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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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immer, eines stand jetzt schon fest. Der sonst so
friktionsfreie Event hatte seinen Skandal, seine Eintragung ins Ewige Buch der
Erinnerungen.
    Die Jubiläums-Jahresversammlung der FECI am Semmering? Ja,
war das nicht die Veranstaltung, auf der Dukatenbuchteln die besten
Schneenockerln gewesen waren?

     
    *

     
    Anton Baldiner, Sekretär, Freund. Lebensgefährte
und Vertrauter Karl Schönbergs, der eigentlich Carlo Montebello geheißen hatte
und den wir am Semmering als Commendatore Pahl-Giacometti kennengelernt haben,
war verzweifelt und ratlos.
    Nachdem die Leiche Carlos abtransportiert worden war, hatte
er sich sofort in die ehemals gemeinsame Suite zurückgezogen und seinem Schmerz
freien Lauf gelassen. Von seiner Persönlichkeitsstruktur her war Baldiner
keiner, der jetzt wie in einer altgriechischen Tragödie in lautstarkes Klagen ausbrach
oder sonst wie versucht hätte, mit rituellen Verhaltensmustern seinen Schmerz
über den Verlust des geliebten Menschen in den Griff zu bekommen.
    Nein, der eher introvertierte gebürtige Kapfenberger litt
still und leise vor sich hin, das aber wie ein Hund.
    Dazu kam noch, dass ihn zwei Themen zunehmend beschäftigten,
nein, vielmehr beunruhigten.
    Da war zunächst einmal der immer stärker werdende Verdacht,
dass es bei Carlos plötzlichem Tod doch nicht ganz so natürlich zugegangen war,
wie das der Notarzt als gegeben akzeptiert hatte. Was ihm zu denken gab, war,
dass der scheinbare Herzanfall exakt wenige Sekunden nach einigen Bissen dieser
Scheißsüßspeise eingetreten war.
    Und die Carlo noch dazu von ihm erhalten hatte. Auf seinen
Wunsch zwar, aber immerhin. Je mehr Zeit verging, desto sicherer war sich
Antonio, dass man seinen Freund und Mentor vergiftet hatte. Die Frage war nur,
wer? Und warum?
    Obwohl das Warum egal war, den Mörder wollte sich Toni so
oder so vornehmen.
    Und zweitens war da die mit dem letzten Wunsch Carlos auf ihn
übergegangene und auch übernommene Verpflichtung, den eingegangenen Kontrakt
auch zu erfüllen. Das war für Toni nicht nur eine Frage der Ehre, sondern
selbstverständlich auch eine Verpflichtung gegenüber dem dahingegangenen Freund.
    Was ihn aber über alle Maßen beunruhigte, war, dass er keine
Ahnung hatte, welches der zahlreich hier anwesenden potenziellen Opfer jenes
war, dessen Tod Gegenstand des konkreten Kontraktes war. Carlo hatte sich in
diesem Punkt immer verschwiegen, im Interesse des Freundes, wie er ihm erzählt
hatte. Denn so konnte ihn niemand dafür zur Verantwortung ziehen.
    Der Nachteil dieser Vorsichtsmaßnahme war nun die schiere
Unkenntnis über die konkrete Aufgabe. Und Toni hatte auch nicht die geringste
Idee, wen er dazu hätte befragen können.
    Das war auch der Grund dafür, dass der prinzipiell völlig
harmlose, gutherzige Mensch, dem nichts ferner lag, als jemandem auch nur
versehentlich wehzutun, zwischen Extremen hin und her schwankte.
    So überlegte er einerseits, alles abzublasen, denn er konnte
ja schlecht wahllos irgendjemanden töten. Nur um das trügerische Gefühl zu
haben, den Wunsch seines Freundes erfüllt zu haben.
    Andererseits gab es kurze Momente, in welchen der zeitweise
gestört wirkende Anton sich vornahm, eher ein Blutbad mit mehreren Toten in
Kauf zu nehmen, als den letzten Wunsch Carlos zu negieren. Auch wenn das mit
Sicherheit das Ende seiner eigenen physischen Existenz bedeutete.
    Zwischendurch brach der Arme immer wieder in Tränen aus und
fragte sich, was er machen sollte.
    Und womit er dieses Dilemma verdient hatte.

     
    *

     
    Etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht war der
Trubel endlich vorüber. Der Festsaal hatte sich geleert, viele Gäste waren
bereits auf ihren Zimmern, andere wieder suchten noch Zerstreuung in der
Hotelbar.
    Palinski saß mit Wilma, den Wallners, Fink Brandtner vom LK
Niederösterreich und Miki Schneckenburger in der Halle und trank, im Gegensatz
zu den anderen, die sich um diese Zeit an Sekt hielten, Kaffee. Er war
hundemüde und wäre viel lieber schon zu Bett gegangen. Aber erstens hatte er
noch immer kein Zimmer und würde auch diese Nacht wieder irgendwo in der
Hotelhalle dösend verbringen müssen.
    Und zweitens wartete er auf Juri Malatschew, der versprochen
hatte, nun endlich Auskunft darüber zu geben, was 1988 in Budapest passiert
war.
    Der unberechenbare Sturschädel hatte darauf
bestanden, vor dem Gespräch noch einen kurzen Sprung ins Schwimmbecken zu
machen. Und was Palinski, der nicht

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