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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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geht um das ermordete Mädchen am Feensee. Sie haben vielleicht davon in der Zeitung gelesen.«
    »Ich lese nur deutsche Zeitungen.«
    »Dürfen wir reinkommen?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie von mir wollen.«
    »Wo waren Sie letzte Nacht?«
    »Zu Hause. Hier in meiner Wohnung. Würden Sie sich bitte ausweisen.«
    Roland Colbert zeigt seinen Dienstausweis, Conrey zögert, ehe er dem Deutschen seinen Ausweis zeigt. Walter Heimann lässt die beiden herein.
    Die Wohnung riecht ein bisschen nach Mann. Davon abgesehen, ist sie aufgeräumt und nicht weiter auffällig. Nicht unangenehm auffällig jedenfalls. Denn trotz der Ordnung ist sie Ausdruck von Walter Heimanns Persönlichkeit.
    »Sie lesen viel.«
    »Ja.«
    »Deutsche Bücher, wie ich sehe.«
    Eine Bemerkung von Conrey, der begonnen hat, sich umzusehen.
    »Ich bin Deutscher.«
    »Und da lesen Sie deutsche Bücher. Natürlich.«
    Roland Colbert spricht ein Weilchen mit Walter Heimann über deutsche Literatur, erfährt, dass Heimann sich gut auskennt, und schlägt dann einen Bogen zu der Frage, auf die er hinaus will. »Wenn Sie noch so verbunden sind mit Ihrem Land, warum leben Sie dann in Frankreich?«
    Roland Colbert merkt sofort, dass Walter Heimann zögert. Dass er eine Antwort auf die Frage hat, sie aber nicht aussprechen will. Walter Heimann überlegt. Schließlich fasst er einen Entschluss. »Setzen Sie sich bitte.«
    Roland Colbert und Conrey in zwei gemütlichen Sesseln, Walter Heimann auf dem Sofa. Er nimmt ein Buch in die Hand, das auf dem Tisch liegt. Es sieht aus, als hätte ein Lehrer zwei Schüler zu Gast, um ihnen vorzulesen. Schließlich legt Walter Heimann das Buch zurück auf den Tisch. »Zunächst möchte ich eine Aussage richtigstellen. Mich korrigieren.Ich lese auch französische Zeitungen. Ich weiß, dass am Feensee eine junge Frau ermordet wurde, und ich weiß, dass jemand meinen Namen ins Spiel gebracht hat. ›Walter H.‹ Der Abkürzung meines Nachnamens verdanke ich, dass ich hier noch ungestört sitze, dass sich der Pöbel noch nicht vor meinem Haus rumtreibt.« Walter Heimann hört auf zu sprechen, blickt fahrig, fixiert dann den Kommissar. »Sie haben oft mit Verdächtigen zu tun …«
    Roland Colbert beruhigt ihn. »Sie können sicher sein, dass wir Ihre Aussage vertraulich behandeln und kein Interesse haben, irgendeinen ›Pöbel‹ auf Sie zu hetzen. Aber wir haben viel zu tun. Also sagen Sie mir bitte, was los ist. Warum ist Ihr Name im Spiel?«
    »Ich war bis vor vier Jahren Lehrer. In Saarbrücken. Dann wurde ich beschuldigt, mich an einer meiner Schülerinnen vergangen zu haben. Das habe ich nicht. Trotzdem hat die Polizei mich wie einen Verdächtigen behandelt. Aber natürlich verlief das am Ende alles im Sande.«
    »Wie alt war das Mädchen?«
    »Sechs Jahre. Sie hieß Ina Lorenz. Das Mädchen hat später seine Aussage korrigiert. Aber für mich war es zu spät. Damals war gerade eine Sechzehnjährige vergewaltigt und ermordet worden. Der Fall Isabel. Der Täter wurde nie gefasst. Sie haben davon gehört?«
    »Der Fall Isabel? Nein.«
    »Aber Sie können sich vorstellen … Die Zeitungen sind sehr an der Enttarnung von Kinderschändern interessiert. Das Interesse, einen Unschuldigen später zu rehabilitieren, ist dagegen nicht sehr ausgeprägt. Es spielt auch keine Rolle, ob jemand am Ende schuldig ist oder nicht. Wenn ihr Name einmal im Zusammenhang mit so was fällt, können Sie nichts dagegen tun, dass selbst engste Freunde sich zurückziehen. Ich hoffe, mein voller Name wird hier in Fleurville nicht genannt, und ich kann bleiben. Es war schwer genug, Fuß zu fassen.«
    Roland Colbert nickt. »Es ist trotzdem bedauerlich, dass Sie kein Alibi haben für letzte Nacht.«
    »Ich lebe allein. Ich war zu Hause. Eigentlich ganz normal, oder?«
    »Sie haben keine Frau?«
    »Meine Frau hat mich nach der Sache in Saarbrücken verlassen.«
    »Wir müssen Sie um eine Speichelprobe bitten.«
    »Natürlich.«
    »Conrey. Sie wissen ja, wie das geht.«
    »In Deutschland hat mir die Speichelprobe damals nichts genützt. Obwohl sie bewiesen hat, dass ich das ermordete Mädchen nicht angerührt habe.«
    Walter Heimann gibt seine Speichelprobe ab, Conrey verstaut das Wattestäbchen in einem Glasröhrchen. Der Kommissar wechselt das Thema. »Die neue Garage … Sie haben ein Auto?«
    »Wollen Sie es sehen?«
    »Bitte.«
    Die Garage ist groß, und das hat einen Grund.
    »Das ist ja ein Prachtexemplar!«
    »Mein Hobby, wenn Sie so wollen. Das

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