gastes jetzt um, na, gut zehn Zentimeter länger waren als vorher.
    Das war zwar undenkbar, aber dennoch. Beim Weggehen hatte der
Mann eine zusammengelegte blau karierte Decke auf den Oberschenkeln liegen
gehabt. Dabei waren beide Knie bedeckt gewesen. Da war er sich ganz sicher.
    Die Decke lag noch immer an demselben Platz, doch beide Knie
Pahl-Giacomettis waren jetzt unbedeckt. Vielleicht, überlegte Meyerle, war ja
auch die Decke gegen eine etwas kleinere getauscht worden, die sonst genauso
aussah. Oder der Commendatore saß irgendwie … Nein, das war es nicht.
    Sein Vater hatte den kleinen Rudi immer schon mehr spöttisch
als liebevoll als Tifftler bezeichnet, manchmal auch als Blitzkneißer. Aber
auch als rechthaberischen Besserwisser. Wie oft hatten sie Streit deswegen
gehabt.
    Das mochte zum Teil sogar gestimmt haben, Papa, zeigte sich
Meyerle jetzt nach so vielen Jahren kompromissbereit. Durchaus möglich, dass er
sich mit der Decke irrte. Aber dass der Commendatore beim Weggehen heute Abend
noch keine Narbe am Kinn gehabt hatte, das hätte er jederzeit beschwören
können. Auch, dass die, die der geschätzte Gast jetzt hatte, alles andere als
frisch war. Im Übrigen war es dem Rezeptionisten völlig egal, was die Gäste so
taten. Hauptsache, sie zahlten ihre Rechnungen, machten auch sonst keine
Probleme und gaben ihm ein gutes Trinkgeld.

     
    *

     
    Obwohl rein äußerlich alles ruhig und normal im
Hause der Bachlers wirkte, spürte Palinski doch sofort die enorme Spannung, die
inzwischen über dem Großen Salon lag wie der Smog über Los Angeles. Was nicht
weiter erstaunlich war, immerhin warteten Tante Anita und die anderen
Anwesenden nunmehr bereits mehr als zwei Stunden darauf, dass etwas geschah.
    Nachdem Mario alle begrüßt und Anitas gezischtes »Na, so was,
du bist ja auch schon da!« in Anbetracht der besonderen Umstände unkommentiert
gelassen hatte, wollte er informiert, in die bisher bekannten Einzelheiten
eingeweiht werden.
    Und das nicht durch die Mutter des Entführten, mit der er
schon unter weniger dramatischen Vorzeichen nicht wollte und auch nicht konnte.
Sondern durch Wilma.
    »Wozu soll denn das gut sein?«, keppelte Anita los, als sie
sein Ansinnen vernommen hatte. »Was kann uns denn der schon helfen? Und wenn
überhaupt, dann habe ich ihn zu informieren. Denn ich bin die Betroffene und
kenne mich daher als Einzige wirklich aus.«
    Palinski war überrascht, dass dieses seltsame Verhalten außer
Elisabeth Bachlers Kurzkommentar »Mario ist Kriminologe und hat beste Kontakte
zur Polizei. Er ist der Fachmann in der Familie« zu keinen weiteren Reaktionen
geführt hatte. Wahrscheinlich waren die Menschen in diesem Raum schon so
abgestumpft vom enervierenden Verhalten dieser armen Frau, mit der Mitleid zu
haben schwerfiel.
    Wie auch immer, schließlich bekam Palinski sogar den Brief
der Erpresser zu sehen. Das Kuvert, in dem sich dieser befunden hatte, mit all
den schönen, möglicherweise darauf vorhandenen Fingerabdrücken, hatte die Tante
allerdings weggeschmissen. Das Einzige,

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