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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kriminaltechnikers auch mehrere Blutstropfen an verschiedenen Stellen nicht
entgangen, drei davon auf dem Dachboden, fünf weitere im obersten Stockwerk,
auf dem Weg zum Lift.
    Um die Polizei direkt zum Zimmer des Schützen zu führen,
reichte diese Spur leider nicht aus.
    Immerhin war aber eines klar:
    Wer immer am Dachboden gewesen war, hatte beim
Verlassen desselben geblutet. War also verletzt gewesen. Und seine DNA würde schon bald kein Geheimnis mehr sein.
    Man konnte Major Brandtner ansehen, dass er richtig stolz auf
seine Mitarbeiter war.
    Palinski, der sich bereits vor, na ja, mindestens zehn
Minuten von Brandtner verabschiedet hatte – wegen einer privaten Sache musste
er unbedingt nach Wien  –, bahnte sich jetzt nochmals einen Weg zu seinem
Freund vom Landeskriminalamt Niederösterreich.
    »Kannst du mir helfen, Fink?«, flüsterte er dem Major zu,
»ich soll in 30 Minuten in Wien sein!« Er blickte mit gespielter Verzweiflung
auf seine Armbanduhr. »Aber so ein Idiot hat sich so vor mein, also vor Wilmas
Auto gestellt, dass ich nicht wegfahren kann. Und kein Mensch scheint zu
wissen, wo sich der rücksichtslose Kerl aufhält. Hast du vielleicht jemanden,
der mich zum Bahnhof nach Mürzzuschlag bringen kann. Da habe ich einen
Intercity um 19.54 Uhr nach Wien!« Palinski lachte verschämt. »Ich kann ja den
Bahnhofsvorstand am Semmering nicht schon wieder bitten, den Zug aufzuhalten!«
    »Moment!«, vertröstete ihn Brandtner und führte ein kurzes
Gespräch über sein Handy. »Also gut!«, meinte er danach. »Sagt dir der Name
Engler etwas, Rudi Engler?«
    Palinski überlegte kurz, ehe er zögernd nickte. »Ist das
nicht irgendein Rennfahrer, Staatsmeister im Motocross. Oder sonst ein
Wahnsinniger?«
    »Danke für das freundliche Kompliment!«, tönte eine
jugendliche Stimme hinter Mario.
    »Darf ich vorstellen!«, meinte Fink dazu und deutete auf den
schneidigen Burschen, der eben zu den beiden getreten war, »Bezirksinspektor
Rudolf Engler, ehemaliger Vizeeuropameister in der 500-cm 2 -Klasse.
Stimmt doch so, Inspektor? Wenn du willst, bringt er dich nicht nur nach
Mürzzuschlag, sondern gleich nach Wien. Mit Blaulicht, damit sich deine
Verspätung in Grenzen hält. Also hol deine wattierte Jacke, und ab gehts.«
    Obwohl der Faszination gegenüber, die von diesen heißen Öfen
ausging, nicht ganz unempfindlich, hatte Palinski jetzt vor allem eines.
Nämlich Schiss. Mit 150 km/h oder mehr auf einer Schneefahrbahn in der
Dunkelheit in die Hauptstadt unterwegs zu sein, das klang zumindest nach echtem
Abenteuer.
    Andererseits hätte er sich eher die Zunge
abgebissen, als über seine momentane Befindlichkeit zu sprechen. Und der
Gedanke, schon bald in Wien zu sein und nicht erst mit zwei Stunden Verspätung,
hatte auch sehr viel für sich.
    »Klasse!«, begeisterte er sich daher. »Kann er
mich danach auch wieder zurückbringen?«
    »Es wird mir eine Ehre sein, Herr Palinski«, meinte der junge
Vorzeigebeamte grinsend. Und es klang fast so, als ob er es ernst meinte.

     
    *

     
    ›TOSCA‹-Serviererin Ilse verfügte trotz ihres
bereits fortgeschrittenen Alters über Lauscher von besonderer Qualität. Nicht
anders war es zu erklären, dass sie im Trubel des Tagesgeschäftes, nur so beim
Vorübergehen, die Worte Rothenberg und Casa Blu aufgeschnappt hatte.
    Denn diese an Helmbach und Fossler weitergegebene Information
war nicht nur richtig, sondern auch von großer Relevanz für den Entführungsfall
Albert Abbersyn.
    Rothenberg war ein kleiner Weiler im Weinviertel, nahe der
etwas bekannteren Gemeinde Wolkersdorf. Vielleicht zwei, drei Kilometer
außerhalb an der Straße nach Lauterfurt lag direkt am Waldrand tatsächlich ein
total geblautes Haus. Sogar das Dach war mit graublauen Schindeln gedeckt
worden.
    Der ehemalige, selbst ernannte Situationskünstler
Ronny M. Haase hatte die von ihm bis zu seinem gewaltsamen Tod vor etwas mehr
als drei Jahren bewohnte Keusche ›Casa Blu‹ genannt, ein Name, der von der
Bevölkerung übernommen worden war.
    Nach dem bis heute ungeklärten Ende Haases war das inzwischen
reichlich desolate Gebäude wegen vorhandener Abgabeschulden an die Gemeinde
gefallen und stand seither leer.
    Burschis Vater war Amtssekretär bei der Gemeinde in
Wolkersdorf und in dieser Funktion Herr der Schlüssel der ›Casa Blu‹. Und damit
unbewusst und ungewollt verantwortlich dafür, dass ein der Gemeinde gehörendes
Gebäude, mehr ein

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