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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Hohen Warte, das war schon was,
dachte Palinski. »Wie schnell sind wir denn in der Spitze unterwegs gewesen?«,
wollte er von Inspektor Engler wissen.
    »Auf der Autobahn zwischen Wiener Neustadt und Stadtgrenze
sind wir teilweise mit 210 km/h dahergekommen«, der Polizist schmunzelte, »und
drei Mal geblitzt worden!«

    Jetzt lachte er sogar. »Aber keine Angst, das geht aufs
Haus.«

    Die letzten Minuten der rasanten Fahrt hatte Mario krampfhaft
überlegt, wie er Engler loswerden konnte, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen.
    Falls er den Inspektor ins Haus mitnahm, was eigentlich das
übliche Verhalten wäre, würde Engler mit Sicherheit von der Entführung erfahren
und wäre als Beamter verpflichtet, dieses Verbrechen zur Anzeige zu bringen.
Nachdem Palinski Wilmas Mutter aber versprochen hatte, die Sache bis auf
Weiteres als familieninterne Angelegenheit zu behandeln, musste das vermieden
werden. Trotz allem hatte niemand wirklich Interesse daran, den vertrottelten
Sohn Tante Anitas ernsthaft in Schwierigkeiten, möglicherweise ja sogar vor
Gericht zu bringen.
    Aber der Inspektor hatte ihm die Peinlichkeit abgenommen und
von sich aus angeboten, in dem Café Ecke Barawitzkagasse/Hohe Warte Kaffee zu
trinken. »Wenn Sie so weit sind, rufen Sie mich auf dem Handy an, und ich bin
sofort bei Ihnen!« Engler gab ihm seine Visitenkarte mit einer 0688-er Nummer.
    Wilmas Begrüßung war dafür, dass sie sich 24 Stunden nicht
gesehen hatten, ein wenig kühl ausgefallen, hatte Palinski gefunden, sich aber
zunächst nichts dabei gedacht.
    Als sie aber fortfuhr, herumzusticheln und sich in seltsamen,
unausgesprochenen Vorwürfen zu ergehen, wurde es Mario zu blöd.
    »Was ist nur los mit dir? Du führst dich auf, als ob ich mir
etwas zuschulden hätte kommen lassen.«
    So viel unbedarfte Unverfrorenheit wieder reizte Wilma, und
sie ließ sich zu der provokant gemeinten, aber in Anbetracht der konkreten
Umstände etwas unglücklich formulierten Frage »Bist du heute schon auf der Post
gewesen?« hinreißen.
    Endlich hatte es bei Palinski geklingelt, und er musste über
die Doppeldeutigkeit der für Dritte völlig harmlos wirkenden Frage grinsen.
    »Lach nicht so unverschämt!«, wies ihn Wilma empört zurecht.
Allerdings war ihr natürlich klar, warum Mario grinsen musste. Immerhin hatte
sie Schwierigkeiten, nicht selbst laut herauszuplatzen. Was sie schließlich
nach einigen Sekunden dennoch tat, weil sie nicht anders konnte.
    Nun gab es nur wenige Situationen, die besser geeignet waren,
Missverständnisse zu klären, als die, wenn zwei Menschen gleichzeitig über
dieselbe Sache lachten.
    Das bewies sich auch hier. Einige kurze
Erklärungen zum tatsächlichen Geschehen, und das Thema war abgehakt, der Friede
durch einen sanften Kuss wieder besiegelt.
    Die neue, höhere Forderung überraschte Palinski
dagegen überhaupt nicht, damit hatte er gerechnet. »Immerhin hat Tante Anita
die Erpresser ja förmlich eingeladen, ihre Wünsche neu zu überdenken!«
    Hinsichtlich der Höhe der Forderung, immerhin wurden ja
100.000 Euro mehr gefordert als die 200.000, die derzeit zur Verfügung standen,
sah er aber nicht unbedingt ein Problem.
    »Wenn ich diese jungen Leute richtig einschätze,
sind sie geldgierig, aber nicht darauf aus, Albert wirklich etwas anzutun.
Immerhin wissen wir von Karl«, er nickte Helmbach zu, »dass diese Sandy und
dieser Burschi ja fast so etwas wie befreundet mit Albert sind. Und 200.000
Euro, die sie noch heute Nacht bekommen können, stellen sicher eine große
Versuchung dar. Am besten, ihr lasst mich sprechen!«
    Er blickte den Hausherrn, der diese Aufgabe ursprünglich für
sich reserviert hatte, fragend an.
    Prof. Dr. Dr. Bachler war klug genug, kein weiteres Wort zu
verlieren, er nickte kurz mit dem Kopf.
    Palinski teilte auch Helmbachs Einschätzung, dass Albert
wahrscheinlich in dieser ›Casa Blu‹ festgehalten wurde. »Da die Polizei nicht
involviert ist und das auch jetzt«, er blickte sich um, konnte aber keinerlei Zustimmung
für eine Verständigung der Staatsgewalt erkennen, »offenbar nicht gewünscht
wird, müssen wir den Besuch in Rothenberg verschieben. Entweder geben die
Entführer den Aufenthaltsort ohnehin nach der Geldübergabe bekannt, wovon ich
ausgehe.« Helmbach offenbar auch, denn er nickte. »Oder«, fuhr Mario fort, »wir
statten dem Blauen Haus einen Besuch ab. Sobald wir Albert haben, wird
Oberinspektorin Wallner informiert. Sie

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