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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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Läuft. Das Handy am Ohr. Resnais meldet sich. Wie gut, dass Resnais immer an Telefon sitzt! Wie gut! Grenier kann kaum noch reden.
    »Hier Grenier! Ich bin auf der Lichtung, wo wir das Mädchen gefunden haben … hier war jemand … ist jetzt in den Wald gelaufen … verfolge ihn … ich brauche Verstärkung … alle Fahrzeuge kontrollieren … ich brauche meine Mannschaft. Scheinwerfer … Sofort! Sag Roland Bescheid …brauche ihn … sofort … alle Fahrzeuge kontrollieren, die Richtung Fleurville fahren … Ende.«
    Marie Grenier dringt in den Wald ein. Sie entdeckt die Fußspuren und versucht ihnen zu folgen. Es ist dunkel. Die Taschenlampe ist im Rucksack. Scheiße! Sie hört, wie in einiger Entfernung ein Motor angelassen wird. Läuft auf das Geräusch zu. Dunkel. Die Wurzel. Der Schnee über der Wurzel. Marie Grenier stürzt und schlägt mit dem Kopf hart auf. Sie hört ein Knirschen. Der Schmerz in ihrer Nase ist so groß, dass ihr schwarz vor Augen wird. Trotzdem rappelt sie sich hoch … der fährt weg … läuft weiter auf das Geräusch zu. Etwas läuft ihr in die Nase. Sie kennt den Geschmack. … Blut … Das Geräusch des Fahrzeugs entfernt sich. Marie Grenier kann nicht mehr. Sie sinkt auf die Knie, ihr Kopf sackt nach vorne. Ihr Gesichtsfeld ist verschwommen, aber sie sieht, wie ihr Blut den Schnee rot färbt.

    Die Erde, die Grenier am Unterboden von Heimanns Mercedes gefunden hat, stammt von der Lichtung. Das soll Heimann erklären. Er hat also erklärt, wann er das letzte Mal oben an der Lichtung war. Bei Madame Darlan. Sie hätten über deutsche Literatur gesprochen, erklärt Heimann. Deutsche Klassik. Ein gemeinsames Interesse. Das ist angeblich acht Tage her. »Oder nein! Neun! Neun Tage! Entschuldigung …«
    Er hat außerdem ausgesagt, dass er nie den Weg vom Parkplatz her nimmt, dass der Weg um den See und durch den Wald ihm viel zu weit sei. Wenn er Madame Darlan besucht hat, ist er immer von der deutschen Seite gekommen. Ohayon fällt auf, dass Heimann sich nicht wohl fühlt bei den Fragen, die Madame Darlan betreffen. Als der Kommissar dann noch mal über den alten Fall spricht, bekommt Heimann einen Wutausbruch. Er besteht darauf, dass er damals von allen Vorwürfen freigesprochen wurde. Roland Colbert versucht ihn zu beruhigen.
    »Hören Sie auf, Herr Heimann. Ich bin nicht daran interessiert, noch einmal in den Fall von damals einzusteigen, und natürlich ist mir klar, dass damals viele Menschen aus der Zeitung von der Sache wussten. Aber ich glaube nicht, dass ein Zeitungsleser von damals bei unserem Käseblatt angerufen hat. Vor allem nicht um halb fünf Uhr morgens. Die Verbindung muss direkter sein. Ich habe Sie das schon zwei Mal gefragt, ich frage Sie noch mal: Gibt es hier in Fleurville nicht vielleicht doch jemanden, der von den Vorfällen in Saarbrücken Kenntnis hat? Einen Insider? Also einen ehemaligen Kollegen, einen Schüler, einen aus dem Kreis des Opfers. Vielleicht einen Polizisten.«
    Walter Heimann antwortet sofort. »Nein, das habe ich Ihnen aber auch schon drei Mal gesagt! Es gibt nur einen einzigen alten Freund in Saarbrücken, der überhaupt weiß, wo ich jetzt lebe.«
    »Ihr Freund. War das ein Kollege?«
    »Ja.«
    »War das der, bei dem Sie an dem Abend waren, als Geneviève getötet wurde?«
    »Ja. Stimmt. Das war der.«
    »Interessant.«
    »Sie glauben, dass er bei der Zeitung angerufen hat? Aber warum? Und woher sollte er überhaupt wissen, dass hier eine junge Frau ermordet wurde?«
    »Keine Ahnung, Herr Heimann. Vielleicht ist er Ihnen hinterhergefahren. Vielleicht hat er Geneviève ermordet und Sie dann denunziert, um uns auf Ihre Spur zu setzen. Es gibt viele Möglichkeiten!«
    »Ja, aber nicht diese. Mein Freund hat nur noch ein Bein.«
    Die Tür wird aufgerissen, es ist Resnais.
    »Du musst kommen, Roland. Du auch, Ohayon. Grenier verfolgt jemanden im Wald.«
    »Allein?«
    »Ich glaube, ja. Wir sollen hinkommen, Scheinwerfer mitbringen, die Jungs von der Spurensicherung hab ich schon angerufen … Alle Autos, die nach Fleurville fahren, werdenangehalten und überprüft. Ich hab schon eine Mannschaft losgeschickt.«
    Roland Colbert und Ohayon folgen Resnais.
    »Die fahren doch hoffentlich nicht mit Blaulicht.«
    »Blaulicht?«
    »Ruf sie an. Kein Blaulicht, nichts Auffälliges. Kein Licht. Sag das sofort durch.«
    Der Raum ist leer. Walter Heimann wartet noch eine Weile. Dann steht er auf und verlässt das Verhörzimmer. Er meldet sich ordnungsgemäß

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