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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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Verbrechen eines Mannes aussehen sollte. Sie haben Geneviève das Höschen ausgezogen und den Säbel neben sie gelegt.«
    »Weil ich wollte, dass die in Fleurville endlich begreifen, dass hier im Wald Gewalttaten verübt werden! Und weil sie tot war. Ich war mir sicher!«
    »Der Säbel war also ein Zeichen.«
    »Ich hatte Angst. Zu Recht! Diesmal haben sie sogar eine getötet! Weil sich keiner dafür interessiert, was hier im Wald passiert! Weil alle es laufen lassen!«
    Ohayon mischt sich ein. Er hofft, jetzt endlich eine Antwortauf die Frage zu bekommen, die sie am Anfang der Ermittlungen so lange beschäftigt hatte.
    »Sagen Sie, Madame Darlan. Haben Sie eigentlich an dem Morgen bei der Zeitung angerufen?«
    »Warum sollte ich das tun? Ich hatte doch schon die Polizei informiert!«
    »Eben haben Sie gesagt, dass Sie Genevièves Tod nutzen wollten.«
    »Nutzen?«
    »Die Missstände hier im Wald. Was Jungs mit den Mädchen machen und all das. Da wäre das doch ganz logisch, die Zeitung anzurufen.«
    »Ich hatte Angst!«
    »Aber auch nicht so viel Angst, oder? Sie sind immerhin zum Schuppen gelaufen und haben den Säbel geholt. Außerdem haben Sie ihr das Höschen ausgezogen. Geneviève hat noch gelebt … Finden Sie das nicht ungeheuerlich, was Sie da getan haben?«
    »Für mich war sie tot und … Ich habe es für all die anderen Mädchen getan.«
    »Für die anderen Mädchen? Denken Sie wirklich so viel an andere? Warum haben Sie sich dann nicht gefragt, wo das andere Mädchen war? Das Mädchen, das mit Geneviève am Schuppen gestanden hat? Es war minus sechs Grad! Und der Junge, der im Wald rumgegrölt hat? Hat er wirklich rumgegrölt? Hat er nicht vielleicht um Hilfe gerufen?«
    »Es war ruhig geworden, das war das Einzige, was ich registriert habe.«
    »Ja, es war ruhig geworden … Zwei junge Menschen lagen im Sterben, und Sie haben gewartet, bis es ruhig war.«

    Als sie zurückkommen, erzählt Ohayon Resnais und Conrey ausführlich, wie es dem Kommissar doch noch gelungen ist, Madame Darlan der unterlassenen Hilfeleistung zu überführen. »Der Mond! Der Mond war ihr Verhängnis.«
    Alle lachen, lachen übertrieben, und plötzlich hat Conrey ein paar Flaschen Wein irgendwo hergezaubert. Es ist Feierabend. Und genau das tun sie. Feiern. Die Stimmung ist so überbordend, dass es einen schon wundert. Aber es gibt einen Grund zum Feiern. Der Kommissar hat das letzte Wort gehabt im Fall Geneviève Mortier. Er hat einen Fehler gemacht, aber er hat am Ende doch bewiesen, dass er zu Recht ihr Chef ist. Offenbar brauchten sie das. Zu wissen, dass ihr Chef doch noch mehr drauf hat als sie alle zusammen. Was er sich da mit Kristina erlaubt hatte … Sie waren darüber hinweggegangen. Hatten es zumindest versucht. Aber es wäre etwas geblieben. Die Überführung von Madame Darlan wegen unterlassener Hilfeleistung bildete den Schlussstrich. Jetzt endlich ist der Fall Geneviève Mortier vollständig aufgeklärt.
    Es ist fast elf, als sie das Kommissariat verlassen, und sie sind ein bisschen betrunken. Der Kommissar erinnert daran, dass es ab morgen wieder mit voller Kraft um die Autohehlerbande geht. Alle sind einverstanden, gehen beschwingt nach Hause. Bis auf Resnais, der hat Nachtschicht.

    Der Mann im Auto sieht auf die Uhr neben dem Tacho. Es ist kurz nach elf. Das Mädchen ist heute früher aus dem Haus gekommen als sonst. Sie wird jetzt zur Bushaltestelle gehen und ins
Riverboat
fahren. Er wird den Motor erst starten, wenn der Bus abfährt.
    Camille achtet nicht auf Autos. Als sie das Haus ihrer Eltern verlässt, ist ihr Kopf randvoll mit Sätzen, die sie ihrer Freundin sagen wird. Ihre beste Freundin hat nämlich ihren Freund angebaggert. Und das nicht zum ersten Mal. Heute wird sie ihr das ein für alle Mal austreiben. Camille geht im Kopf das Gespräch durch. Es würde bestimmt heftig werden, und ihr schießen jetzt schon lauter Sätze und Erwiderungen und Erwiderungen auf die Erwiderungen durch den Kopf. Es ist also kein Wunder, dass ihr das Auto nicht auffällt.
    Das
Riverboat
ist die schäbigste Discothek, die er je gesehen hat. Es hat zwei Tage gedauert, bis er begriff, dass die Schmiererei an der Hauswand einen Raddampfer darstellen soll. Aber die Jungen und Mädchen, die kommen, passen hierher. Nancy hat gut 100 000 Einwohner. Bei Städten dieser Größe gibt es immer einen von diesen schmuddeligen Schuppen. Doch das
Riverboat
hat einen großen Vorteil. Er muss nicht lange warten, und die kleinen blonden

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