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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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relativ flachen Winkel auf die mittlere Metallschnalle eines
Skifahrers namens Florian Nowotny, eines karenzierten Kollegen aus Wien,
aufgetroffen und von dort wieder abgeprallt sein. Eine entsprechend starke
Eindellung der Schnalle war nicht zu übersehen.
    Die dadurch bedingte unkontrollierte Richtungsänderung des
Geschosses war dem alten Funktionär des Skiklubs zum tödlichen Verhängnis
geworden.
    Palinski, also dem echten, nicht dem, der am
Skihang eine ganze Zeit lang dafür gehalten worden war, war schon vor dem
verhängnisvollen Querschläger etwas aufgefallen. War es zunächst nur so eine
Ahnung gewesen, so war er sich dessen jetzt beinahe sicher. Den verirrten
Schuss eines Jägers als Ursache des fatalen Geschehens schloss er aus. Erstens
gab es hier, am Scheitelpunkt des Passes, nichts zu jagen außer vielleicht ein
paar Skihaserln, ein unangebrachter Scherz, den Mario sofort bereute. Zweitens
hätte man trotz des Lärms im Zielbereich den Schuss hören müssen. Und drittens,
in dem Punkt war er sich allerdings nicht ganz sicher, waren im Verlauf des
Rennens mehrere Schüsse abgegeben worden. Das war die einzige logische
Erklärung dafür, dass fast die Hälfte der Teilnehmer am Slalom an dieser ganz
bestimmten Stelle gestürzt waren. Irgendwo im Umkreis von vielleicht 400,
maximal 500 Metern musste also ein Scharfschütze gesessen sein, der sich
offenbar einen Spaß mit den Promiläufern gemacht hatte.
    Um seine Theorie mit forensischen Beweisen auch
untermauern zu können, hatte er dem Postenkommandanten nahegelegt, diese Stelle
im Umkreis von vier bis fünf Metern nach, salopp formuliert, unvermuteten
Gegenständen abzusuchen. Der gute Mann hatte zunächst erstaunte Augen gemacht.
Da er aber schon von Palinski gehört hatte, hatte er nicht widersprochen und
sich mit seinen beiden Kollegen an die Arbeit gemacht. Bisher hatte er sich
aber noch nicht wieder gemeldet.
    Der Standort des Todesschützen war dagegen rasch
gefunden. Ein kritischer Blick aus dem Zielraum hatte genügt, um festzustellen,
dass aller Wahrscheinlichkeit nach lediglich das Dachgeschoss des riesigen
›Semmering Grand‹-Gebäudes dafür infrage kam. Sah man, zumindest fürs Erste,
einmal davon ab, den Gewehrvirtuosen auf einer der 1.500 bis 2.000 Meter
entfernt liegenden Berghütten zu vermuten.
    Erwartungsgemäß ergab die Untersuchung des Dachbodens aber
nichts bis gar nichts. Keine liegen gebliebenen Patronenhülsen, soweit
erkennbar, keine Fingerabdrücke auf der Türklinke und der Fensterscheibe. Da
war eindeutig ein Profi am Werk gewesen. Dennoch, um sich ganz bestimmt nichts
vorwerfen zu müssen, veranlasste Brandtner umgehend die Untersuchung des Raumes
durch die Spurensicherung.
    Auf dem Weg zurück in die Hotelhalle fiel Palinski wieder
dieser Sven Egernitz, nein, Eglitz ein. Ja, das war der Name gewesen, Sven
Eglitz. Der Mann, den István Lalas noch kurz vor seinem Tode gesehen hatte oder
zumindest hatte sehen wollen.
    »Guten Abend, Frau Horwenz!« Generaldirektor Eberheims neue
Assistentin stand gerade in der Rezeption und suchte etwas.
    »Guten Abend, Herr Palinski«, erwiderte die fesche Brünette,
bei der irgendein Akzent durchkam. Ganz leicht nur, aber da war er. Palinski
war allerdings noch nicht dahintergekommen, welcher Provenienz. »Kann ich etwas
für Sie tun?«
    »Könnten Sie mir bitte sagen, welche Zimmernummer Herr Eglitz
hat, Sven Eglitz von irgendeiner Presseagentur?«
    »Eglitz, Eglitz?«, Elke Horwenz blätterte die spezielle Liste
der FECI-Gäste durch, griff dann nach einem anderen Papier.
    »Sind Sie sicher, dass der Herr bei uns wohnt? Der Name sagt
mir überhaupt nichts.« Sie griff nach einer weiteren Unterlage.
    »Herr Eglitz muss da sein!«, versicherte Palinski, »ich habe
ihn noch kurz vor der Ankunft gesprochen!« Das stimmte so zwar nicht ganz, war
aber auch nicht falsch. »Ist er vielleicht in einem anderen Haus
untergebracht?«
    Die Horwenz schüttelte unmerklich den langmähnig bewehrten
Kopf mit dem klassisch geschnittenen Profil, und es wäre Mario eine Freude
gewesen, sie länger dabei zu beobachten. Wenn bloß dieser Eglitz endlich auftauchte.
    »Wer ist der Mann?«, wollte Fink Brandtner jetzt wissen. »Ist
das der Zeuge, von dem du mir erzählt hast? Der mit Lalas noch vor seinem Tod
gesprochen haben soll?«
    Palinski stimmte nickend zu, und auch Frau Horwenz schien
etwas gefunden zu haben.
    »Da ist er ja«, ließ sie vernehmen,

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