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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dreifaches Spiel getrieben chat!«, mutmaßte Juri.
    Der 27. Parteitag der
KPdSU 1986 brachte mit Michael Gorbatschow einen Mann an die Spitze der
Kommunistischen Partei der Sowjetunion, dessen Bedeutung mit der Bezeichnung
welthistorisch eher noch untertrieben beschrieben war. Und mit Gorbatschow
kamen Perestroika und Glasnost und damit auch sehr viel Hoffnung für die schon
bis dahin nicht gerade zurückhaltenden kritischen Geister in den
Volksdemokratien.
    Auch die Spottdrosseln ließen jetzt jede Zurückhaltung
fallen und zogen mit scharfer, mitunter auch sehr deftiger Kritik über die
Zustände und die dafür Verantwortlichen her. Was ihnen naturgemäß nicht nur
Freunde einbrachte, sondern auch einige erbitterte Gegner aus den Reihen der
noch immer recht einflussreichen regionalen Funktionäre.

    So intelligent Antal Homolay auch war, so naiv war er
andererseits auch wieder. Mit einem Alter von 37 Jahren wahrlich kein Twen
mehr, führte er sich auf wie ein profilierungssüchtiger Teenager. Bei einem von
Mühlsalm vermittelten Gastspiel in der Hauptstadt der DDR im Herbst 1987
attackierten die Spottdrosseln das Regime des Landes mit einer derartigen Häme,
dass die Truppe nur durch einen glücklichen Zufall, eine Adresse war der
Polizei fehlerhaft durchgegeben worden, nicht verhaftet worden war.

    In der Folge hatte sich das Verhältnis zwischen Mühlsalm
und Homolay wieder etwas verbessert. Im April 1987 trafen die beiden in
Budapest aufeinander, wo ein Festival mitteleuropäischer Kleinkunst stattfand.
Nach zwei vom Publikum bejubelten Vorstellungen reisten die Spottdrosseln ohne
ihren Chef heim nach Komorn. Antal Homolay gilt seither als vermisst. Nach
Aussagen der übrigen Spottdrosseln hatte Antal wegen eines wichtigen Termins
noch zwei Tage in der ungarischen Hauptstadt bleiben wollen.

    »Ein Zeuge will Homolay mit einem Mann, auf den die
Beschreibung Mühlsalms passte, angeblich noch am Abend des ersten Tages in der
Bar des Chotels ›InterContinental‹ gesehen chaben!«, wusste Malatschew.
»Angeblich chaben die beiden cheftig miteinander gestritten, während sie das
Lokal verlassen chaben!«
    Drei Wochen später waren in einem Müllcontainer auf einem
Autobahnrastplatz in der Nähe von Hegyeshalom ein blutiges Taschentuch mit den
Initialen F. H. und eine zum Teil ausgeräumte Brieftasche gefunden worden.
Beide Stücke waren von Silva Homolay als Eigentum ihres Vaters identifiziert
worden.

    »Es ist nur schwer zu glauben, aber seitcher chat
die Welt nichts mehr von Antal Chomolay gesehen oder gechört!«, Juri schüttelte
den Kopf.
    »Und es gibt wirklich keine Hinweise, was mit
diesem Homolay geschehen ist?« Palinski konnte nicht glauben, dass ein Mensch
so einfach verschwand. »Dieser Mühlsalm musste doch irgendetwas gewusst haben!«
    Der alte Russe schüttelte wortlos den Kopf. Dann gab er dem
Nachtportier ein Zeichen, das dieser, offenbar zu Recht, als Bestellung eines
Mineralwassers verstand. Denn er servierte es, und Malatschew schien zufrieden.
Nach einem langen Schluck meinte er nur: »Man chat Mühlsalm
ausführlich befragt, einige Zeit lang sogar verdächtigt, mit dem Verschwinden
Antals etwas zu tun gechabt zu chaben. Aber dabei ist nichts cherausgekommen!«
Er schüttelte sein mächtig bemähntes Haupt. »Anfang der 90er-Jahre chat der
Mann dann selbst Berlin verlassen. Mit seiner ganzen Familie. Allerdings nicht,
ohne Spuren zu chinterlassen!« Er machte eine dramaturgisch eindrucksvolle Pause.
    »Darf ich einen Moment stören?«, unbemerkt war
Wilma von hinten an Palinski herangetreten und hatte ihm eine Hand auf die
Schulter gelegt. »Etwas Seltsames ist passiert. Ich muss dich unbedingt
sprechen!«

     
    *

     
    Elisabeth Bachler, Wilmas Mutter, stand seit mehr
als einem Vierteljahrhundert in einem schwiegermutterähnlichen Verhältnis zu
Palinski. In den ersten Jahren waren sie und ihr Schwiegersohn Mario sich mit
allergrößter Skepsis gegenübergestanden. Um das einmal freundlich zu
formulieren.
    Mit der Zeit hatte sich diese Beziehung aber über
Respekt und Anerkennung in Sympathie und Zuneigung gewandelt. Ja, heute hatte
die ehemalige Primaria den Lebensgefährten ihrer einzigen Tochter regelrecht
ins Herz geschlossen. Auch wenn es ihrem Naturell widersprach, das auch allzu
sehr zu zeigen.
    Seit der filmreifen Szene gestern Nachmittag, als
es galt, dieser geizigen alten Vettel Anita das Geld für die Befreiung Alberts,
ihres

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