Schneerose (German Edition)

Hatte er es geplant oder war es ein
spontaner Einfall?
    Als
er Lia wütend zu sich zurückzerrt, reißt der Ärmel ihres Pullis ab und der
Schlag in ihr Gesicht, lässt ihre Lippe aufspringen, sodass Blut ihr Kinn
hinabrinnt.
    „Du
miese Schlampe, wie kannst du es wagen?!”, herrscht er sie an und schüttelt sie
dabei an ihren Schultern so feste, dass sie immer wieder mit dem Hinterkopf
gegen das Holz der Wand schlägt. Bereits im nächsten Moment zieht er ein
Springmesser aus seiner Tasche und lässt es direkt vor Lias Nase aufspringen.
Auf der Klinge spiegelt sich das Licht der Straßenlaterne, als Bradley ihr
damit über die Wange streicht.
    „Ich
wette deine Mutter wäre stolz auf dich. Sie muss eine genauso verfickte Nutte
wie du gewesen sein.”
    “Crawling
in my skin
    These wounds
they will not heal”

 
    Seine
Worte treffen wie Nadeln in ihr Herz. Auch wenn sie ihre Mutter nie
kennengelernt hat, möchte sie seinen Worten keinen Glauben schenken. Tief in
ihrem Inneren spürt sie, dass sie nicht stimmen. Ehe sie sich überlegen kann,
was sie tut, spuckt sie ihm ins Gesicht. Der Ausdruck in seinen Augen wechselt
von Unglauben zu blanker Wut.
    „Helft
mir, die Schlampe hat es nicht anders gewollt.”, schreit er und fordert damit
seine Freunde auf Lias Arme festzuhalten, doch dieses Mal springen sie ihm
nicht so bereitwillig zur Hilfe. Dabei zuzuschauen, was Bradley tut, ist die
eine Sache, aber sich selbst an einer Straftat zu beteiligen, eine ganz andere.
    „Na
los, macht schon. Oder habt ihr etwa Mitleid mit der Hure? Sie treibt es doch
sowieso mit der ganzen Stadt!”
    Lias
Augen suchen flehend die der anderen Jungen, doch ein Blick genügt und sie
weiß, dass sie verloren hat. Zwei der drei Jungen kommen nun auf sie zu und
halten ihre Arme auseinander, während sie den Blick jedoch von ihr abwenden.
Sie wissen, dass es falsch ist was sie tun, doch trotzdem bringen sie nicht den
Mut und die Kraft auf sich Bradleys Willen zu widersetzen. Nur einer steht noch
unschlüssig herum. Er schaut auf seine Füße, als er spricht.
    “Es
kann jeden Moment jemand vorbeikommen, du solltest sie dir lieber wann anders
vornehmen.”
    Bradley
nimmt ihn kein bisschen ernst, sondern verspottet ihn auch noch.
    “Du
Schwanzlutscher, machst du dir schon in die Hose oder was? Wenn uns jemand so
sieht, wird jeder denken, dass sie es wollte und im Grunde, will sie das auch.
Das ist alles nur ne billige Masche. Ich wette sie ist schon ganz feucht
zwischen den Beinen.”
    Spucke
klebt in Bradley Mundwinkeln als er sich Lia wieder zu wendet. Seine Augen
lodern vor Gier. Triumphierend lässt er sein Messer erneut vor Lias Gesicht
baumeln, bevor er damit leicht, ohne sie zu schneiden, über ihren Bauch fährt.
    „Halt
still oder ich schlitze dich auf wie ein Schwein!”, zischt er ihr entgegen als
er die Spitze durch ihren Pullover gleiten lässt und ihn ihr wie eine Jacke bis
zu ihrem Hals hin aufschneidet. Der Stoff klappt auseinander und legt ihre
Brust frei. Nur der schlichte weiße Sport-BH schützt sie noch vor den Blicken
der Jungen. Als Bradley ihr auch noch diesen entzwei schneidet, kann sie ein
lautes Aufschluchzen nicht verhindern. Sie hat sich so feste vorgenommen, ihm
nicht die Genugtuung zu verschaffen zu weinen, doch jetzt kann sie sich einfach
nicht länger beherrschen. Das darf nicht
wahr sein. Bitte, bitte nicht!
    Es
macht keinen Unterschied, ob sie schreit oder schweigt, denn es würde ihr ja
doch niemand helfen. Niemand kommt, um sie zu retten. Niemand!
    „ I’ve felt this way
before
    So insecure”

 
    Plötzlich
ist es ein anderer, der für sie schreit: Lindsay. Ein spitzer Schrei dringt aus
ihrer Kehle als sie sieht, was Bradley und seine Freunde im Begriff sind Lia
anzutun. Schnell rappelt sie sich auf die Beine, als ihr bewusst wird, dass es vielleicht
nicht so klug war, die Jungs auf sich aufmerksam zu machen.
    „Lia,
ich hol Hilfe!”, schreit sie noch, als sie bereits losspurtet. Anstatt ihr
nachzuhechten, schickt Bradley ihr jedoch nur den Jungen hinterher, der sich
zuletzt noch geweigert hatte Lia festzuhalten. Erleichtert der Szene entfliehen
zu können, befolgt er seinen Befehl und rennt Lindsay nach, deren laute Schreie
durch die Nacht dringen und schließlich in der lauten Musik aus der Kneipe
untergehen.
    Bradley
zuckt nur unbeeindruckt mit den Schultern.
    „Ich
glaube das brauchen wir nicht mehr...”, meint er zu Lia und steckt das
Klappmesser zurück in seine Hose, während sich seine