Schneerose (German Edition)
zu sein.“
Lia
schluckt. Es wäre der perfekte Zeitpunkt ihn nach ihrer Mutter zu fragen und
doch bringt sie es nicht über sich.
„Aber
ich verspreche dir, ab heute mache ich alles anders. Die Arbeit kann warten, du
bist mir viel Wichtiger! Du bist alles, was ich habe!“
Verzweifelt
greift er nach Lias Hand und drückt sie fast so feste, dass es schon
schmerzhaft ist. Doch es ist ein angenehmer Schmerz. Er lässt Lia seine Liebe
spüren und sie drückt seine Hand nur noch fester zurück.
Ihr
Vater lacht mit roten, verweinten Augen. „Ich wusste ja gar nicht wie stark
mein kleines Mädchen ist.“
Lia
erwidert sein Lachen. Es ist das erste Mal seitdem sie denken kann, dass sie
gemeinsam mit ihrem Vater lacht. Es ist ein schönes Gefühl. Sie holt noch
einmal tief Luft.
„Daddy,
ich... ich... ich muss dich etwas fragen.“, druckst sie herum.
Eifrig
nickt Mr. Green „Nur zu, du kannst mich bitten worum immer du willst, ich habe
mehr als genug wieder gut zu machen.“
Lia
schüttelt den Kopf. „Ich will nichts haben. Ich...ich muss wissen wer meine
Mutter war.“ Jetzt ist es raus und ihre Worte schlagen einer Ohrfeige gleich
auf ihren Vater ein. Sein Lächeln verblasst augenblicklich und Sorgenfalten
bilden sich um seine Lippen und auf seiner Stirn.
„Es
gibt nichts über sie zu sagen.“
Flehend
blickt Lia ihm entgegen. „Bitte, es ist wichtig für mich.“
„Was
willst du denn wissen? Ich weiß doch selbst kaum wer sie wirklich war.“
„Wie
hieß sie?“
Er
schnaubt verächtlich auf. „Sie nannte sich ‚Lilith’“.
Ganz
trocken wird es in Lias Hals. „Und weiter?“, piepst sie.
„Nichts
weiter, sie hat mir nie ihren Nachnamen gesagt.“, stößt Mr. Green verärgert
hervor.
„Wie
habt ihr euch kennen gelernt?“
„Sie
stand wie von heiterem Himmel plötzlich vor meiner Tür. Es hat gestürmt und
geregnet. Sie war komplett durchgefroren, da hat sie gefragt, ob sie reinkommen
dürfe. Natürlich habe ich nicht nein gesagt, denn eines muss ich ihr lassen,
sie war schöner als jede andere Frau, die ich jemals gesehen habe.“ Seine Wut
verebbt und ein liebevolles Lächeln bleibt auf seinen Lippen zurück als er Lia
betrachtet. „Du hast ihre Augen.“
Lia
lächelt. Endlich nach so vielen Jahren erfährt sie etwas, wonach sie sich schon
immer so sehr gesehnt hat.
„Ihre
Haare waren feuerrot und wellten sich bis zu ihrer Brust. Sie bewegte sich so
anmutig wie eine Katze. Wenn sie über den Boden gelaufen ist, hat man nie auch
nur ein Geräusch gehört.“
„Wie
lange wart ihr zusammen?“
„Genau
9 Monate, bis zu dem Tag deiner Geburt.“, gekränkt lässt er den Kopf in seine
Hände sinken. „Ohne ein Wort ist sie einfach gegangen. Sie hat mich nicht mal
zu deiner Geburt gerufen. Als ich von der Arbeit kam, warst du da und sie weg.
Seitdem habe ich nie mehr ein Wort von ihr gehört.“
Lia
lässt ebenfalls betrübt ihren Kopf sinken. Es ist nicht gerade schön zu hören,
dass die eigene Mutter einen nicht nur nach der Geburt verlassen, sondern sich
auch noch danach nie für einen interessiert hat.
„Weißt
du wo sie jetzt sein könnte?“, fragt sie trotzdem und schaut bittend zu ihrem
Vater.
„Nein
und es interessiert mich auch nicht.“, entgegnet er mit geballten Fäusten.
„Daddy,
bitte. Ich muss sie finden, um zu wissen wer ich selbst bin.“
Stur
schüttelt er den Kopf und greift erneut nach Lias Hand. „Du brauchst diese Frau
nicht. Ich kann dir sagen wer du bist.
Du bist meine Tochter und ich bin verdammt stolz auf dich.“
„Einfältiger
Narr, sie ist viel mehr.“, zischt es giftig in ihrem Kopf.
Lia
lächelt ihn traurig an. „Es ist wichtig zu wissen, von wem man abstammt. Ich
will sie doch nur einmal sehen. Bitte, es ist wichtig für mich.“
Entschuldigend
hebt er die Hände. „Ich kann dir leider nicht helfen, ich weiß nicht wo sie hin
ist. Aber ich erinnere mich daran, dass sie mir erzählt hatte, dass sie
ursprünglich vom roten Meer stamme. Es hatte mich gewundert, weil ihre Haut so
hell war.“
„Das
rote Meer? Liegt das nicht bei Afrika?“
Ihr
Vater lächelt sie stolz an. „Schlaues Mädchen.“ Besorgnis legt sich jedoch
augenblicklich in seine Züge. „Willst du da jetzt etwa hin?“
„Ich
weiß noch nicht genau. Immerhin sind gerade Winterferien.“, erwidert Lia.
Ihr
Vater nickt. „Wenn du dich dafür entscheidest, sage mir aber bitte Bescheid und
verschwinde nicht einfach wie sie es gemacht hat. Außerdem möchte ich, dass
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