Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
Vom Netzwerk:
in der Zentrale ab und geht in seine Pension.

    Er hat einen großen Fehler gemacht … das hätte ich wissen müssen, dass die jemanden hinstellen … Er fährt so schnell durch den Wald, dass er zwei Mal hart aufsetzt … nicht so schnell, wenn du jetzt stecken bleibst … Er hat Angst. Es hat sich umgedreht! Ja, es hat sich umgedreht. Eigentlich ist er es doch, der immer alles berechnet. Er ist der Verfolger, von dem die anderen nichts wissen. … Die Straße!
    Er kann nicht mehr überlegen. Er kann nur noch fahren. Sein Fehler. Sein ungeheurer Fehler. Er zwingt den Gedanken weg, um sich aufs Fahren zu konzentrieren. Er muss so schnell wie möglich nach Hause. Der ruft natürlich im Kommissariat an! Er meint, die Gestalt, die über die Lichtung auf ihn zugerannt ist, war ein Mann. Dann sieht er in großer Entfernung das bläuliche Flackern. Er versteht sofort. Sie kommen! Er reagiert schnell. Schaltet das Licht aus. Zurück! Das Tier in ihm weiß, was zu tun ist. Er wendet den Wagen. Es dauert eine Weile auf der engen Straße. Er fährt zwei Mal in die Schneehügel rein, die der Straßenräumdienst an die Seite geschoben hat. Aber er schafft es. Fährt zurück.
    Hoffentlich ist er nicht bis an die Straße gelaufen! Bitte! Er nimmt an, dass er von einem Mann verfolgt wurde. Anders kann er es sich nicht vorstellen. Er fährt an der Stelle vorbei, wo der kleine Weg aus dem Wald kommt. Keiner,Gott sei Dank! Er hat Glück, dass Grenier gefallen ist. Er weiß nichts von seinem Glück. Wäre Grenier nicht gefallen, stünde sie jetzt an der Straße.
    Er fährt weiter. Erhöht das Tempo … nach Deutschland und dann irgendwie zurück … nicht mit dem Auto …! Woher kommt dieser Einwand? Ein guter Einwand. Die sperren bestimmt alles ab! Er ist jetzt ganz klar im Kopf und etwas Vertrautes kehrt zurück. Das Gefühl der Spannung. Es ist, als würde er einem Mädchen folgen. Es ist trotzdem anders. Es ist viel besser. Er weiß jetzt Bescheid. Ich bin nicht schuldig! Es hat sich gelohnt, noch einmal zur Lichtung zu gehen. Er hat sich erinnert. Seine Gedanken geordnet. Dann muss er lachen. Was für ein Widerspruch! Er weiß jetzt, dass er unschuldig ist. Und flüchtet gleichzeitig vor der Polizei. Ja! Es ist ein Spiel. Ich spiele mit ihnen. Jetzt, wo er weiß, dass er unschuldig ist, macht das Spiel noch mehr Spaß. Denn: Selbst wenn sie ihn schnappen, kann ihm nichts passieren.

    »Was sagt der Arzt? Ist die Nase gebrochen? Ja, oder?«
    »Angeknackst. Geht schon.«
    Marie Grenier sieht aus wie ein Verbrecher aus dem Wilden Westen, dem das Halstuch hochgerutscht ist. Natürlich ist es kein Halstuch, sondern ein provisorischer Verband, bei dem unten ein Zipfel raushängt. Ein drolliger, unerklärlicher Zipfel. Es ist trotzdem nicht lustig. Keiner hat gelacht. Grenier hat sich geweigert, ins Krankenhaus zu fahren. Gerade beugt sie sich über die Spur, die im Scheinwerferlicht gut zu erkennen ist.
    »Besser geht’s nicht. Wenn der nicht sofort die Reifen wechselt, kriegen wir ihn.«
    »Das heißt, wir untersuchen ab jetzt bei jedem Verdächtigen erst mal die Reifen, oder? Na ja, das kann er sich natürlich denken.«
    »Die Abdrücke der Schuhe haben wir auch. Gute Gebirgswanderschuhe, würde ich sagen. Größe 45 mindestens. Also ziemlich sicher ein Mann. Wir haben viel.«
    »Nur ihn selbst haben wir nicht, oder? Der ist bestimmt nach Deutschland gefahren. Vielleicht kam er in der Mordnacht auch aus Deutschland, was meinst du, Roland?«
    »Möglich.«
    »Wahrscheinlich hat er damals auch hier am alten Knutschweg geparkt.«
    Grenier starrt Ohayon wütend an.
    »Du kennst diesen Weg?«
    »Ja, das ist der alte Knutschweg.«
    »Der alte was?«, will Conrey wissen.
    »Der alte Knutschweg. Der heißt so, weil …«
    »Und warum hast du mir nichts von diesem Weg gesagt? An dem Morgen, als wir Geneviève gefunden haben.«
    »Vergessen. Den Weg benutzt schon lange keiner mehr. Außer denen vom Forstamt.«
    Grenier schüttelt den Kopf, Roland Colbert zuckt mit den Schultern.
    »Jedenfalls ist das die Stelle, wo der König zuerst nach Thomas gesucht hat. Und der hat ausgesagt, dass er Reifenspuren gesehen hat. Mittelklassewagen.«
    »So wie die hier!«, erklärt Grenier, bemerkt, dass sie etwas am Mund kitzelt und drückt den Zipfel unter den Verband.
    »Also ist er von hier gekommen. Klingt logisch, oder? Nur, woher wusste er, dass Geneviève überhaupt hier auftauchen würde?«
    »Tja … Entweder, er hat geahnt, wo sie hin will

Weitere Kostenlose Bücher