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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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Handschuhe getragen, allein schon wegen der Kälte. Also keine Suche im Schnee. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    »Ich fahr morgen noch mal raus. Übrigens haben die Suchmannschaften keine weiteren Jugendlichen im Wald gefunden, und sie sind jetzt durch. Am Fundort liegen inzwischen fast fünfzig Zentimeter und es schneit munter weiter. Scheiße ist das. Ach ja, ehe ich’s vergesse! Vorhin war jemand von der freiwilligen Feuerwehr da. Der sagte, es sei üblich, dass sie einen Kasten Bier kriegen, wenn sie nachts raus müssen. Und da Resnais sie hinbeordert hat …«
    Roland Colbert nickt. »… bezahl ich das Bier.«
    »Sieht so aus, Roland.«
    »Und die Hunde kriegen nichts?«
    »Das ist deine Entscheidung.«
    »Hm. Gibt’s nicht irgendeine Stelle, die so was bezahlt?«
    »Meinst du jetzt die Hunde oder das Bier?«
    Der Kommissar erinnert sich. Es sind schöne Gedanken. Letztes Jahr war er mit Juliet auf dem Feuerwehrfest. Juliet hatte zwei Mal beim Leiterspiel gewonnen und danach auch noch als Erste den großen Knoten aufgekriegt. Eine Kaffeemaschine hatten sie gewonnen. Er war sehr stolz auf sie gewesen. Nicht nur, weil sie gewonnen hatte. Es war ein berauschender Abend gewesen. Sie hatten lange getanzt und sich anschließend draußen geliebt. Hinter dem Schuppen, da, wo der alte Fischer seine Netze zum Trocknen aufhängte. Die Netze und wie Juliet sich darin verfangen hatte … Und ich hatte den Feuerwehrleuten vier Flaschen Bier geklaut! Die sie danach tranken, während über ihnen die Netze baumelten, während sie zum ersten Mal über Kinder redeten …
    »Roland? Alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Dann ist ja gut.«
    Roland Colbert nickt, erkennt, wie gerecht und gut die Welt manchmal ist und beschließt, den Kasten Bier für die freiwillige Feuerwehr zu bezahlen. Er findet es gut und wichtig, dass es so was gibt. Nicht nur wegen dem Sex unter den Fischernetzen. Wer außer der Feuerwehr wäre mitten in der Nacht so schnell draußen gewesen, um nach verirrten Menschen zu suchen? Dann fällt ihm noch etwas ein.
    »Ach ja! Ich hab hier ein Handy. Von dem Jungen, der im Krankenhaus liegt. Kannst du dich damit mal befassen? Vielleicht kriegst du raus, wie er heißt. Und stell fest, wen er angerufen hat. Er hat im Krankenhaus von Philippe und Max gesprochen. Ich hab keinen Max in seinem Adressbuch gefunden. Probier das bitte durch. Ach, und der Mercedes von Walter Heimann. Was ist damit?«
    »Gut möglich. Die Spurbreite kommt hin. Die Proben werden noch untersucht.«
    »War übrigens toll.«
    »Was?«
    »Dass du gleich zum Parkplatz gelaufen bist.«
    Es klopft. Roland Colbert sieht sofort, dass es Ohayon nicht gut geht. »Hat die Mutter was gesagt?«
    Ohayon wird deutlich. Etwas, das äußerst selten vorkommt. »Na was schon! Geheult hat sie und ist zusammengeklappt!« Eine kleine Pause. »Aber sie wusste was. Geneviève hat sich, bevor sie ins
Chaise Longue
gefahren ist, mit einer Freundin getroffen. Kristina Stühler heißt die. Wohnt unten am Bahnhof. Ich war da. Die wusste es noch nicht.«
    Ohayon bricht ab, und Roland versteht, was das bedeutet. Er schlägt vor, in die Kantine zu gehen, und macht Grenier ein Zeichen, ihnen zu folgen.

    Die Kantine der Polizeistation von Fleurville ist im Souterrain untergebracht, die Deckenhöhe beträgt genau 2 Meter 72. Ein ausgesprochen flacher Raum also, der seit seiner Errichtung 1961 nie renoviert wurde. Die Wände, selbst die Decke, sind mit einer sonderbar altertümlichen Holztäfelung verkleidet. Vollkommen unpassend für einen Stahlbetonbau. Gemütlich. Vielleicht war das der Gedanke. Zum Holz der Wände kommt noch braunes, stark nachgedunkeltes Linoleum. Und neunzehn Blechlampen gibt es, die an schwarzen Kabeln über neunzehn Holztischen hängen. Im Moment sitzen nur sieben Leute an diesen Tischen. Ach ja! Manche Mitarbeiter bilden sich von Zeit zu Zeit ein, die Blechlampen würden ganz leicht hin und her pendeln. Eine optische Täuschung natürlich, aber keine unerklärliche. Die Kantine der Polizeistation von Fleurville würde nämlich nicht schlecht in ein Schiff passen. Und zwar in ein altes Schiff. Aber es ist kein Schiff, Roland ist nicht der Kapitän, und Ohayon trinkt keinen Rum, sondern Cognac. Die Flasche steht noch auf dem Tisch. Eine Flasche Cognac? In der Polizeikantine? Es ist eine Ausnahmesituation.
    »Kristina wusste noch gar nicht, dass ihre Freundin tot ist. Bei der Mutter, das war schon schlimm. Aber bei derKleinen … Die konnte fast nicht

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