Schneerose (German Edition)
betroffen.
„...ich
weiß nicht was ich jetzt machen soll. Glaubst du Tru sagt die Wahrheit?”
Lindsay
räuspert sich verdattert, doch gerade als sie zum Sprechen ansetzen will,
schreckt ein lautes Klirren die beiden Mädchen auf.
Bradley
betritt in Begleitung seiner Freunde die Sackgasse. Zu seinen Füßen liegt eine
zersplitterte Bierflasche.
Das
ungehaltene Grinsen in seinem Gesicht lässt bereits nichts Gutes ahnen und Lia
überkommt sofort Panik. Wie ein verängstigtes Tier drängt sie sich dicht an
Lindsay in die hinterste Ecke der Straße. Lindsay hingegen rollt genervt mit
den Augen und versucht sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Schützend
stellt sie sich vor Lia und verschränkt demonstrativ die Arme vor der Brust.
„Was
soll das bitte werden? Habt ihr nichts Besseres zu tun als ihr ständig
aufzulauern? Das ist so armselig!”
Bradleys
Grinsen erlischt. Niemand darf ihn beleidigen. Für einen Moment gleiten seine
Augen von Lia zu Lindsay, die ihm trotzig das Kinn entgegen streckt. Als er auf
sie zugeht, weicht sie nicht einen Schritt zurück, wofür Lia sie bewundert.
Bradleys Schritte sind schwankend, genau wie der Gang seiner drei Freunde, die
nur dämlich grinsen und sich gegenseitig Dinge zuflüstern, die Lia nicht hören
kann und bestimmt auch nicht hören möchte.
Nur
Zentimeter trennen Bradleys Gesicht von Lindsay als er vor ihr stehen bleibt
und ihr bedrohlich in die Augen starrt.
„Hat
dir noch nie jemand gesagt, dass du deine Nase nicht in fremde Angelegenheiten
stecken sollst? Absolut niemand interessiert sich für dich.”
Lindsay
schluckt erst, doch trotzdem hält sie Bradleys Blick tapfer stand.
„Wenn
es um Lia geht, geht es auch mich etwas an!”
Völlig
unvorbereitet wirft Bradley seinen Kopf in den Nacken, um ihn danach brutal
vorschnellen zu lassen, direkt auf Lindsays Nase. Lia kann förmlich hören, wie
sie zerschmettert wird. Blutströme schießen sofort hervor, während Lindsay
schwarz vor Augen wird und einfach mitten auf dem Boden zusammensackt. Besorgt
will Lia sofort zu ihr stürzen, doch Bradley fängt sie ab. Seine Hand legt sich
fest um ihren Oberarm. Bewusst drückt er so heftig zu, dass Lia vor Schmerz das
Gesicht verzieht. Sie zappelt in seiner Hand wie ein Fisch an Land. Sein Blick
ist starr auf ihr Gesicht gerichtet, dann lässt er sie plötzlich los, jedoch
nur um sie zurück gegen die Wand zu schupsen. Als sie zurücktaumelt, schlägt
ihr Kopf gegen die Holzlatten und für einen Moment sieht sie nur Sternchen,
aber bereits im nächsten steht Bradley schon wieder genau vor ihr. Hinter ihm
haben sich seine Freunde wie ein Schutzwall aufgebaut. Lia bezweifelt, dass sie
ihn durchbrechen könnte. Panisch drückt sie sich gegen das Holz, das nicht
einen Millimeter mehr nachgeben will. Splitter graben sich in ihre Finger und
unter ihre Nägel. Tränen treten ihr in die Augen, während sich ihre Kehle vor
Angst zuschnürt und ihr verbietet auch nur ein Wort hervorzubringen.
Als
sich Bradleys Hand grob gegen ihre linke Brust drückt, stößt Lia keuchend Luft
aus. Nein, das darf nicht wahr sein! Das
darf nicht passieren! Bitte nicht!
„Mich
wundert, dass dein Vater dich noch bei sich wohnen lässt oder tust du Daddy
dafür den einen oder anderen Gefallen?”, lallt ihr Bradley glucksend ins Ohr,
wobei Lia von seiner Alkoholfahne ganz schlecht wird. Doch seine Worte führen
dazu, dass sie endlich die Kraft aufbringt sich zu wehren und so stößt sie
seinen Arm von ihrer Brust, nur um danach ihr Handgelenk in seinem festen Griff
wieder zu finden.
„Du
könntest mir auch einen Gefallen tun, vielleicht wäre ich dann auch
nachsichtiger mit dir.”, säuselt er ihr weiter lüstern ins Ohr, wobei er nun
seine andere Hand gegen ihren rechten Innenschenkel presst und gefährlich in
die Nähe ihres Schritts wandert. Nein!
Lia
ignoriert das stechende Pochen in ihrem Handgelenk und windet sich nach
Leibeskräften. Lieber würde sie sich grün und blau schlagen lassen, als sich
Bradyley einfach wehrlos auszuliefern.
Mittlerweile
braucht er beide Hände, um sie halten zu können, aber selbst das reicht nicht,
als Lia ihm mit der Hand durchs Gesicht kratzt. Schreiend und fluchend lässt er
sie los, doch sofort stellen sich seine Freunde Lia in den Weg, die sich bisher
zurückgehalten haben. Aus ihren Gesichtern ist das amüsierte Grinsen gewichen,
stattdessen ist dort nun eine Mischung aus Unsicherheit, aber auch Neugier zu
lesen. Wussten sie was Bradley vor hat?
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