Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
soll wohl so
viel bedeuten wie ›Blaues Haus‹ oder so.«
    Helmbach war am Ende seines Berichtes angelangt. Was jetzt
noch fehlte, war die Übergabe des Briefes, den er und Fossler unter größten
Mühen aus dem Briefkasten gefischt hatten.
    »Hier«, er hielt Anita den Umschlag hin, »ich
denke, der gehört Ihnen!« Doch Elisabeth war schneller und schnappte ihrer
Schwester das Schreiben vor der Nase weg. »Geben Sie es besser mir«, meinte sie
zu Helmbach, »meine Schwester ist nicht in der Stimmung, sich mit Details
auseinanderzusetzen!«
    Ein selbstzufriedenes Grunzen bestärkte die Anwesenden in der
Annahme, dass die Mutter des Entführungsopfers noch erheblich unter dem
dämpfenden Einfluss von Medikamenten stehen musste.
    »Vorsicht, wegen der Fingerabdrücke«, warf Wilma ein und
bewies damit, dass sie in den vielen Jahren mit Palinski einiges aufgeschnappt,
ja geerntet hatte. Mario wäre jetzt stolz auf sie gewesen.
    Ihre Mutter nahm den Umschlag vorsichtig an einer Ecke, mit
zwei Fingern wie eine biologische Pinzette, und trug ihn zu dem kleinen
Biedermeier-Sekretär in einer Ecke des Salons. Dort öffnete sie das Kuvert
vorsichtig mit einem Brieföffner aus Elfenbein.
    Das gute Stück hatte ihr schon häufig vorwurfsvolle Blicke
bis hin zu harscher Kritik von Tierschützern eingebracht. Und das, obwohl sie
immer wieder darauf hinwies und das auch belegen konnte, dass der wertvolle
Gegenstand schon mehr als 60 Jahre im Besitz ihrer Familie war. Und sie daher
nichts für seine Existenz in diesem Hause konnte. Oder?
    Nun ja, eventuell sollte sie sich jetzt wirklich davon
trennen. Vielleicht konnte sie das Stück ja für eine Auktion zugunsten
gefährdeter Tierarten spenden.
    Eine Minute später lag das Schreiben vor Elisabeth Bachler,
die langsam vorlas:

     
    » DANKE , DASS SIE MEHR BEZAHLEN WOLLEN .
    WIR VERLANGEN 300.000 EURO , IN
GEBRAUCHTEN FÜNFZIGERN UND HUNDERTERN:
    UND KEINE POLIZEI . SONST !
    WIR MELDEN UNS WEGEN DER
ÜBERGABE .
    ÜBRIGENS , BERTI GEHT ES GUT , NOCH !«

     
    Bei der Nennung des aktuell geforderten Betrags
ging ein erschrecktes Raunen durch den Raum, abgerundet von einem verhalten
geknirschten »Nur wegen dieser hysterischen Kuh!«, das, was keiner vermuten und
auch niemand zugeben würde, vom Hausherrn selbst gekommen zu sein schien.
    Tante Anita, um die es ja in erster Linie ging,
war erstaunlich ruhig geblieben. Zunächst zumindest. Dann besann sie sich ihres
Images und begann zu brüllen wie die Sau am Spieß.
    Beruhigt blickten sich die anderen an, mit Alberts Mutter
schien doch noch alles in Ordnung zu sein.
    »Ich hab kein Geld mehr«, jammerte Anita, »ich habe alles
gegeben, was ich konnte!«
    Die Familie hatte gestern, nachdem Alberts Mutter mit ihrem
Nervenzusammenbruch ausgefallen und ins Spital gebracht worden war,
zusammengelegt und immerhin etwas mehr als 200.000 Euro aufgebracht.
    Demnach hatten bereits alle einen Beitrag zur Freilassung
Cousin Alberts geleistet, mit einer einzigen Ausnahme. Nämlich Anita, die zu
dem Zeitpunkt ganz einfach nicht mehr anwesend gewesen war.
    Wilma kannte zwar die finanziellen Möglichkeiten ihrer Tante
nicht im Einzelnen, wusste aber, dass sie neben einigen satten Sparbüchern auch
Aktien, Schuldverschreibungen und andere Wertpapiere besaß. Sie konnte sich
daher nicht vorstellen, dass das Auftreiben der fehlenden 100.000 Euro ein
Problem sein könnte. Aber ganz sicher war sie sich natürlich nicht.
    »Aber was redest du denn da?«, jetzt meldete sich auch
Elisabeth Bachler zu Wort. »Du hast kein Geld? Ist das wirklich dein Ernst?
Soll das heißen, dass du von uns erwartest, auch die restlichen 100.000 Euro
aufzubringen?«
    »Na ja«, meinte Anita etwas missverständlich, »das meiste
Geld ist fest angelegt und nicht so schnell flüssig zu machen!«, erläuterte
sie. »Und …«
    »Vielleicht könnten Mario und ich ja noch«, wollte Wilma, die
bereits etwas mehr als 20.000 Euro Erspartes zur Verfügung gestellt hatte,
vorschlagen. Doch ihre Mutter fiel ihr sofort ins Wort.
    »Das kommt überhaupt nicht infrage!«, zischte sie. Wilma
hatte ihre Mama noch nie zuvor so wütend erlebt. Vielleicht an dem Tag, an dem
sie von zu Hause aus- und bei Mario eingezogen war. »Die alte Erbsenzählerin
bunkert bei sich zu Hause die Sparbücher, und die anderen sollen für ihren Sohn
blechen!«, Elisabeth Bachler funkelte zunächst Wilma und dann ihre Schwester
bitterböse an. »Das vergiss ganz

Weitere Kostenlose Bücher