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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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Gegenstück zu den Büchern.«
    »Mercedes. Wie alt?«
    »Fünfunddreißig Jahre.«
    Roland Colbert kniet sich hin und sieht unter den Wagen. »Wann waren Sie das letzte Mal damit unterwegs?«
    »Gestern.«
    »Noch vor dem Schnee?«
    »Es fing gerade an, als ich zurückkam.«
    »Wann war das?«
    »So gegen drei Uhr nachts.«
    »Und wo waren Sie?«
    »In Saarbrücken. Einen Freund besuchen. Einen der wenigen, die mir bis heute glauben, dass ich unschuldig bin.«
    »Sie sagten vorhin, dass Sie zu Hause waren.«
    »Ich kam so gegen drei zurück aus Saarbrücken. Wie gesagt, es hatte gerade angefangen zu schneien.«
    »Sie wissen das alles so genau …«
    »Ja. Ist das schlimm? Ich …«
    »Geben Sie Sergeant Conrey bitte die Anschrift von Ihrem Freund. Wir werden außerdem jemanden vorbeischicken, der sich Ihr Auto ansieht. Bitte verändern Sie nichts an dem Wagen. Machen Sie nichts sauber, wir würden das feststellen.«
    »Natürlich.«
    »Noch eine Frage, Herr Heimann. Da Sie viel lesen … Kennen Sie eine Madame Darlan?«
    »Marie Darlan. Ja.«
    »Woher?«
    »Wir interessieren uns beide für deutsche Klassik und haben uns in einer Buchhandlung drüben in Benningstedt kennengelernt.«
    »Sie waren mal bei ihr zu Hause?«
    »Ja. Da ist das Mädchen getötet worden, nicht wahr? Da auf der Lichtung …«
    Roland Colbert nickt.
    »Man hat ihr den Schädel eingeschlagen. Das stand jedenfalls in der Zeitung.«
    Roland Colbert nickt nicht.
    »Halten Sie mich für jemanden, der so etwas macht?«
    »Ich weiß nicht, wie jemand ist, der so was macht. Ich weiß nur, dass es keinem auf die Stirn geschrieben steht.«
    »Mir schon, oder?«

    Der Mann aus dem Auto ist wieder allein. Keiner sieht ihn. Keiner kann seine Schwäche ausnutzen. Eben ist er zur Toilette gelaufen, weil er dachte, er müsste sich übergeben. Aber es kam nichts, es war nur die Aufregung.
    Es liegt daran, dass der Mann sich vorkommt, als würde er gar nicht mehr existieren. Nach einer Weile verwandelt sich die Leere in etwas anderes. Er hat keinen Einfluss auf diese Verwandlung. Sie geschieht einfach. Er spürt, wie er müde wird. So müde, dass er sich aufs Sofa legen muss. Auf dem Sofa kommt er nicht zur Ruhe. Er nimmt ein Buch, legt es aber gleich wieder weg. Es wäre gefährlich, jetzt etwas zuunternehmen. Gleichzeitig glaubt er, er müsse einen Ausweg finden. Plötzlich tritt wieder eine Veränderung ein. Der Mann fühlt sich erleichtert. So erleichtert, dass er nun doch aufstehen muss. Er geht im Zimmer hin und her. So weit ist es mit ihm, dass er sich so aufführt! Aber immerhin: Während er geht, beginnt er zu verstehen, was mit ihm los ist. Er ist dabei, das Absurde der Situation zu begreifen. Und dazu passt, dass ich mich so aufführe! Ja. Er hat verstanden. Er ist geradezu verzückt in seinem Verstehen. Er könnte lachen, lacht aber nicht. Und während er nicht lacht in seiner Erleichterung, wird aus der wunderbaren Erkenntnis ein Satz, den er dann eine Weile wie ein Gebet vor sich hin sagt: Ich habe nichts gemacht, mir kann nichts passieren.
    Plötzlich.
    Er bleibt stehen. Und so schnell, wie eben noch alles gut war, ist jetzt wieder alles schlecht. Ihm ist etwas eingefallen. Der Mann weiß jetzt, dass er einen großen Fehler gemacht hat.

    Eiszeit! Das trifft es genau! Zehntausend Jahre Eiszeit!
    Sie sind auf dem Rückweg zum Kommissariat, und Conrey ist sich absolut sicher, dass er nicht irgendwer ist! Er ist jünger als Ohayon, hat trotzdem denselben Dienstrang.
    Eiszeit!
    Conrey hat nichts gegen Ohayon. Obwohl er sich manchmal fragt, wofür Ohayon eigentlich bezahlt wird. Conrey hat den Ruf eines zuverlässigen Mitarbeiters. Er weiß das. Er schläft auch nicht während der Nachtschicht. Und er hat es schon gar nicht nötig, so ein lächerliches Auto zu fahren wie Ohayon. Conrey weiß, dass Ohayon leidet. Weil er klein ist. Unattraktiv. Ob seine Antriebslosigkeit damit zusammenhängt? Conrey vermutet es. Trotzdem hat Ohayon eine Sonderstellung. Der Kommissar zieht Ohayon öfter ins Vertrauen als ihn. Vielleicht sind sie befreundet, dagegen kommst du nicht an. Darüber, ob der Kommissar und Ohayon befreundet sind, hat Conrey in letzter Zeit oft nachgedacht.Nur, was ist das für eine Freundschaft? Sie sind so unterschiedlich, wie sie kaum unterschiedlicher sein könnten. Ja, und neulich war ihm ein ganz sonderbarer Gedanke gekommen. Vielleicht ist der Chef gar nicht so selbstsicher, wie alle glauben. Vielleicht braucht er deshalb einen Zwerg an

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