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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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kaum halten.
    »Bevor sie die Hosen …!«, versuchte sie zu zitieren und
kuderte los, als gälte es, einen Preis damit zu gewinnen.
    Höfliches, von Unverständnis bestimmtes Lächeln ihres
Tischherrn begleitete diese akustische Peinlichkeit. Der Franzose und der
Italiener hatten kein Wort verstanden und der Schwyzer sowieso nicht.
    Florian Nowotny, der zwei Tische davor und damit auch nur
drei Tische entfernt von der Millfish’schen Tafel dinierte, fragte sich zum
wiederholten Mal, was Palinski nur eingefallen war, diese verrückte Nuss Geneva
als Überraschungsgast zu engagieren.
    Ob da vielleicht etwas lief? Männer in seinem Alter begannen
ja angeblich, einen Johannestrieb zu entwickeln. Oder schlimmer noch, war sein
Chef schon mitten drinnen, ihn auch auszuleben?
    Nein, er glaubte das nicht. Erstens war Mario zu klug, um
sich – im Fall der Fälle – in aller Öffentlichkeit selbst bloßzustellen. Und
zweitens, das Interesse Palinskis an dieser Verrückten war, wenn überhaupt,
eher das eines Vaters, eines Onkels oder eines Schmetterlingssammlers an einem
besonders bunten, hübsch geratenen Exemplar.
    Was Frauen betraf, entsprachen Bridget und auch Caroline
Millfish schon mehr Florians Geschmack.
    Die Natur war schon etwas Erstaunliches. Der übergewichtige,
plump und grobschlächtige Sir Peter auf der einen Seite und diese wunderbaren,
faszinierend gewachsenen Töchter auf der anderen. Ja, auch Andrea hätte er
nicht gerade von der Bettkante geschubst, aber sie schien schon etwas zu alt
für ihn und offenbar in festen Händen zu sein.
    Machte übrigens einen netten Eindruck, dieser John Dykman.
Sah ein wenig aus wie Tom Cruise. Auf jeden Fall machte das Paar einen
glücklichen Eindruck.
    Während des ganzen Essens, übrigens, der Alpenlachs war
wirklich hervorragend gewesen und jetzt die Crêpes à la Grand einfach einsame
Spitze, hatte Florian seinen Blick immer wieder zu den Millfish-Mädchen gehen
lassen, vor allem zu Caroline, die so saß, dass er dieses fein geschnittene,
wunderschöne Gesicht, nein, das war schon ein Antlitz, auch beim Essen nicht
aus den Augen verlor. Ein paar Mal hatte er seinen Blick gerade noch abwenden
können, ehe sie aufsah oder zur Seite blickte.
    Halbherzig ging er auf eine Frage ein, die ihm sein
Tischnachbar bereits wiederholt gestellt hatte.
    »Ich wollte nur wissen, ob Mario morgen an dem
Eisgolf-Turnier teilnehmen wird«, meinte ein belustigt wirkender Dr. Michael
Schneckenburger. »Wenn ich das aber richtig deute, haben Sie im Moment
Wichtigeres im Kopf als ein Golfturnier im Winter.«
    Der Ministerialrat zwinkerte kumpelhaft mit dem linken Auge.
Florian war das unheimlich peinlich, er fühlte sich irgendwie bei etwas
ertappt. Bei nichts Unrechtmäßigem, aber etwas höchst Privatem.
    »Tut mir leid, Herr Ministerialrat!«, antwortete er
halbherzig. »Aber ich habe keine Ahnung von Marios morgigen Plänen. Ich kann
aber versuchen, ihn telefonisch zu erreichen und ihn fragen!«
    »Nein, danke, das ist …!«, Florian hörte nicht mehr, was das
war. Denn als er eben wieder einen verschämten Blick auf Caroline Millfish
geworfen hatte, hatte sie ihm geradewegs in die Augen geblickt und gelächelt.
    Und da war noch etwas, etwas total Verrücktes. Florian wollte
es zunächst gar nicht glauben, schaute nochmals auf. Und tatsächlich, er hatte
sich nicht getäuscht. Der kleine Finger der rechten Hand der süßen, jungen Lady
wackelte auf und ab und auf und ab, ganz so, als ob er ihm zuwinkte.
    War das jetzt ein nervöser Tick der Angebeteten, oder hatte
das etwas zu bedeuten? Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Dass er
immer noch einen roten Kopf in solchen Situationen bekam, war wirklich zu blöd.
    Und er bemerkte auch, dass auch Caroline das gesehen hatte
und lächelte. Jetzt wäre er gern in den Boden gefahren oder hätte sich irgendwo
verkrochen. Andererseits, sie lächelte noch immer. Das war doch sicher kein
schlechtes Zeichen?
    Wie wunderbar, noch so jung zu sein und so faszinierende
Etappensiege auf dem Weg zum Erwachsenwerden einfahren zu können, dachte Miki
Schneckenburger, dem das non verbale Geschehen nicht entgangen war.
    Er dachte an seine Moni, an früher und daran, wie es gewesen
war und alles seine Zeit hatte, aber nichts ewig währte.
    Und irgendwie war er neidisch, ja sogar eifersüchtig.

     
    *

     
    76 Minuten von Tür zu Tür, also vom ›Semmering
Grand‹ zur Villa der Bachlers auf der Wiener

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