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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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klang aber gar nicht froh
dabei. »Das ist ja seltsam. Sven Eglitz steht zwar auf der Liste der erwarteten
Ankünfte, aber er ist scheinbar nicht angekommen!«
    »Das gibt es doch nicht!« Palinskis Stimme klang fast empört,
ganz so, als ob die arme Frau hinter dem Empfangstresen dafür verantwortlich
wäre. »Ich habe ihn doch selbst gesehen!«
    »Das mag schon sein«, konterte die junge Frau trocken, »die
Frage ist nur, wo? Hier im Hause sicher nicht!«
    Sie wirkte ein wenig eingeschnappt und ihr Akzent
leicht ungarisch, wie Mario jetzt endlich zu erkennen glaubte.
    Na, wenigstens ein Teilerfolg, dachte er.
    »Entschuldigen Sie«, fuhr er fort, »wenn ich etwas
unfreundlich geklungen habe. Ich wollte Ihre Worte nicht anzweifeln, bloß, wir
müssen den Kerl unbedingt sprechen. Darf ich?« Er griff zu der Liste und drehte
sie so um, dass er lesen konnte, ohne die Augen auf den Kopf stellen zu müssen.
    Sven Eglitz stand da und dann noch eine Adresse in Szeged,
die Passnummer und das Geburtsdatum. Und das lautete: 23.5.1954.
    Palinski benötigte einige Sekunden, um diese Information
richtig umzusetzen. Das bedeutete nicht mehr und nicht weniger, dass Sven
Eglitz schon deutlich älter als 50 Jahre sein musste.
    Der Eglitz, mit dem Palinski im Zug gesprochen hatte, hatte
aber bestenfalls ein paar Jahre über 30 auf dem Buckel gehabt.
    Wer, verdammt noch einmal, war der Mann im Zug gewesen, und
wo befand sich der echte Eglitz?
    So wie das dieser Tage gelaufen war, hatte Mario gar kein
gutes Gefühl beim Gedanken an die Antwort auf diese Frage.

     
    *

     
    Kurz nachdem
Helmbach und Jo Fossler in der mächtigen Villa der Bachlers auf der Hohen Warte
eingetroffen waren, war auch Professor Dr. Wilfried Bachler, der Hausherr, mit
seiner Schwägerin, den Lesern besser bekannt als Tante Anita, erschienen. Er
hatte seine Lieblingsschwägerin, wie er die ältere und einzige Schwester seiner
Frau in einem seiner seltenen Anflüge von Humor bzw. dem, was er darunter
verstand, titulierte, eben aus dem Spital abgeholt, wo sich die arme Haut von
ihrem gestrigen Nervenzusammenbruch erholt hatte. Oder was immer das lästige
Gekreische auch gewesen sein mochte.
    Im Moment war Anita eher ruhig und wirkte fast gefasst, doch
alle Anwesenden wussten, dass das auch die legendäre Ruhe vor dem Sturm sein mochte.
    Nun versammelten sich alle im Kleinen Salon, um von Helmbach
und seinem Kollegen über die Ergebnisse ihrer Ermittlungen informiert zu
werden.
    Helmbach berichtete zunächst über die Indizien, die in der
Wohnung der Abbersyns gefunden worden waren und die die Theorie stützten,
Albert hätte sich sozusagen selbst entführt. Vor allem das Jaguar-Angebot
beeindruckte die Familie und machte Wilma ein wenig stolz. Obwohl sie noch
immer sauer, ja sogar verletzt war, immerhin hatte sich heute Morgen eine junge
Frau am Telefon auf Marios Zimmer gemeldet, hatte die Vernunft inzwischen
wieder etwas die Oberhand gewonnen.
    Einerseits war es so überhaupt nicht seine Art, so beiläufig
fremdzugehen. Für One-Night-Stands war er viel zu bequem. Andererseits konnte
man das so genau auch wieder nicht wissen.
    In einem Punkt war sie sich aber völlig sicher: Falls
Palinski fremdging, dann würde er das nicht so saublöd anstellen. Er hatte jede
Menge Möglichkeiten dazu und würde das nicht gerade jetzt in einer so
exponierten Situation, noch dazu direkt vor ihrer Nase, tun.
    Also da war sie sich absolut sicher. Und trotzdem,
ein Mistkerl war er doch. Warum rief er eigentlich nicht an?
    »Und Burschi, das haben wir von der Serviererin in
der ›TOSCA‹ in Gersthof erfahren!« Helmbach war gerade dabei, seinen
Tätigkeits- und Erfolgsbericht abzuschließen. »Die hat uns auch bestätigt, dass
Albert mit den beiden häufig zusammengesessen ist und sich intensiv mit ihnen
unterhalten hat!« Was dabei genau besprochen worden war, hatte Frau Ilse allerdings
nicht verstanden. Leider.
    »Aber einmal hat sie etwas von einem Haus in Rothenberg
aufgeschnappt!«, korrigierte sich Helmbach. »Und davon, dass man es in der
›Casa Blu‹ schon einige Tage aushalten kann.«
    »Rodenbach, wo ist denn das?«, wollte Tante Anita wissen.
»Kennt jemand dieses Kaff? Und was soll ›Kassa Dru‹ bedeuten?«
    »Rothenberg«, korrigierte Elisabeth Bachler ihre
Schwester. »Rothenberg nennt sich der Ort. Wir werden schon noch drauf kommen,
wo sich der befindet. Und ›Casa Blu‹, nicht ›Dru‹, sondern ›Blu‹,

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